„Ich war furchtbar romantisch“: Sophie Auster über Liebe, Verlust und ihr neues Album


Sophie, das vergangene Jahr hat Ihr Leben verändert. Ihr Sohn kam zur Welt. Ihr Vater, der Schriftsteller Paul Auster, starb wenig später an Krebs. Hat die Arbeit an Ihrem neuen Album Ihnen in dieser Zeit geholfen?
Gott, ja, das hat sie. In Phasen von großem Stress, schrecklichen Verlusten oder auch großer Freude hat meine Familie die intensiven Emotionen immer in etwas Produktives verwandelt. Als Kind sagten meine Eltern mir, ich solle alles aufschreiben, was mir widerfahre. Und jetzt gucke ich auf diese Lieder und staune, wie ich sie überhaupt hinbekommen konnte. Aber es ergibt Sinn: Wenn die Zeiten hart sind, machen wir sie zu Kunst.
Wann haben Sie mit dem Aufschreiben angefangen?
Ganz früh. Ich glaube mit sechs. Das ging dann so bestimmt bis 20, vielleicht 22. In meinem Elternhaus gibt es diesen Lagerraum, und darin steht eine Kiste mit Dutzenden meiner Notizbücher. Ich weiß gar nicht, wie viele es sind, locker über 100.
Warum haben Sie in Ihren frühen Zwanzigern aufgehört?
Weil ich ab da meine Songtexte hatte. Die sind eine Art Weiterführung meiner Tagebücher. Oh je, mir fällt gerade Marco ein.
Wer ist Marco?
Marco war ein Junge, den ich mit ungefähr acht Jahren richtig süß fand. Ich schrieb auf: Liebes Tagebuch, heute haben Marco und ich uns geküsst. Letztens las ich das noch mal, und ich dachte: Moment mal, haben wir das wirklich getan? Man erinnert sich doch wohl daran, wen man in der vierten Klasse geküsst hat, aber diese Marco-Episode fiel mir einfach nicht mehr ein. Bis mir klar wurde, dass ich mir das damals, gewissermaßen für mein späteres Ich, ausgedacht hatte. Es gab diesen Kuss nie. Leider (lacht).