Was Frauen richtig aufregt

Männer sind wunderbar. Männer, die Toaster reparieren können, sind ebenfalls wunderbar. Männer, die Toaster reparieren, wenn sie sich eigentlich streiten, erklären oder entschuldigen sollten, sind dagegen ein bisschen mühsam. Mein Vater handhabte es so. Wann immer er und meine Mutter sich zankten, verschwand er nach den ersten lauten Worten in der Garage, kam irgendwann mit einem schon länger kaputten und nun endlich reparierten Elektrogerät wieder und fand, dass der Konflikt damit erledigt sein müsste. Diese Logik hat sich mir nie erschlossen. Aber auch ich bin, obwohl die Männer meiner Generation sich glücklicherweise sehr von der unserer Väter unterscheiden, immer wieder auf diese Masche gestoßen. Statt zu diskutieren, biegen Männer einen Streit ab und hoffen, er werde sich auf wundersame Weise von selbst erledigen. Das Problem ist nur: Frauen vergessen nicht. Und eigentlich solltet ihr froh sein, dass wir dafür sorgen, dass sich zwischen uns und euch nicht bergeweise müffelnder Ballast anhäuft, der irgendwann gärt und explodiert und alles vernichtet, was mal eine Beziehung war.

Eine andere männliche Strategie ist es, ganz schnell und allumfassend einzulenken, die Schuld auf sich zu nehmen, sich zu entschuldigen und dann ratzfatz das Thema zu wechseln. Aber auch damit kommt ihr bei uns meistens nicht durch, das klappt höchstens, wenn ich beim Gemüsehändler faule Zucchini reklamiere. Wenn es mir in einer Beziehung ernst ist, möchte ich verstehen, was in meinem Partner vorgeht. Und er soll kapieren, weshalb mich die Sache aufregt. Es geht nicht darum, dass ich, wenn er, wie so häufig, zehn Minuten zu spät kommt, vor dem Haus stehe und friere. Auch der Hinweis, doch erst runterzukommen, wenn er klingelt, ist nicht hilfreich. Es geht darum, dass mir sein ständiges Zuspätkommen vermittelt, ich sei nicht wichtig genug für Pünktlichkeit. Bei seinem Chef, Anzugschneider oder Trainer schafft er es ja auch, zur vereinbarten Zeit aufzuschlagen.

Wenn Männer streiten, wollen sie im schlechtesten Fall Recht haben und im besten eine Lösung finden. Frauen wollen auch Recht haben – und wollen außerdem, dass man sie versteht. Etwas, mit dem ihr bei eurer Partnerin also absolut punktet, ist nachzufragen. Warum regt euer Verhalten sie so auf? Dann kann Streiten sogar eine Chance sein, weil ihr sie anschließend besser kennt. Antwortet sie auf die Nachfrage allerdings mit einem Rundumschlag oder unter der Gürtellinie wie zum Beispiel „Du nimmst nie Rücksicht“ oder „Mein Ex hat das ja auch hingekriegt“, dann habt ihr eine Bitch am Hals und größere Probleme als den aktuellen Streit. (Wie streitet ihr mit eurer Partnerin und worüber? Erzählt es mir unter sophie@andresky.com.)

Besonders übel sind Streitigkeiten im Bett. Klärt sie aber nie dort. Steht auf, geht in die Küche, im Bett ist man verletzlicher. Wenn ich meinen Leserbriefen glauben darf, ist der größte Streitpunkt bei Paaren, dass er mehr Sex will als sie. Nun hat natürlich niemand das Anrecht auf Sex. Nur weil Luther zweimal vögeln pro Woche erbaulich fand, muss eure Frau das nicht auch wollen. Auf der anderen Seite geht sexuelle Erpressung gar nicht. Wenn ihr erst putzen oder Geschenke kaufen müsst, damit eure Partnerin die Schenkel öffnet, habt ihr keine Liebesbeziehung miteinander, sondern ein Geschäftsmodell.

Die meisten sexuellen Unstimmigkeiten gehen auf Konflikte außerhalb des Schlafzimmers zurück. Zu wenig Freundlichkeit, Liebe, Rücksicht. Fragt nach, woran es wirklich mangelt. Falls sie euch abbügelt, dann repariert einen Toaster. Das macht zwar weder eure Beziehung besser noch euer Sexleben, aber wenigstens gibt es dann knuspriges Brot zum Frühstück.