Till Lindemann und Joey Kelly: "Ein Scheiß-Tod wäre das gewesen"

Musikalisch trennen sie Welten, privat passt kein Blatt zwischen sie: Ihre langjährige Freundschaft pflegen Rammstein-Sänger Till Lindemann und Kelly-Family-Star Joey Kelly am liebsten auf gemeinsamen Abenteuer-Trips. Ein Gespräch über hungrige Fische, Ängste im Alltag und die Frage, was man im Leben wirklich braucht.

Eine Suite des „Hyatt“-Hotels in Köln mit Blick auf den Rhein. Till Lindemann und Joey Kelly sind schon da. Kurze Corona-Faust-Begrüßung, dann distanziertes Platznehmen. Vor drei Jahren saßen wir schon mal enger zusammen, tranken Gin Tonic und sprachen darüber, wie die zwei Musiker Freunde wurden (Till bat Joey um ein Autogramm für seine Tochter) und später gemeinsam im Kajak den Yukon hinabfuhren. Diesmal soll es um ihren jüngsten Trip am Amazonas gehen. Der National Geographic Buchverlag bringt einen Bildband darüber heraus und uns erneut zusammen. Auf dem Tisch: Softdrinks. Ist ja auch erst elf Uhr morgens.

Herr Kelly, Herr Lindemann, Sie waren in einer Gegend unterwegs, in der Anakondas, Jaguare, Krokodile, Kokabauern und angeblich sogar Kannibalen leben. Gab es Begegnungen, die Sie lieber vermieden hätten?

LINDEMANN: Joey wurde von einem Piranha in den Schwanz gebissen.

KELLY: Nicht nur von einem. An den Schenkeln haben sie mich auch erwischt.

LINDEMANN: Wir waren baden. In einer Lagune hinter einem Dorf, in dem wir ein paar Tage geblieben sind. Wir hatten unser Boot ewig bergauf bis dahin geschleppt und schwitzten wie die Schweine. Dann standen wir plötzlich neben der Lagune. Klar springen wir da zum Abkühlen rein!
Sie wussten nichts von den Piranhas?

LINDEMANN: Doch, klar. Es gibt da überall welche. Im Fluss waren sie aber ganz entspannt. Das Problem in der Lagune war: Das Wasser stand und wurde immer weniger, weil Trockenzeit war. Zu viele Piranhas also und zu wenig Nahrung. Die fressen sich dann fast gegenseitig und beißen in alles, was wackelt.

Haben sie Sie auch erwischt, Till?

LINDEMANN: Nee. Er ist ja zuerst reingesprungen (lacht).

Lassen Sie ihn gern vorgehen?

LINDEMANN: Nee, nee, überhaupt nicht. Das hat sich so ergeben. Er stand einfach näher am Wasser und war vor mir drin – ich bin dann ganz schnell wieder raus.

KELLY: Viel gefährlicher als das mit den Piranhas war die Sache mit dem Kaiman. Wir waren mit einem Falt-Kajak unterwegs, so ein Ding aus Zeltstoff und Alu. Super Gerät, aber sehr unruhig, wenn du darauf stehst. Damit bin ich auf diesen kleinen See neben dem Fluss rausgefahren, um mit Pfeil und Bogen Fische zu fangen. In diesem See schwamm ein Kaimanweibchen. Wie groß war das, Till?

LINDEMANN: So zwei Meter?

KELLY: Ich stand also mitten im See auf dem Kajak und fiel ins Wasser. Ich bin kein guter Schwimmer, aber in dem Moment kraulte ich schneller als Till jemals zu seinen Leistungsschwimmerzeiten. Der Kaiman war ungelogen vielleicht zehn Meter weg von mir.

Hat er Sie verfolgt?

KELLY: Keine Ahnung. Er tauchte ab. Vielleicht hat er auch einfach einen Schreck bekommen.

LINDEMANN: Ach du Scheiße, da kommt Joey Kelly! (Lacht)

KELLY: Ich hatte so eine Panik. Ich schwamm um mein Leben! Das könnten deine letzten Momente sein, dachte ich, gleich packt er dich am Bein und rotiert dich solange herum, bis du tot bist, dann schiebt er dich unter einen Stein und beißt ab und zu ein Stück von dir ab.

