Sobald die Temperaturen Richtung Null und darüber hinaus in den Minusbereich klettern, werden die dicken Jacken aus dem Schrank geholt. Aber muss man gleich wie ein Michelinmännchen vor die Tür treten, sobald es im Winter etwas kälter wird?
Der wärmende Effekt von Kleidung entsteht durch eingeschlossene Luft. Luft ist ein schlechter Wärmeleiter. Das bedeutet: Je feiner eine Faser ist, desto besser ist sie dazu in der Lage, Luft einzuschließen und desto wärmer bleibt es. Das heißt: Kleidung muss nicht unbedingt wärmer sein, je dicker sie ist.
Warn anziehen im Winter: Welche Stoffe sich gut eignen – und welche sich weniger
Baumwolle: Ein falscher Freund im Winter
Die Naturfaser Baumwolle wird aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze gewonnen. Obwohl es sich hierbei um einen Naturstoff handelt, ist die isolierende Wirkung sehr gering. Das liegt daran, das Baumwolle nicht fein genug ist und keine Luft halten kann. Daher eignet sich Kleidung aus Baumwolle eher für den Sommer. Zudem knittern Stoffe aus Baumwolle stark und brauchen lange zum Trocknen. Bei Jacken kommt es deshalb in der Regel lediglich als Obermaterial zum Einsatz.
Polyester: Warm, aber mit Nachteilen
Anders als bei Baumwolle handelt es sich bei Polyester um ein rein synthetisch hergestelltes Material. Wie wärmend es ist, hängt vor allem von der Verarbeitung ab. Je glatter und seidenähnlicher sie ist, desto kühlender ist der Effekt. Wird es jedoch zu Fleece verarbeitet, hat Polyester eine sehr gute Wärmewirkung. Zudem ist es sehr pflegeleicht und kratzt nicht auf der Haut. Allerdings wird das Material bei mehrmaligem Waschen schnell klumpig, nimmt Körpergerüche leicht auf und bringt einen schnell zum Schwitzen.
Daunen: Federleicht und warm
Bei Daunen handelt es sich um Unterfedern bestimmter Enten oder Gänse. Durch ihre feine Verästelung können sie Wärme besonders gut speichern und isolieren nach außen. Da sie aber nur eine geringe Stützkraft besitzen, werden sie vor allem als Füllmaterial wie beispielsweise bei Daunenjacken verwendet. Allerdings dürfen sie nicht mit Feuchtigkeit in Berührung kommen: Aufgrund ihrer starken Saugfähigkeit nehmen sie Nässe gut auf. Die feinen Verästelungen verkleben dann und die Daunenjacke verliert so ihre isolierende Wirkung.
Wolle: Die vielseitige Naturfaser
Bei Wolle handelt es sich in der Regel um Naturfasern, die von Tieren gewonnen werden. Daher ist sie wesentlich teurer als beispielsweise Baumwolle, wärmt jedoch auch besser. Wie wärmend Wolle ist, hängt im Einzelnen von der Länge der Fasern ab und wie fein sie sind. Hierbei gibt es erhebliche Unterschiede, abhängig davon, von welchem Tier die Fasern gewonnen wurden. Wir stellen Ihnen im Folgenden die verbreitetsten Wollen vor.
Schafwolle: Der klassische Alleskönner
Bei Schafwolle wird zwischen feiner, mittelfeiner und grober Wolle unterschieden. Die gröbste Wolle stammt von Schafen, die unter rauen Wetterbedingungen leben wie die Heidschnucke und das Bergschaf. Deren Wolle eignet sich jedoch nicht für Kleidung, daher wird sie beispielsweise für Teppiche verwendet.
Die feinste Schafwolle wird vom Merinoschaf gewonnen. Dieses gibt unter ihren Artgenossen auch die meiste Wolle. Jährliche Spitzenwerte von zehn Kilogramm pro Schaf sind durchaus möglich.
Bei dieser Merinowolle handelt es sich um sogenannte Schurwolle, die ausschließlich von lebendigen Schafen heruntergeschoren wird. Sie ist besonders weich und fein. Daher eignet sich hervorragend für wärmende Pullover, die für die isolierende Wirkung nicht mal besonders dick sein müssen. Aus Merinowolle lassen sich auch wunderbar Socken herstellen. Da Merinowolle Gerüche nur sehr schwer aufnimmt, muss man sie selten Waschen. Einfaches Lüften reicht in der Regel. Sollte Merinowolle doch mal gewaschen werden, nutzt man hierfür das Wollprogramm bei 30 Grad.
Alpakawolle: Antibakterieller Stoff
Das Alpakalama wird bereits seit tausenden Jahren im südamerikanischen Andenhochland gezüchtet. Die derzeitigen Marktführer für die Produktion von Alpaka-Wolle sind Peru, Bolivien und Chile.
Da die Fasern von Alpakawolle innen hohl sind, können sie Luft besonders gut speichern. Das führt dazu, dass sie ausgezeichnet wärmen, ohne den Träger ins Schwitzen zu bringen. Durch die in den Fasern enthaltenen Eiweißmoleküle werden Schweißbakterien neutralisiert, was eine geringe Geruchsbildung zur Folge hat. Zudem ist sie sehr weich und schonend zur Haut.
Kaschmirwolle: Die edelste aller Wollen
Kaschmirwolle ist die edelste Wolle. Sie stammt von der Kaschmirziege, die ursprünglich im Himalaja und im Pamir-Gebirge beheimatet ist. Pro Jahr gibt sie nur einige hundert Gramm Wolle, weshalb Kleidung aus Kaschmir in der Anschaffung recht teuer ist. Doch es lohnt sich: Sie ist im Vergleich zu anderen Wollen sehr leicht bei gleichzeitig enormer Wärmewirkung. Das liegt, ähnlich wie bei Alpakawolle, daran, dass die Fasern innen hohl sind. So wird die Wärme von innen nicht nur nach außen hin abgeschirmt, sondern umgekehrt auch von außen nach innen hin. Im Sommer kühlt Kaschmirwolle also.
Kamelhaarwolle: Das Temperaturwunder
Um Kamelhaarwolle zu gewinnen, müssen die Kamele nicht geschoren werden. Die Tiere werfen das Haar im Frühjahr ab, es muss also nur aufgesammelt werden. Pro Jahr verliert ein ausgewachsenes Kamel um die fünf Kilogramm dieses wertvollen Materials.
Das zarte Flaumhaar des Kamels zeichnet sich nicht nur durch außergewöhnliche Weichheit aus, sondern es ist auch äußerst leicht. Aufgrund seiner gekräuselten Struktur entstehen Luftpolster innerhalb der Kamelhaarwolle, die eine ausgezeichnete Wärmeisolierung bieten. Durch die besonderen klimatischen Bedingungen der Wüstenregionen mit heißen Temperaturen am Tag und eisigen Nächten besitzt Kamelhaar nicht nur wärmende Eigenschaften, sondern auch die Fähigkeit zu kühlen. Es reguliert also besonders effektiv die Temperatur.
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