Schlank gespritzt in den Sommer starten: Ist die Abnehmspritze Ozempic eine gute Idee?


Philip Wolff, Playboy-Textchef, findet: Was für eine geile Frühjahrs-Idee!
Schade, dass viele Dinge, die Spaß machen, so ungesund sind. Das abendliche Rumhängen mit Freunden raubt dir den Schlaf. Beim Golfspielen droht die Golfschulter, beim Fußballgucken der Leberschaden, und was beim leckeren Essen das Cholesterin, ist am Strand der Hautkrebs. Außerdem lese und schreibe ich gern. So was hier zum Beispiel. Meine Arbeit gehört eindeutig zu den Sachen, die mir Spaß machen. Zeit ist nämlich nicht Geld, sondern Leben, weshalb ich sie ungern mit freudlosen Dingen vergeude. Sie sagen, am Schreibtisch sitzen sei das neue Rauchen? Dann bewege ich mich halt zum alten Rauchen auf den Balkon. Und schaue runter auf Leute, die versuchen, sich mehr Lebenszeit durch Jogging zu erstrampeln, damit sie später den Seniorenkaffee im Kreise anderer schlanker Greise nicht verpassen. Ich wäre dann lieber auf leichten Drogen wie damals als Altersheim-Zivi.
Das Einzige, was mich beim vergnüglichen Älterwerden manchmal nervt: Der Körper spiegelt, bei sommerlichem Tageslicht betrachtet, nicht mehr den jugendlichen Geist wider, der ihm innewohnt. Er ist einfach zu dick. Deshalb habe ich versucht, mir den Appetitzügler Ozempic verschreiben zu lassen. Drei Monate lang das Gewicht runterspritzen auf Bademodenmaße – so machen es die Hollywood-Stars auch, zum Beispiel vor den Oscars. Was für eine geile Frühjahrs-Idee: eine Sekunde pro Woche piksen, statt Stunden auf dem Laufband totschlagen. Leider hatten nur meine dicksten Freunde so diabetesähnliche Werte, dass sie Ozempic auf Rezept bekamen. Und die Schwarzmarktpreise sind mir zu hoch. Aber wenn ich weiter so ungesund lebe, kann das mit der Verschreibung noch werden, sagt meine Ärztin.
Nina Habres, Playboy-Redakteurin, findet: Ohne Sport weiß man die Gesundheit seines Körpers weniger zu schätzen
Manche Menschen haben diese guten Gene und diesen beneidenswerten Stoffwechsel, die es ihnen erlauben, ihre Ernährung auf Pizza und Pommes aufzubauen, ihre Flüssigkeitszufuhr über Spezi zu regeln und trotzdem schlank zu sein. Ich gehöre nicht dazu. Weil mir Pizza aber auch besser schmeckt als Thunfischsalat und stilles Wasser und ich trotzdem gern weiterhin in meine Hosen passen möchte, führte in den letzten Jahren kein Weg am regelmäßigen Sport vorbei. Jetzt gäbe es einen: die Ozempic-Spritze. Aber zu ihr will ich, sosehr mein innerer Schweinehund sich manchmal darüber freuen würde, nicht greifen. Denn er und ich haben inzwischen noch etwas viel Besseres am Sport entdeckt, als dass er die Form des Körpers bewahrt: Man lernt den Kollegen Körper so richtig schätzen.
Ich habe das Privileg, nicht chronisch krank zu sein, funktionierende Organe, zwei völlig intakte Arme und Beine und auch sonst alles, was ein Körper braucht, um als gesund zu gelten. Wie verschenkt wäre es bitte, das nicht zu genießen? Klar, das kann man auch hin und wieder gemütlich auf der Couch. Das kann man aber auch außerhalb seiner Komfortzone, wo man Grenzen auslotet und spürt, dass der Körper bereit ist, das Leben, das man leben will, mitzuleben. Erst letztens habe ich mich beim Joggen zum Beispiel gefreut, dass mich meine Beine einen Kilometer weiter getragen haben als noch vor ein paar Wochen. Wenn meine kleinen Brüder im Sommer im Garten kicken wollen, bin ich ready. Auch die 10-Kilo-Hantel hat sich im Fitness-Studio schon mal deutlich schwerer angefühlt. Dasselbe dachte ich mir übrigens auch erst über die Kiste Bier, die ich in die Wohnung getragen habe. Wollen wir uns dazu eine Pizza bestellen?