LINDEMANN: Die legen gern unter Wasser Vorräte an.

KELLY: Ein Scheiß-Tod wäre das gewesen. Als ich an Land kam, dachte ich nur, was für eine Schwachsinnsnummer, Joey! Das alles, nur um ein paar Fische zu fangen.

Credit: Thomas Stachelhaus/National Geographic
In Alaska waren sie schon - nun haben Till Lindemann und Joey Kelly das Amazonasgebiet bereist

Klingt nach einem entspannten Urlaub. Macht einen das auf die Dauer nicht verrückt, wenn überall tödliche Gefahren lauern?

LINDEMANN: Du gewöhnst dich daran. Es wird zur Routine, dass du genau schaust, wo du hintrittst, und dich nirgendwo festhältst, weil alles Stacheln hat und immer überall ein Tier sitzen kann. Wir haben meistens in Hängematten im Regenwald übernachtet. Wenn du da morgens in deine Schuhe steigst, musst du erst mal schauen, ob etwas Giftiges drinsitzt.

KELLY: Das Problem ist, dass du mit der Zeit nachlässig wirst. Am sechsten, siebten Tag schaust du morgens einmal nicht in den Schuh, dann macht es zack – und da kann so etwas schnell tödlich enden.

LINDEMANN: Wir hatten einen guten Guide und immer ein paar Medikamente. Extrem ist es zu sehen, was passiert, wenn sich ein Einheimischer verletzt oder wie mit Krankheiten umgegangen wird. In einem Indiodorf, in dem wir übernachteten, stürzte einer der älteren Männer eines Nachts besoffen von einem der Stelzenhäuser und brach sich den Fuß. „Der muss sofort ins Krankenhaus“, sagten wir, aber das wollte seine Familie auf keinen Fall. Sie meinten, sie hätten schon ein Boot losgeschickt ins nächste Dorf zum Schamanen. Da lag der alte Mann in seiner Hängematte, wartete und soff weiter, während der Fuß immer dicker wurde. Wir gaben ihm ein paar Schmerztabletten, die ihn mit dem Alkohol richtig high machten. Er war dafür so dankbar, dass wir einen Wunsch bei ihm frei hatten.

Einen Wunsch frei?

LINDEMANN: Ja. Ich sagte ihm, dass ich gern eine Kokaplantage sehen würde. Erst hieß es: unmöglich. Aber dann führten sie uns am nächsten Tag doch auf verschlungenen Wegen zu einem kleinen Dorf. Da zeigte uns ein Bewohner dann die Plantage. Erst sah man nur Bananenbäume. Die Kokapflanzen wachsen darunter. Damit man sie vom Flugzeug und auf Satellitenbildern nicht sehen kann. Alles Zubehör, das man zur Kokainherstellung braucht, stand etwas staubig herum – es war gerade keine Saison, und die Kokablätter waren noch nicht reif. 

Wie darf man sich so einen Besuch vorstellen: Wurden Sie begleitet von ein paar Typen mit Maschinengewehren?

LINDEMANN: Nee, uns hat nur der Dorfbewohner herumgeführt. Ein ganz normaler Typ, Familienvater, vor dem Haus hing Wäsche, auf einem verrosteten Ghettoblaster lief Mucke. Er sagte allerdings ein paar Mal, dass wir auf keinen Fall erzählen sollten, wo sich die Plantage befindet, und zeigte dann auf eine 
Kettensäge in der Ecke. „Was will der denn?“, fragte ich. Tja, hieß es, die sägen euch die Beine ab …

Die Pressedame vom Verlag erscheint plötzlich mit einem Tablett voller Bierflaschen. Der Einzige, der nicht überrascht aussieht: Till Lindemann. Er bedankt sich aufs Freundlichste. Kelly öffnet die Flaschen, reicht sie in die Runde.

Wunderbar, danke.

LINDEMANN: Männerfrühstück. 

KELLY: Zum Wohl!

Wenn Sie zusammen ins Kanu steigen, kommt da so ein bestimmter Till-und-Joey-Vibe auf? 

