Wenn es sich nicht gerade um sexy Dessous-Strümpfe handelt, sind Socken beim Sex nicht sonderlich antörnend. Vielmehr können sie sogar schnell zum Abtörner werden, sobald sie nach einem anstrengenden Tag anfangen zu müffeln, von geschmacklosen Motiven geziert werden oder aus ihren Löchern schon die Zehen hervorquellen. Kein Wunder also, dass Socken beim Sex lange als No-Go galten.
Laut Studie: Socken beim Sex führen zu mehr Orgasmen
Doch vor einigen Jahren drehte sich der Wind: Eine Studie der niederländischen Reichsuniversität Groningen soll nämlich ergeben haben, dass Socken in Wahrheit hervorragende Helferlein im Bett sind und das Sexleben von Paaren verbessern können. So fand das Team aus Wissenschaftlern unter der Leitung von Professor Gert Holstege heraus, dass Strümpfe beim Sex die Orgasmusquote der Frau steigern. Konkret in Zahlen heißt das: Von den Probandinnen, die keine Strümpfe anhatten, kamen nur 50 Prozent zum Höhepunkt. Bei denjenigen, die Socken trugen, hatten hingegen 80 Prozent einen Orgasmus.
Wie kann das sein? Man vermutete, dass das Ergebnis daher kommt, dass sich Frauen mit kalten Füßen unwohler fühlen. Das führt wiederum dazu, dass sie angespannt sind, was die Chance auf einen Orgasmus verkleinert. Warme Füße wirken sich hingegen entspannend aus, was für den Höhepunkt förderlich ist.
Klingt irgendwie einleuchtend, oder? Tja, leider handelt es sich dabei aber um ein großes Missverständnis...
Socken beim Sex führen zu mehr Orgasmen: Ein hartnäckiger Mythos
Wie Mitglieder des spanischen Fact-Checking-Projekts Verificat herausgefunden haben, ist das mit der Orgasmusquote dank Socken beim Sex so nicht ganz richtig. Sie haben sich dem Thema angenommen, nachdem ihnen zahlreiche Artikel geschickt wurden, in denen es um diese niederländische Studie ging. Also machten sich die Männer und Frauen von Verificat auf die Suche nach dem Ursprung des viel zu einfach klingenden Orgasmus-Tricks.
Angefangen hat der ganze Mythos laut ihnen mit einem Artikel von BBC News, der die Ergebnisse der Studie der Reichsuniversität Groningen vorstellte. Das Interessante: Laut dem Artikel geht es in der Studie eigentlich darum, wie das Gehirn bei echten und vorgetäuschten Orgasmen reagiert. Und wo sind die Socken? Die werden lediglich in einem Satz erwähnt. Zusätzlich kommt aus dem BBC-Artikel hervor, dass bei der Studie nur 13 Paare teilgenommen. Und 26 Menschen sind wirklich nicht repräsentativ. Dennoch verbreitete sich die Studie – und vor allem der scheinbare Orgasmus-Trick dank Socken – wie ein Lauffeuer.
Verificat hat zum Mythos auch mit Gert Holstege, dem Hauptautor der Studie, gesprochen. Er bestätigt, dass der Zusammenhang von Socken und Orgasmen Quatsch ist. Laut Holstege sei dieses Missverständnis durch Zeitungsinterviews mit ihm entstanden. Außerdem fügt er hinzu, dass die Probandinnen einfach nur um Socken baten und sie bekamen, weil ihnen kalt war. Sonst hatten Strümpfe keinerlei Relevanz für die Studie, so der Wissenschaftler.
Vielleicht war beim diesem Missverständnis der Wunsch der Vater des Gedankens. So oder so: Wissenschaftlich ist es leider nicht belegt, dass Socken beim Sex mehr Orgasmen bescheren – auch wenn sich das Gerücht weiterhin hartnäckig hält.