Zunächst einmal: Ja, Astronauten wachsen tatsächlich im All. Laut NASA-Forschern können die Raumfahrer während ihrer Zeit in der Schwerelosigkeit um bis zu drei Prozent ihrer Körpergröße wachsen.
Warum wachsen Astronauten im All?
Da die Wirbelsäule nicht der Erdanziehung ausgesetzt ist, wird sie im All nicht so stark belastet – so können sich die Bandscheiben in der Schwerelosigkeit ausdehnen. Der englische Astronaut Tim Peake schreibt in seinem Buch "Endet der Himmel, wenn das All beginnt?" von ganzen fünf Zentimetern, die er im All gewonnen hat. Beim japanischen Astronauten Norishige Kanai waren es zwei Zentimeter, beim amerikanischen Astronauten Scott Kelly ebenfalls rund fünf Zentimenter. Nach ein paar Tagen zurück auf der Erde drückt die Schwerkraft die Wirbelsäule dann wieder zusammen. Die neu gewonnene Größe ist also nur von kurzer Dauer.
Was passiert sonst mit dem Körper im Weltraum?
Was sonst im Weltall mit dem Körper passiert, war lange unerforschtes Terrain. Bis die NASA im April 2019 die ersten Ergebnisse ihrer bisher einzigartigen "Zwillingsstudie" veröffentlichte: Während Astronaut Scott Kelly von März 2015 bis April 2016 im Weltall war, blieb sein Zwillingsbruder Mark auf der Erde. Untersucht wurden beide – und die Erkenntnisse dann miteinander verglichen.
Die ersten Ergebnisse waren überraschend, denn sie zeigten: Kaum nachhaltige Veränderungen. Die meisten Unterschiede, die die Forscher während Scotts Jahr im All bemerkten, legten sich nach Abschluss der Mission wieder. Zurück auf der Erde waren Veränderungen, die im All beobachtet werden konnten, nicht mehr zu erkennen. Beispielsweise solche der Genaktvitität: Im All waren hierbei vor allem Gene betroffen, die mit dem Immunsystem in Zusammenhand stehen – die Veränderungen vergleichbar mit solchen, die beispielsweise beim Tauchen entstehen. Innerhalb eines halben Jahres entwickelten sich diese Veränderungen wieder zurück.
Ähnliches konnten die Forscher bei Scotts Telomeren beobachten. Telomere sind eine Art schützende Kappen an den Enden der Chromosomen – man kann sie sich wie die Plastikenden an Schnürsenkeln vorstellen. Ihre Länge wird unter anderem mit Alterungsprozessen in Verbindung gebracht. Einige von Scotts Telomeren sind inzwischen kürzer als vor seiner Weltraum-Zeit, die meisten Veränderungen sind jedoch auch hier verschwunden.
Ihr Wissensdurst ist so unendlich wie das Weltall selbst?
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