Trotz Oscarpleite: 5 Gründe, warum man das Bob-Dylan-Biopic nicht verpassen sollte

Nah am Original: Timothée Chalamet lernte eigens für „A Complete Unknown“ Gitarre spielen und sang alle Songs live
Credit: Imago
Nah am Original: Timothée Chalamet lernte eigens für „A Complete Unknown“ Gitarre spielen und sang alle Songs live
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Trotz acht Nominierungen ging das Bob-Dylan-Biopic „A Complete Unknown“ bei den Oscars 2025 leer aus – ein Ergebnis, das viele überraschte, auch wenn der Film nicht als Top-Favorit galt. Timothée Chalamet musste sich in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ Adrien Brody (The Brutalist) geschlagen geben, und auch Monica Barbaro, nominiert als Beste Nebendarstellerin, Edward Norton sowie Regisseur und Drehbuchautor James Mangold blieben ohne Auszeichnung. Wer jetzt glaubt, er könne sich den Film sparen, liegt falsch – und zwar aus diesen 5 Gründen. 

Von: David Holzner
03.03.25
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1. Grund, warum man „A Complete Unknown“ nicht verpassen sollte: Timothée Chalamets Stimme

Kritiker und eingefleischte Fans reagierten zunächst skeptisch, als die Nachricht die Runde machte: Timothée Chalamet soll in einem Biopic Bob Dylan verkörpern – und dabei selbst singen. Wie soll man Bob Dylans unverwechselbare Stimme imitieren, ohne in eine überzeichnete Parodie abzurutschen? Eine endgültige Antwort darauf gibt es nicht, doch fest steht: Chalamet hat es irgendwie geschafft. Trotz des typischen nasalen Klangs kommt er erstaunlich nah ans Original heran, kreiert aber etwas eigenes. Der Soundtrack zum Film hat auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung als Bob-Dylan-Coveralbum.

Auch das Gitarrenspiel eignete sich Timothée Chalamet eigens für die Rolle an – und hatte dafür mehr als genug Zeit. Die Produktion wurde erst durch die Pandemie, dann durch den Schauspielerstreik in Hollywood verzögert, sodass ihm am Ende beinahe fünf Jahre blieben, um Dylans Gesang und Spieltechnik zu verinnerlichen. Mit Erfolg. Wenn der Abspann läuft, möchte man am liebsten selbst zur Gitarre greifen – sei es, um das Instrument neu zu erlernen oder um die alte Klampfe wieder aus dem Schrank zu holen.

2. Grund, warum man „A Complete Unknown“ nicht verpassen sollte: Edward Nortons Mimik

Mindestens ebenso beeindruckend – wenn auch mit weniger Leinwandzeit – ist Edward Norton in der Rolle von Pete Seeger, Folk-Musiker und einer der frühen Förderer Bob Dylans. Auch Norton bereitete sich akribisch auf die Rolle vor: Er sichtete unzählige Aufnahmen des echten Seeger, studierte Interviews, öffentliche Auftritte und Konzerte, um dessen Wesen so authentisch wie möglich einzufangen. 

Was Norton jedoch besonders herausragend macht: Von der Musik völlig ergriffen, verkörpert er den erstmaligen Dylan-Zuhörer perfekt. Seine Mimik allein lässt uns im Jahr 2025 nachempfinden, wie es sich für Dylans Zeitgenossen angefühlt haben muss, als sie zum ersten Mal Songs wie „The Times They Are a-Changin“ hörten.

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3. Grund, warum man „A Complete Unknown“ nicht verpassen sollte: Monica Barbaro als Joan Baez

Die Beziehung zwischen Joan Baez und Bob Dylan gehört zu den legendärsten Romanzen der Musikgeschichte. Sie, bereits eine gefeierte Größe der New Yorker Folk-Szene, verliebt sich in den aufstrebenden Songwriter, der bald zum Sprachrohr einer ganzen Generation werden sollte. 

Während Bob Dylan auch heute noch weltbekannt ist, gerät Joan Baez zunehmend in Vergessenheit – dabei war sie weit mehr als nur seine Muse. Baez war eine der wichtigsten Stimmen der Folk-Bewegung der 1960er, eine Musikerin, deren Kunst und Aktivismus untrennbar miteinander verbunden waren. Mit ihrem Engagement für Bürgerrechte und Pazifismus prägte sie nicht nur eine Ära, sondern auch Dylans frühen musikalischen Weg. Sie brachte seine Songs einem breiten Publikum näher, holte ihn auf die Bühne und machte ihn zum festen Bestandteil der Folk-Szene.

In „A Complete Unknown“ wird Joan Baez von Monica Barbaro verkörpert – eine Performance, die ihr eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin einbrachte. Besonders in den Live-Auftritten des Films zeigt sich, wie nah sie dem Original kommt. Etwa in der eindrucksvollen Szene beim Newport Folk Festival, in der Baez und Dylan im Duett singen – ein Moment in dem die Chemie zwischen den beiden so greifbar ist, dass bei Bob Dylans damaliger Lebensgefährtin Sylvie Russo (Elle Fanning) die Tränen fließen.

4. Grund, warum man „A Complete Unknown“ nicht verpassen sollte: Bob Dylans Songs sind relevanter denn je

Es ist die Kuba-Krise 1962. Während ganz Manhattan aus Angst vor einem möglichen Atomangriff durch die Sowjetunion nach Hause zu eilen scheint, läuft ein junger Bob Dylan durch die leeren Straßen von New York, einen Gitarrenkoffer in der Hand. In einem staubigen Kellerclub versammelt sich eine kleine Gruppe von Folk-Fans, die sich nicht von der Angst lähmen lässt und sie hören einem jungen Mann mit einer Gitarre zu. Dylan singt „Masters of War“, ein Anti-Kriegs-Lied, das später auf seinem gefeierten Debütalbum „The Freewheelin“ erscheinen wird. Die Menge verstummt, als er den Krieg nicht als abstraktes Konzept besingt, sondern ihn direkt anspricht – als wäre er eine Person, ein Feind aus Fleisch und Blut. 

Es sind Songs wie diese, die zeigen warum Bob Dylans Musik relevanter denn je ist. Indem er keine Namen, keine Daten, keine spezifischen Ereignisse nennt, bleibt sein Text universell – ein Song, der in jeder Epoche seine Wucht entfaltet. „Masters of War“ ist ein Lied, das man heutigen Staats- und Regierungschefs auf Dauerschleife vorspielen sollte.

5. Grund, warum man „A Complete Unknown“ nicht verpassen sollte: Coole Sonnenbrillen

Eine Sache, die nach „A Complete Unknown“ definitiv auf jeder Bucket List stehen sollte: Nachts mit Sonnenbrille durch Manhattan zu laufen. Spoiler: Es sieht verdammt cool aus. Zugegeben: Wahrscheinlich funktioniert das nur, wenn man Timothée Chalamet oder Bob Dylan heißt – aber was soll's. Einmal im Leben sollte jeder vollkommen unbeeindruckt durch die Welt laufen, ohne sich um irgendetwas zu scheren. 

Bei Bob Dylan jedoch war diese Haltung mehr als nur Attitüde und Stil. Es war seine Art mit dem Ruhm umzugehen. Die ständige Erwartungshaltung, für jeden eine Antwort, eine Botschaft, eine Richtung haben zu müssen. Die ablehnende Haltung diesen Forderungen gegenüber fängt Chalamet in seiner Darstellung meisterhaft ein: Bob Dylan war Punkrock.

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