Elegant durch Schnee und Eis: So performt der neue Elektro-SUV Cadillac LYRIQ


Über uns ragen die Bergspitzen in den Himmel, als wir dem Panorama Meter für Meter näherkommen. Zum ersten Mal an diesem Tag freuen wir uns über die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Schweiz, die uns auf unserer Testfahrt im neuen Cadillac LYRIQ zwangsläufig ausbremst. So haben wir mehr Zeit, um die Bergstimmung durch das riesige Panoramadach auf uns wirken zu lassen.
Ganz verschwunden waren die Autos des Traditions-Autobauers aus den USA auch nach dem weitgehenden Rückzug ihres Mutterkonzerns GM zwar nie, richtig präsent war Cadillac auf unseren Straßen aber auch nicht mehr. Mit einer neuen strategischen Ausrichtung auf eine vollelektrische Zukunft richtet Cadillac seinen Fokus nun ganz auf sein EV-Portfolio – und rollt mit seinem ersten Elektro-SUV LYRIQ den ersten Schritt in Richtung großes Comeback aus.
Und schon, wenn man auf das Auto zugeht, wird klar: Cadillacs Jüngster ist eine Ansage in Sachen Komfort und Luxus. Seine imposante Länge von über fünf Metern spiegelt sich auch im geräumigen Innenraum wider, wo Sitze und sämtliches Interior mit weichem Leder ausgestattet sind. Annehmlichkeiten wie beheizte Vorder- und Rücksitze, Massagefunktionen, Navigation oder auch das Panoramadach sind bei vielen Konkurrenten nur gegen Aufpreis erhältlich – beim Cadillac LYRIQ sind sie Standard.
Mit seinem 102-kWh-Akku soll der Cadillac LYRIQ 530 Kilometer (WLTP) schaffen – bei 190 kW an der Schnellladesäule ist in nur 15 Minuten wieder Energie für 200 Kilometern im Akku.
Testfahrt im Cadillac LYRIQ: Auffällig ist, dass wenig auffällt
Wir haben noch mehr als genug Power – und steuern den Newcomer heute in Richtung Laax. Mit dem Skigebiet verbindet Cadillac Europe in dieser Saison eine enge Partnerschaft, deren Fit sich nicht zuletzt in einem der drei Fahrmodi des SUVs widerspiegelt: Neben Tour und Sport lässt sich der LYRIQ auch im Snow/Ice-Modus maximal sicher über Schnee und Eis steuern.

Unsere Straßen sind geräumt, wir können also getrost im Tour-Modus bleiben. Auffällig ist, wie agil sich der SUV trotz seiner beachtlichen Gräße um die engen Kurven der Serpentinen windet. Auch als wir auf einer Straße, kaum breiter als der LYRIQ, einem entgegenkommenden Bus rückwärts Platz machen müssen, kommen wir dank der Kamera-Assistenz nicht in die Bredouille. Dass im Cadillac LYRIQ kein Head-up-Display verbaut ist, merken wir erst im Laufe der Fahrt, denn an Übersichtlichkeit fehlt es auch ohne nicht: Im Cockpit erstreckt sich von der Mitte bis hinter das Lenkrad ein 33-Zoll-LED-Display, das sich so intuitiv wie individuell bespielen lässt und genügend Überblick verschafft.
Und sonst? Fällt uns auf, dass uns nichts weiter auffällt. Bodenwellen und kleinere Schlaglöcher gleicht der LYRIQ so elegant aus, dass sie kaum zu spüren sind. Von Fahrgeräuschen hören wir keinen Ton und auch die zahlreichen Assistenzsysteme geben keinen Piep von sich, als sich ein anderer Wagen gefährlich eng an uns vorbeischiebt. Lediglich der Fahrersitz vibriert, um uns ein Warnsignal zu geben.
Testfahrt im Cadillac LYRIQ: Dynamisch trotz seiner Größe
Mit einem serienmäßigen Allradantrieb, 528 PS und einem Sprint von 0 auf 100 km/h in 5,3 Sekunden verspricht der LYRIQ eine beachtliche Leistung. Die wollen wir testen und dafür in den Sport-Modus wechseln. Nach kurzer Suche finden wir den Switch im Menü des Infotainmentsystems. Einmal swipen, zwei Mal tippen und dann noch einmal, um wieder zurück zur Kartenansicht zu wechseln – ganz schön umständlich. Ausgezahlt hat sich die Suche trotzdem: Das Lenkrad spricht noch direkter an, das Fahrverhalten gibt sich deutlich dynamischer. Bevor wir es überhaupt gemerkt haben, sind wir über der Geschwindigkeitsgrenze und drosseln das Tempo. Strafzettel aus der Schweiz braucht, bei allem Luxus, nun wirklich keiner.
Testfahrt im Cadillac LYRIQ: Ein Caddy zum Cruisen
Sowieso lädt der LYRIQ eher zum gemütlichen Cruisen ein. Nicht zuletzt, weil sich die Geräumigkeit wie ein Wohnzimmer auf der Straße und das integrierte AKG-Audiosystem mit 19 Lautsprechern wie ein Musikstudio auf Rädern anfühlen. Im neuen Caddy wird nicht nur die Heritage des Luxus, sondern auch die der musikalischen Vergangenheit gewahrt. Und das gleich so ausgeklügelt, dass sich die Ausspielung über die Lautsprecher sogar im Wagen individuell steuern lässt. Hinten schläft jemand? Dann bleibt’s da ruhig und nur vorne pumpen die Boxen.

Bei uns schläft keiner, wir sind im Skigebiet Laax angekommen. Aus dem Caddy in die Gondel gestiegen, freuen wir uns nicht nur auf die Abfahrten auf der Piste – sondern können schon jetzt die Rückfahrt auf der Straße kaum erwarten.
Cadillac LYRIQ
Geschwindigkeit: 210 km/h
Leistung: 528 PS
Drehmoment: 610 Nm
0–100 km/h: 5,3 Sekunden
Reichweite: 530 km
Gewicht: 2774 kg
Preis: 79.000 Euro