Einer von uns: Bob Dylan
Zwar sträubte er sich stets dagegen, eine Legende zu werden, doch wer hätte dieses Prädikat verdient, wenn nicht dieser kleine, widersprüchliche Mann, der eigentlich kaum singen kann und doch besser als jeder andere? Dieser Junge, der einst mit Wandergitarre und Mundharmonika auszog, die Welt zu erobern – und dabei im Vorbeigehen die Musik revolutionierte? Geboren als Robert Allen Zimmermann, eiferte er Ende der 50er seinen Folk-Vorbildern nach, nur um sie bald zu überholen und in seinen Schatten zu stellen. Als Bob Dylan vereinnahmte er die friedensbewegte Jugend, sang gegen den Krieg und kämpfte zugleich gegen den Status als Stimme einer Generation. Bloß kein Denkmal werden! Denn im Stillstand, das weiß Dylan, lauert der künstlerische Tod.
Er rollte wie der von ihm besungene „Rolling Stone“, der kein Moos ansetzt, und wuchs bald zu jenem Giganten, der die ruhige Folkmusik in eine Zwangsehe mit dem Rock presste – unbeirrt durch das Echo seiner Anhänger, die gegen ihr einstiges Idol rebellierten. All die Pfiffe und Buhrufe warfen den tapferen Poeten nicht aus der Bahn. Er drehte einfach die Verstärker lauter und spielte so lange, bis auch der Letzte verstand, was hier passierte: eine Revolution der Popmusik. Selbst die Beatles ließen sich von ihm beeinflussen. Und nebenher brachte Dylan ihnen das Kiffen bei.
Auch mit 80 Jahren noch kreist dieses Naturereignis Dylan auf seiner „Never Ending Tour“ um den Erdball und bleibt nicht zu fassen. Gleich sechs Schauspieler brauchte man, um ihn in seiner Leinwand-Biografie darzustellen. War Bowie das Chamäleon, dann ist Dylan die Hydra. Trotz seiner Erhabenheit noch immer ein unermüdlich schöpferischer Mann, der sich neben der Musik nur einem Ziel verschrieben hat: er selbst zu sein. Wer immer er gerade sein will.