1. Anekdote zur deutschen Erstausgabe von 1972: Der falsche Hase
Nicht nur eingefleischte Playboy-Fans können aus dem Stegreif sagen, wie das Playboy-Logo aussieht. Das ikonische Bunny-Logo repräsentiert seit der zweiten US-Ausgabe das Männermagazin und zierte für einige Jahre das Cover jeder amerikanischen Ausgabe – mal offensichtlich, mal versteckt. Auch auf dem Cover der deutschen Erstausgabe war der Hase zu sehen. Auf dem rechten Ärmel des T-Shirts, das das Cover-Model trägt, prangt es lila auf gelb. „Das Heft verkaufte sich wie geschnitten Brot, wir hingen an den Telefonen und hörten nur Triumphmeldungen: ‚Frankfurter Hauptbahnhof ausverkauft!‘“, erinnerte sich Raimund le Viseur, der erste Redaktionsleiter des Playboy in Deutschland, in unserer Special-Ausgabe, die wir Playboy-Schöpfer Hugh Hefner nach seinem Tod widmeten. „Als aber das erste Heft Chicago erreichte, fiel man im Playboy-Building am Michigansee reihenweise in Ohnmacht.“ Denn ja, das Bunny-Logo war auf dem Cover genau so zu sehen, wie es 1953 Art Paul entworfen hatte. „Nur: Das deutsche Bunny guckte nach rechts! Eine Todsünde! Es folgten Stapel von Faxen nach München und zurück nach Chicago.“ Wäre Ihnen der Fauxpas aufgefallen?
2. Anekdote zur deutschen Erstausgabe von 1972: Der verkannte Dichter
Hinter dem Bunny-Skandal wäre selbst die Heinrich-Heine-Affäre verblasst, schreibt le Viseur weiter. „Wir druckten ein Heine-Glanzstück im sogenannten Ribald-Classic, einer Rubrik für galante Geschichten aus der Weltliteratur. Am Ende stand der Autorenname, Boccaccio oder Tolstoi, dazu der Name des Übersetzers.“ In Chicago, wo sich das Headquarter des US-Playboy zu der Zeit befand, nahm man die Ausgabe aber ganz genau unter die Lupe. So monierte Chicago schriftlich, dass bei Heinrich Heine kein Übersetzer angegeben sei. „Wir vom Bunny-Skandal noch immer erschütterten Krauts in der Augustenstraße in München antworteten: ‚Heinrich Heine happened to be German.‘“
3. Anekdote zur deutschen Erstausgabe von 1972: Einladung nach Chicago
Bevor das Heft überhaupt auf den Markt kam, ließ es sich Hugh Hefner nicht nehmen, die Mannschaft, die seinen Playboy in Deutschland etablieren sollte, kennenzulernen und ihnen seine Welt höchstpersönlich vorzustellen. Also ließ er Raimund le Viseur und zwei seiner Kollegen nach Chicago einfliegen – und zwar erster Klasse. Nach den ersten Eindrücken in der Mansion east (die le Viseur mit den Worten „wäre es denkbar, sich das Pantheon als gewaltiges Rechteck vorzustellen, hier war es Realität“ beschreibt) und der Begegnung mit 40 kostümierten Bunnys (le Viseur hat sie gezählt) erschien Hefner nachts um drei Uhr. Er stellte seinen deutschen Gästen seinen Entwurf der neuen Ausgabe vor. „In diesen Augenblicken begriff ich: Dieser Hefner war alles andere als die Karikatur eines Sexmagazin-Tycoons, er war ein sinnlicher, instinktiver, traumwandlerlischer Kompositeur der exotischen Pflanze Magazin. Ja, ich wage es seit dieser Nacht zu sagen: Ich glaube, er war auf seine Weise ein Genie.“
Der nächste Abend des Besuchs stand im Zeichen des Glamours: Hefner zelebrierte die Vorabpremiere des offiziell noch nicht uraufgeführten Films „Cabaret“, bei der Hauptdarstellerin Liza Minelli neben ihm saß. Er erzählte von teuren Anzügen, seinem Umzug nach Los Angeles und seinem neuen Flugzeug, das später als „Big Bunny“ in die Geschichte eingehen sollte.
