„Ich gehe keinem guten Streit aus dem Weg!“


Für unser Treffen bricht Kai Diekmann mit einem Tabu. Denn Interviewpartner lässt er gewöhnlich nicht in sein Haus. Heute aber öffnet der Hausherr sogar persönlich die Tür. Das Handy am Ohr, bedeutet er mir einzutreten. Ich nehme im Salon an einem rustikalen, meterlangen Holztisch Platz. „Hier saß auch schon Helmut Kohl“, ruft mir Diekmann noch zu und verschwindet telefonierend im Treppenhaus. Helmut Kohl, Kanzler der Einheit, „väterlicher Freund“ und 2002 sogar Trauzeuge des ehemaligen „Bild“-Chefredakteurs.
Die historische Biedermeier-Villa am Jungfernsee in Potsdam hatte der langjährige „Bild“-Chef im Jahr 2007 ersteigert, sein damaliger Vorgesetzter Mathias Döpfner (Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE) machte ihn auf die leerstehende Immobilie aufmerksam. Das Problem: So ganz unbewohnt war das 1000 Quadratmeter große Anwesen gar nicht. „Westdeutsche Hausbesetzer hatten nach der Wende Nutzungsverträge für ein paar hundert Mark unterschrieben und fanden’s super hier“, erläutert Diekmann die verzwickte Situation. Ausziehen? Das Haus kampflos räumen für den mächtigen „Bild“-Chef, den prominentesten Vertreter der verhassten Springer-Presse? Schwer vorstellbar. Diekmann wollte ebenfalls nicht klein beigeben, griff zum Hörer und rief in seinem Haus in Potsdam an: „Hallo, hier ist Kai Diekmann, ich komme nächste Woche vorbei und bringe meine Frau mit. Wir sorgen für Wein, ihr müsst kochen.“ Gesagt, getan. Am Ende einer langen und süffigen Nacht stand dann der Deal: Diekmann zahlte den fünf einen hohen fünfstelligen Betrag, die Hausbesetzer zogen aus. Das Haus am See war frei.