LINDEMANN: Das ist völlig unterschiedlich. Manchmal schweigen wir stundenlang, dann quasseln wir eine Stunde irgendwelchen Schwachsinn oder reden auch mal über ernsthaftere Dinge. Manchmal stimme ich auch ein Lied an. Dann guckt er mich immer so an: Was hat der jetzt schon wieder …?

Was singen Sie denn?

LINDEMANN: Keine Ahnung, Schwachsinn. Neulich waren wir zusammen auf dem Rhein im Kanu unterwegs. Da habe ich gesungen: „Im Rhein, da ist kein Wein, doch wäre Wein im Rhein, keiner würde einsam sein …“

KELLY: Aber so oft singt er gar nicht. Dafür schreibt er ständig Texte.

LINDEMANN: Ich habe immer einen Notizblock und einen Edding dabei. Wenn mir etwas einfällt, eine Idee, eine Textzeile, schreibe ich es auf. Ich sage: „Joey, halt mal kurz!“ Dann muss der Arme vorne das Boot allein auf Linie halten.

KELLY: Das mache ich gern. Ich weiß ja: Was er sich da notiert, landet vielleicht in einem Song von Rammstein, und der Song wird womöglich ein Hit und füllt Stadien, und ich als Fan habe den Moment miterlebt, als der Text entstanden ist!

Sie bezeichnen sich als Fan von Tills künstlerischer Arbeit?

KELLY: Natürlich! Rammstein ist eine der erfolgreichsten Bands der Welt! Welche andere Band füllt jedes Stadion doppelt? Wer sonst verkauft in einer halben Stunde eine komplette Tour aus? Das ist unfassbar, Wahnsinn!

Till, denken Sie bei solchen Erfolgen auch noch „Wahnsinn!“ – oder haben Sie sich daran gewöhnt?

LINDEMANN: Ich nehme das mit ganz, ganz viel Demut auf. Und mir macht das auch ein bisschen Angst. Es bringt Verantwortung mit sich und extremen Druck. Da kommen auch Versagensängste auf: Können die Shows stattfinden, bleibst du gesund, funktioniert das alles? Das ist nicht schön. Aber trotzdem freut man sich ganz doll und bereut es nicht.

Till, sind Sie Fan von Joeys Musik?

LINDEMANN: Es ist nicht mein Geschmack, klar. Aber ich stehe auf die Refrains. Egal, welche Musikrichtung, wenn der Refrain gut ist und die Musik mit Leidenschaft geschrieben wurde, weiß ich das zu schätzen.

Ist gute Musik für Sie vor allem einfach Unterhaltung? Oder gehen Sie zum Beispiel bei Rammstein mit einem gewissen künstlerischen Anspruch ran?

LINDEMANN: Ich muss einen gewissen Standard halten, bestimmten Ansprüchen genügen. Das Problem der meisten Bands ist: Du machst eine erfolgreiche Platte, lässt vielleicht noch die zweite folgen, und dann gibt es Probleme, es werden Solokarrieren gestartet, manche Musiker kriegen Starallüren, drehen durch. Dann wird es schwierig. Das Wichtigste ist eigentlich das Kollektiv. Die Musik kommt, wenn die Gemeinschaft funktioniert.

KELLY: Das passt auch ein bisschen zur Kelly Family, was du gerade gesagt hast. Bevor wir erfolgreich waren, haben wir hier in Köln vorne vorm Dom auf der Straße gespielt. Wir hatten als Gruppe eine Mission, wir nannten das „The Mission“. Wir dachten wirklich, dass wir mit unserer Musik Menschen helfen und sie zu besseren Menschen machen. Vollkommener Bullshit! (Lacht) Einige in meiner Familie glauben das immer noch.

Credit: Thomas Stachelhaus/National Geographic
Eingespieltes Team: Lindemann und Kelly am Rio Javari

Till, Sie sind in der DDR aufgewachsen, da gab es die sozialistische Mission. Kennen Sie das Gefühl, ausbrechen zu wollen?

LINDEMANN: An Ausbrechen war damals gar nicht zu denken.