„Viele Welten lagen zwischen Chicago und der ersten deutschen Playboy-Redaktion“, schreibt le Viseur. „Zurück in Deutschland, bezogen wir eine schmucklose Unterkunft an der Münchner Augustenstraße. Einige wenige Zimmer, ein halbes Dutzend Redakteure, aus allen Städten und mancher Redaktion zusammengewürfelt. Ein Provisorium. Der veranstaltende Bauer-Verlag legte Wert auf Sparsamkeit. Als ich, der Redaktionsleiter, ein neues Zimmer brauchte, hängte man schnell mobile Fertigteile zusammen. Leider blieb kein Platz für eine Tür. Der Chefredakteur war eingeschlossen und konnte sich nur durch lautes Geschrei befreien lassen.“
4. Anekdote zur deutschen Erstausgabe von 1972: Das angezogene Cover-Model
Jaja, wir schmunzeln auch darüber, dass das Covermodel des ersten deutschen Playboy dermaßen angezogen war. Die blonde Schönheit, die das Cover zierte, heißt Gaby Heier. 1972, wird sie später sagen, „habe keiner gefragt, ob ich mich ausziehen will“. Auch im Heft selbst kam Gaby Heier abseits des Covers nicht mehr vor. Wir holten das in der Februar-Ausgabe 2003 nach.
5. Anekdote zur deutschen Erstausgabe von 1972: Lieber Playboy ...
Die Vorfreude auf das Erscheinen des deutschen Playboy muss groß gewesen sein. Um nicht zu sagen: exorbitant. Denn schon vor Erscheinen der ersten Ausgabe erreichten die damalige Redaktion zahlreiche Leserbriefe, die prompt gedruckt wurden. Auf sechs Seiten kamen schon in der August-Ausgabe 1972 so einige Stimmen zu Wort, die verlauten lassen, was sie vom deutschen Playboy erwarten, worauf sie sich freuen, was sie sich erhoffen. Darunter: Briefe von Showmaster-Ikone Rudi Carrell, dem Humoristen Loriot und dem Kult-Sänger Udo Jürgens.
So schrieb beispielsweise Rudi Carrell aus Bremen: „Seit vielen Jahren bin ich ein begeisterter Playboy-Leser. Daß die Zeitschrift jetzt auch in deutscher Sprache erscheint, kann ich nur begrüßen. Sie wird sicherlich in der Bundesrepublik genauso viel Erfolg haben wie in den Staaten.“
Aus Ammerland erreichte den Playboy Post von Karikaturist Loriot: „Der deutsche Playboy bietet Möglichkeiten für die Kreation einer Zeitschrift, wie sie in Deutschland fehlt: ebenso frivol wie seriös, mit Geschmack, am Rande des Erlaubten, gelegentlich geistreich und womöglich informativ. Themen, die mich nicht interessieren würden: Ob das neue Jaguar-Modell 20 PS mehr hat, daß man für 1000 DM bei englischen Schloßbesitzern frühstücken kann, die Aufnahmebedingungen eines Hamburger Golf-Clubs, Einzelheiten aus der Lebensführung alternder Playboys. Der Titel Playboy ist gewiß nicht zeitgemäß, aber er ist ein Markenartikel und eine Diskussion darüber ist, glaube ich, nicht möglich.“
Und Udo Jürgens schrieb aus Kitzbühel: „Ich erwarte vom Playboy das Besondere, ganz gleich, ob es sich um Frauen oder Autos handelt. Ich will wissen, ob die Dinge im Leben, die ich hübsch und begehrenswert finde, auch von anderen für hübsch und begehrenswert befunden werden. Und was ich mir darüber hinaus noch wünsche, sind die Themen und Autoren, für die es heute in unserer angepaßten Illustrierten-Welt kaum noch Platz gibt.“
Übrigens: Das Forum, das Sie auch von unserer heutigen Ausgabe bestens kennen, füllte darüber hinaus weitere Seiten. Und zwar zehn Stück: von Seite 38 bis 48.
50 Jahre Playboy: Wöchentlich neue Inhalte rund um unser Jubiläum
2022 ist für den deutschen Playboy ein aufregendes Jahr. 50 Jahre wird unser Magazin diesen August nämlich alt. Ein Jubiläum, das wir ab sofort mit Ihnen feiern möchten. Und zwar auf verschiedenen Wegen: Mit einem Jubiläums-Countdown, bestehend aus wöchentlich neuen Artikeln und Inhalten aus der Welt von Playboy Deutschland und seiner Geschichte hier auf playboy.de – wie zum Beispiel diesem hier. Dieser Countdown endet erst mit unserem Jubiläums-Special im August. Erstrahlen werden die Jubiläums-Inhalte in einem neuen Seventies-Look, der Ihnen sicherlich schon aufgefallen ist.
Und mit einer Special Edition, über die sich nicht nur Nostalgiker freuen: Unsere Ausgabe mit den „50 schönsten Stars aus dem deutschen Playboy“ – ist ab sofort im Playboy Magazinshop und am Kiosk erhältlich. Diese Special Edition ist vielleicht das schönste Erinnerungs-Album aller Zeiten. Denn darin haben wir die besten Bilder der aufregendsten Stars aus 50 Jahren Playboy Deutschland für Sie neu zusammengestellt.
Alle Artikel