Sabine-Marie Schmidt
Was ich mag:
amerikanischen Südstaaten-Rap, Cheeseburger und Autos mit Vollausstattung
Was ich nicht mag:
3er Zonen und Zahnbelag
Freizeit:
Breakdance, Schlafen und Lesen
Mein größter Traum:
einzigartig und groß sein mit dem, was ich tue
Meine Zukunftspläne:
beruflicher Erfolg auf der ganzen Linie
Wo kann man mich treffen:
überall da, wo es Hennessy gibt und der DJ gut ist und im „Schraders” in Berlin-Wedding.
- Maße:
- 89 - 65 - 89
- Geburtstag:
- 29.07.1990
- Wohnort:
- Berlin
- Größe:
- 174 cm
Mein Leben
Meine Geburt im Krankenhaus Friedrichshain in Berlin war wohl alles andere als ein Vergnügen, da, zumindest aus der Perspektive meiner Mutter, einige ruppige Krankenschwestern und etliche stumpfe Nadeln beteiligt waren. Was ich damals am 01.03.1983 über das Ganze gedacht habe, bleibt wohl für immer eine große schwummrige Seifenblase aus Geräuschen, fremden langen Nasen und kräftigen Schlägen auf meinen wohlgeformten Po. Allerdings kann es wohl von der Erinnerung meiner Mutter nicht so weit entfernt gewesen sein, da die medizinische Versorgung, wie vieles in der ehemaligen DDR, von zufrieden stellend so weit entfernt war wie Margot Honecker von einer einigermaßen vernünftigen Haarfarbe. Also nichts wie weg aus diesem Land voller düsterer Häuserfassaden, unerträglicher Dederonschürzen und Stacheldraht.
So ziehe ich also als 3-Jährige mit meiner Mutter und meinem Vater in einem Zug los, um in einem Land zu wohnen, in dem man tatsächlich Englisch, Latein und Französisch als erste, zweite oder sogar dritte Fremdsprache wählen kann. Selbstverständlich ganz normal und auch dringend notwendig, da die Urlaubsorte unserer neuen Landsleute nicht Ostsee, Mecklenburger Seenplatte oder Bulgarien hießen. Sondern so klangvolle Namen besaßen wie Miami Beach, Balearen oder Maui. Zurückgelassen hatte ich drei ältere Halbbrüder und meinen, später erst schätzen gelernten, Geburtsort. Wohl wissend, dass ich vor ungefähr 23 Jahren nicht die geringste Entscheidung selbst treffen konnte. Doch ich sollte alle wieder sehen. Angekommen, hieß meine neue Heimat vorübergehend Gießen, im Bundesland Hessen. Rückblickend habe ich keinerlei Erinnerungen an diesen ersten Aufenthaltsort in der BRD. Nach Erzählungen meiner Mutter habe ich dort etwas Nettes zum Anziehen bekommen und meine erste Mickey Mouse.
Mit diesen wichtigen Errungenschaften ging es für unsere kleine Familie weiter in Richtung Baden-Württemberg. Dort lebten viele unserer – schon vor dem Mauerbau aus dem Osten geflüchteten – Verwandten. Eine süße kleine Erdgeschosswohnung bei Onkel Karl und Tante Dorle gab uns die ersten Jahre ein Zuhause in Freiberg am Neckar. In dieser Zeit erlebte ich meinen ersten Flug in einer Boeing 747 und kam in den Genuss von Lufthansa-Malzeug und Tomatensaft über den Wolken. Die Welt konnte nicht schöner sein. Doch dann rückte der Tag X immer näher, der Tag meiner Einschulung 1989 in der Grundschule Friedensstraße in Ludwigsburg. Dieser Tag war der Beginn einer Schreckenszeit voller geisteskranker Lehrer, minderbemittelter Mitschüler und überflüssiger Klassenarbeiten, doch diese Zeit sollte ganze zehn Jahre andauern. Bis zu meinem Abschluss versuchte ich es auf drei verschiedenen Schulen in der ganzen Bundesrepublik, mein erster Eindruck ist geblieben.
Mit 18 entschließe ich mich, an den Ort meiner Geburt zurückzukehren. Die Wohnung, in der ich zu Anfang lebe, kann ohne schlechtes Gewissen als Behausung oder auch Absteige bezeichnet werden. Immerhin, wenn man den Berliner Tageszeitungen und etlichen Nachbarn glauben schenken mag, so wohnten dort seinerzeit etwa 13 Zigeuner, die regelmäßig in der Einzimmerwohnung am offenen Feuer ihr Mittagessen köchelten und kurz vor Ende ihrer Zeit als Mieter dieser Wohnung in einem Anflug von Eifersucht das Messer zückten und ein Blutbad anrichteten. Diese Informationen haben definitiv nicht dazu beigetragen, dass ich mich in meiner neuen alten Heimat aufgehoben fühlte. Also auf zu neuen Ufern, und so beschloss ich, eine solide Ausbildung als Musik-&Medienmanagerin zu beginnen. In dieser Zeit wusste ich das erste Mal in meinem Leben genau, was ich mit diesem anfangen möchte. Das war ein Gefühl von angekommen sein.
So bot es sich auch an, nach fünf verschiedenen Wohnungen in nur zwei Jahren endlich eine Wohnung für Erwachsene zu beziehen, wozu es nicht mehr brauchte als ein separates Bad mit Badewanne, zwei Zimmern, einem Balkon und einem Kellerabteil mit Holzlattentür. Dieser Umstand verschaffte mir die nötige Ruhe und Ausgeglichenheit, um schlussendlich dieses Studium 2006 mit einem unerwartet guten Durchschnitt abzuschließen – und auf einmal war der Eindruck meines ersten Schultages von 1989 vergessen und vergeben.