Sportklamotten im Alltag?

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Trikots auf der Straße statt nur im Training zu tragen – IST DAS EIN STIL-FOUL? Oder kann man damit punkten? Zwei Playboy-Redakteure streiten sich darüber in unserem Pro-Contra Kommentar.

Text: Ronald Becker

„Athleisure“ hieß ein Mega-Modetrend der letzten Saisons: lässige Fashion-Teile, die mehr oder weniger nach Sport aussahen, aber nicht dafür gemacht waren. Solche Styles entwarf sogar Karl Lagerfeld, von dem die Aussage überliefert ist: „Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren, und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.“

Natürlich meinte der Modemacher damit nicht Designer-Beinkleider für 600 Euro. Und um die soll es hier ganz ausdrücklich auch nicht gehen. Sondern um echte Sportkleidung, mit der man im besten Fall siegt und Rekorde bricht. Denn dafür ist sie gemacht. Nicht fürs Sofa und schon gar nicht für die Straße. Dort ist sie immer eine Niederlage. Manche Fans bestimmter Sportarten oder Vereine haben das Bedürfnis, der Welt ihre Leidenschaft durchs Tragen des jeweiligen Outfits mitzuteilen. Warum es sich dabei meist um völlig unsportliche Männer zu handeln scheint? Vermutlich weil ihr Anblick den stärksten Eindruck hinterlässt, denn im Fußball-Dress – der häufigsten Variante – sehen sie besonders unmöglich aus. Wir könnten jetzt einfach froh sein, dass Tauchen und Turniertanz nicht ähnlich populär sind wie Fußball. Aber spannender ist doch die Frage: Warum machen die das? Soll da etwas Sportlichkeit auf den Träger „abfärben“?Der Sternenstaub der Bundesliga-Stars, die Aura des modernen Gladiators? Dann nähmen sich die meisten Sportfreunde besser ein Beispiel an Fußballtrainern wie Bruno Labbadia, Julian Nagelsmann, Niko Kovac, Pep Guardiola oder Jogi Löw. Die stehen meist sogar am Spielfeldrand in feinem Zwirn. Und zeigen damit neben eigenem Geschmack, dass Sportlichkeit mehr ist als Möchtegern-Getue. Erst
guter Stil macht gesellschaftsfähig.

Playboy-Textchef Philip Wolff ist anderer Meinung. Lesen Sie hier seinen Gegenkommentar