Paar-Therapeutin Aino Simon: "Immer mehr Menschen empfinden die Monogamie als einschränkend"

"Immer mehr Menschen empfinden die Monogamie als einschränkend", sagt Paar-Therapeutin Aino Simon
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Magazin
Playboy 2022/01

Inhalt

UPDATE

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STREITSCHRIFT                                  

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AKTION

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INTERVIEW

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REPORTAGE

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MOTOR & TECHNIK

Bentley Continental GT Speed: Einer der letzten und beeindruckendsten Zwölfzylinder auf unseren Straßen 

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TITELSTRECKE

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EROTIK

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STIL

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GESCHENKE-SPECIAL

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LUST & LEBENSART

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Tagebuch einer Verführerin: Sexkolumnistin Sophie Andresky über die Suche nach dem richtigen Partner

KULTUR

Deep-Purple-Legenden: Ian Gillan und Roger Glover über ihr Comedy-Talent, ihr neues Album und musikalische Magie

Literatur, Musik & Serien: Das Beste des Monats

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Laut Studien zweifeln immer mehr – und vor allem junge – Menschen an dem Konzept der Monogamie. Paar-Therapeutin Aino Simon erklärt im Interview unter anderem, warum sich immer mehr Paare sich für eine offene Beziehung entscheiden und was die Grundvoraussetzungen dafür sind, eine führen zu können …

Neues Jahr, neuer Sex! In unserer aktuellen Januar-Ausgabe erfahren Sie alles über die Sextrends 2022 – also alles darüber, wie wir in Zukunft daten und lieben. Ein Thema dabei: Zunehmend offener Formen der Liebe. Paar-Therapeutin Aino Simon erklärt im Interview, warum sich immer mehr Menschen von der der Monogamie lösen.

Frau Simon, Studien zeigen, dass zunehmend mit nicht-monogamen Beziehungsformen experimentiert wird. Beobachten Sie das auch in Ihrer Praxis?

Die Nachfrage nach Orientierung in diesem Feld wächst enorm. Wir alle wissen, wie die monogame Liebe funktioniert. Wenn man eine Beziehung aber offen oder polyamor gestalten will, gibt es viele Dinge, die man wissen und besprechen sollte. Zum Beispiel, welche Regeln gelten sollen und wie man Unstimmigkeiten klärt. Es ist sehr viel komplexer, eine offene Beziehung zu führen, als eine monogame, in der man sich vielleicht hin und wieder heimlich betrügt.

Woher rührt der Orientierungsbedarf?

Immer mehr Menschen empfinden die Monogamie als einschränkend, sie möchten manchmal einfach den Thrill des Abenteuers erleben. Dazu kommt, dass alternative Modelle sichtbarer werden. Menschen bekennen sich öffentlich dazu und sprechen darüber. So kommen andere auf den Gedanken, zu überprüfen, ob das, was sie von ihren Eltern und der Gesellschaft unreflektiert übernommen haben, zu ihren Bedürfnissen passt.

Wer sind die Treiber von alternativen Beziehungsmodellen?

Oft sind Frauen die treibende Kraft, weil sie mehr ausprobieren und erleben möchten.

Mehr Infos über Aino Simon finden Sie unter: www.couplecare.de
Credit: Aino Simon (PR)

 

 

Haben Sie eine Erklärung hierfür?

Über weibliche Sexualität ist viel gesprochen worden, aktuell sehe ich darin aber eine neue Qualität. Sie zeigt sich darin, dass es die Frauen selbst sind, die das wollen. Es ist das tiefe Gefühl von: Ich will mich selbst entdecken und gestalten, ohne von außen definiert zu werden. Das ist eine Folge von gesellschaftlichen Emanzipations-Prozessen. Frauen bringen sich insgesamt selbstbewusster ein und das kommt beiden Geschlechtern zugute.

„Wenn eine Beziehung geöffnet wird, ist es wichtig, ganz behutsam vorzugehen“

Was sind die Grundvoraussetzungen, um eine Beziehung zu öffnen?

Die Grundvoraussetzung ist, dass die Beziehung stabil ist. Wenn man versucht, eine Beziehung, die nicht mehr in Ordnung ist, durch Öffnung zu reparieren, gelingt das in der Regel nicht. Man muss erst die Hausaufgaben innerhalb der Beziehung machen. Die Fragen stellen: Was brauchen wir, damit wir miteinander glücklich sind? Was sind unsere Bedürfnisse und Träume? Was davon können wir miteinander teilen? Und was davon nicht? Es braucht eine gute Kommunikationskultur sowie die Bereitschaft und die Fähigkeit, Konflikte zu lösen. In dem Moment, wo du eine Beziehung öffnest, kommt Druck auf das ganze System. Und Druck wirkt sich vor allem an den Stellen aus, wo ungeklärte Konflikte sind.

„Man muss auch Fehler machen beim Öffnen einer Beziehung, es geht gar nicht anders. Es braucht eine gewisse Leidensbereitschaft“

Wie öffnen Paare ihre Beziehung also am besten?

Wenn eine Beziehung geöffnet wird, ist es wichtig, ganz behutsam vorzugehen. In kleinen Schritten und immer wieder über diese zu sprechen. Ich finde es wichtig, dass die Paare sich auf grundlegende Prinzipien verständigen, nach denen sie die ganze Sache entwickeln wollen – Ehrlichkeit und Transparenz sind sehr wichtig. Man muss auch Fehler machen beim Öffnen einer Beziehung, es geht gar nicht anders. Es braucht eine gewisse Leidensbereitschaft. Denn Paare begeben sich an die Grenze dessen, was sie sonst so kennen. Sie geben liebgewonnene Sicherheiten auf – und das tut weh. Ich muss bereit sein, das, was wehtut, ein Stück auszuhalten und zu schauen, wie es sich verändert.

Warum halten wir Ihrer Meinung so sehr an der Monogamie fest?

Eine monogame Beziehung gibt Sicherheit und Einfachheit. Es ist eine Reduktion von Komplexität. Und nach dieser Sicherheit und Einfachheit haben wir alle große Sehnsucht. Daran ist nichts falsch. Nur gibt es auch Bedürfnisse, die zu diesen in Widerspruch stehen – die Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer zum Beispiel. Die lässt sich in monogamen Beziehungen nicht sehr gut befriedigen. Die Frage ist, wie das Problem gelöst wird. In monogamen Beziehungen wird es so gelöst, dass man den Betrug oder das Fremdgehen mehr oder weniger in Kauf nimmt. In offenen Beziehungen versucht man, einen abgestimmten Prozess miteinander hinzukriegen.

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