Sie haben nie über eine Flucht nachgedacht?

LINDEMANN: Nein, mir ging es aber auch relativ gut.

Ihre Eltern waren in der DDR als Schriftsteller und Journalistin sehr erfolgreich.

LINDEMANN: Das war gar nicht der Punkt. Ich bin sehr einfach gestrickt. Ich brauche Familie, Freunde und mache aus Scheiße Bonbons. Das Leben ist ganz einfach, wenn du das, was da ist, richtig nutzt. So wie die Menschen im Regenwald. Du sitzt abends am Fluss, die Sonne geht unter, du angelst einen Piranha, trinkst ein Gläschen Cachaça, und das Leben ist schön. Auch ein einfaches Leben kann gut sein.

Wären Sie heute genauso glücklich, wenn das mit Rammstein alles nicht passiert wäre?

LINDEMANN: Ich denke schon. Es wäre irgendwas anderes passiert. Natürlich möchte ich Rammstein gegen nichts in der Welt eintauschen. Ich habe den geilsten Beruf, den man sich vorstellen kann. Obwohl es auch oft schwierig war. Jeden Euro haben wir nicht für die geilen Songs verdient, sondern weil wir zusammengehalten haben. Die Ängste und Nöte, das Hoch und Runter, Streite, Eifersüchteleien und Neid. Nächtelang nicht schlafen können, weil man sich fragt, ob man sich durchsetzt oder einfügt. Die Gewissenskonflikte, die Psychodramen. Ich habe mich oft gefragt, warum ich mir etwas antue, das die Seele so aufreibt, und nicht einfach was anderes mache.

Auch nach 30 Jahren noch?

LINDEMANN: Jetzt nicht mehr. Rammstein ist wie eine alte Ehe, da kann man nicht mehr loslassen. Die Kinder sind aus dem Haus, aber die Frau ist noch da, richtig sexy ist sie nicht mehr, aber ich lieb die. Man schläft in verschiedenen Räumen, weil du anfängst zu schnarchen, überhaupt begegnet man sich gar nicht mehr so viel, und irgendwie willst du sie auch nicht mehr bei Licht sehen. Aber man versteht sich wortlos und vertraut sich, hat sich eingespielt über die Jahre. Es funktioniert, und ohne einander würde etwas zerbrechen. Das ist, glaube ich, was uns zusammenhält.

Sie wären mit Rammstein in diesem Jahr auf großer Tour gewesen, aber es kam Corona dazwischen. Wie haben Sie im Frühjahr den Lockdown erlebt?

LINDEMANN: Für die Gesellschaft ist es die absolute Katastrophe. Für mich persönlich war es das Beste, was passieren konnte. Ich habe zum ersten Mal seit 20 Jahren ein komplettes Frühjahr auf dem Land in Mecklenburg verbracht. Erst kamen die Kirschen, dann die Äpfel, ich habe das vom kahlen Baum bis zur vollen Blüte erlebt.

Was haben Sie den ganzen Tag gemacht?

LINDEMANN: An meinem Haus gebaut. Das ist sehr vernachlässigt, weil ich durch Rammstein und die Touren, die oft im Frühjahr, Sommer sind, nie da bin. 

Sie lagen zwei Nächte wegen Corona-Verdacht auf der Intensivstation. Wie schlimm war das?

LINDEMANN: Dazu möchte ich mich nicht mehr äußern, es war sehr unangenehm – eine blöde Sache. 

Ist das mit 57 Jahren ein Anlass, über die eigene Sterblichkeit nachzudenken?

LINDEMANN: Da habe ich schon mit 40 drüber nachgedacht. 

Und sind Sie zu Erkenntnissen gekommen?

LINDEMANN: Na ja, was heißt zu Erkenntnissen. Ich habe letztes Jahr einen sehr guten Freund beerdigt, der an Krebs gestorben ist. Der Tod ist ein ständiger Begleiter. 

Aber dem Tod gehen Sie gelassen entgegen?

LINDEMANN: Ja, eigentlich schon.

Sie auch, Joey?

KELLY: Nein, mir macht das sehr viel Angst. Ich finde den Gedanken daran total beschissen, in 20, 30 Jahren tot zu sein. Man ist einfach weg. Alles, was man erlebt hat, ist nicht mehr da. Wenn man Kinder hat, verliert man einiges an Angst, weil man das Gefühl hat, man lebt in seinen Kindern weiter.

Dafür hat man Angst um die Kinder. 

KELLY: Jeden Tag! Bei den Kleinen, wenn sie über die Straße gehen. Und meine Tochter wird jetzt 14 ...

LINDEMANN: Du hast Angst, dass bald die Kerle vor der Tür stehen. 

KELLY: So ist es. Die Angst hört nicht auf.

LINDEMANN: Also ich kann euch wirklich trösten. Die Angst lässt extrem nach, wenn die Kinder Mitte 20
sind. Ich bin ja nun schon Großvater. Wenn Kinder ihr eigenes Leben haben, dann guckst du nur noch hinterher. Mit einem Mal sitzt da eine kleine Familie am Tisch, meine Tochter mit ihrem Mann und ein Kind dazu. Da stellt sich eine absolute Sorglosigkeit ein, weil die ihr Ding machen. Du bist nur noch Zuschauer und holst den Enkel manchmal ab. Und kannst ihn abgeben, wenn er nervt. Es ist perfekt. Aber davor musst du halt durch alles durch: Du schleppst dich durch Krippe, Kindergarten, Schule, Krankheiten, Elternkonferenzen und diesen ganzen Firlefanz. Und durch die Ängste, wenn sie in die Pubertät kommen. Dann reden die nicht mehr mit dir, beachten dich gar nicht. Du denkst, was habe ich denn jetzt falsch gemacht? Aber das sind einfach die Scheißhormone, die drehen durch. Nach drei Jahren ist das vorbei, das ist wie ein beschissenes Gewitter.

Ihr hattet auf dieser Reise ja einen Teil eurer Familien dabei. Die sind aber am Ufer geblieben, richtig?

KELLY: Die gefährlichen Sachen haben wir nur zu zweit gemacht. Die Kinder sollten einfach diese Wildnis und das Leben dort kennenlernen. Das erzieht unwahrscheinlich. Zu sehen, wie andere Kinder so happy sind mit so wenig, und hier leben wir wie die Made im Speck.

LINDEMANN: Man muss da nicht den Zeigefinger heben. Das sehen die von ganz alleine, die sind ja nicht doof. Die sehen, wie die Kinder in Schuluniform in ein Paddelboot steigen. „Wo gehen die denn hin?“ – „Ja, die fahren jetzt in die Schule.“ – „Wie, mit einem Boot?“ – „Ja, wie denn sonst?“ Dann sind die platt. Das nehmen die für den Rest des Lebens mit.

KELLY: Und sie konnten die unglaubliche Pflanzen- und Tiervielfalt am Amazonas sehen …

LINDEMANN: … die es wahrscheinlich nicht mehr lange geben wird. Wir haben wirklich viele Holzfäller gesehen. Das ist offiziell illegal, wird aber kaum verfolgt. Alle sind korrupt, ein Polizist verdient da unten ja nicht viel Geld. Und der Schlimmste ist der Präsident, der die Ureinwohner enteignen will und die Abholzung des Regenwaldes vorantreibt. 

Ihre Frauen haben Sie nicht mitgenommen?

LINDEMANN: Um Gottes willen. Das geht nur mit uns beiden.

Und noch einmal mit Ihren Söhnen, wenn die älter sind?

LINDEMANN: Ja. Ich fände es schön, wenn sie das irgendwann selbst fortführen würden mit ihren Freunden und Familien. 

Zwischen Ihnen klingt alles so unfassbar harmonisch. Gibt es auch etwas, was Sie beide aneinander nervt?

LINDEMANN: Im Gegenteil. Wir sind immer besser eingespielt. Wenn am Ufer eine Restauration zu sehen ist, dann weiß Joey schon Bescheid und guckt zu mir. Und dann ohne Worte: anlegen, essen, Bierchen trinken.

Credit: Thomas Stachelhaus/National Geographic
Der Bildband "Amazonas" ist im National Geographic Buchverlag erschienen