Die Weine des Familien-Weinguts Jean Stodden, das Alexander Stodden heute leitet, werden von den Fachmagazinen in Superlativen gepriesen, er selbst als „Ausnahmewinzer“ und „Star von der Ahr“ gefeiert. Uns erklärt er, was das Besondere an der Sorte Spätburgunder ist, der er sich in erster Linie widmet.
Herr Stodden, passt Spätburgunder zum Grillen?
Ja, sehr gut. Im Detail kommt es immer darauf an, was Sie auf dem Grill liegen haben – Mariniertes oder ein pures, scharf gegrilltes T-Bone-Steak. Mein Allrounder ist der „Spätburgunder JS“ – der kann viele Facetten abdecken, da geht auch das Würstchen dazu. Sie müssen aber aufpassen: Scharfe Saucen und Spätburgunder sind eine schwierige Kombination. Und wenn Sie einen Fisch grillen, ist Riesling sicher besser geeignet.
Was sollte jeder über Spätburgunder wissen?
Grundsätzlich finde ich, dass man bei Weinen gar nichts wissen muss. Ich fahre auch Auto, ohne zu wissen, wie der Motor funktioniert. Sie müssen halt herausfinden, was Ihnen schmeckt.
Das heißt: viel probieren?
Genau. Fangen Sie vielleicht nicht mit dem Allerbesten an, man muss sich von unten nach oben durchtrinken. Und hören Sie auch als Kenner nicht auf zu probieren. Geschmack ändert sich: Sie essen jetzt auch nicht mehr die Schokolade, die Sie vor 20 Jahren gegessen haben. Beim Wein gilt das genauso.
Welches Gebiet empfehlen Sie für Spätburgunder-Anfänger?
Natürlich unseres, die Ahr. Es gibt hier tatsächlich die meisten und unterschiedlichsten Facetten, weil Spätburgunder die Hauptrebsorte ist.
Das mussten Sie ja sagen. Früher galt Wein von der Ahr als – diplomatisch ausgedrückt – nicht sehr kompliziert.
Im Endeffekt war die Ahr, genau wie Rüdesheim am Rhein, nichts anderes als ein Treffpunkt für Kegelbrüder, die Schinkenstraße der 50er- bis 80er-Jahre. Die wurden hier mit Sonderzügen aus dem Ruhrpott eingefahren. Diesen Massenpfad hat als Erster mein Vater verlassen und in den 80ern begonnen, Qualität zu erzeugen. Und auch bei den anderen Winzern war die Entwicklung in den letzten 30 Jahren enorm.
Lohnt es sich, für Spätburgunder auch mal nach Frankreich zu blicken?
Ach, warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute nah ist? Wenn Sie französische Spätburgunder probieren wollen, müssen Sie sich auskennen. Burgund zum Beispiel macht man nicht aus der Hosentasche. Sagen wir es so: Wo das Licht hell scheint, ist der Schatten auch tiefschwarz. Da gibt es vieles, das man nicht getrunken haben muss.
Und mit deutschen Weinen kann man solche Fehler nicht machen?
Das unterschreibe ich nicht, aber hier sind die Fehler nicht ganz so teuer.
Warum bauen Sie fast ausschließlich Spätburgunder an?
Weil er eine Diva ist und man nur einem Gott dienen kann. Ich bin ein Verfechter davon, sich nur eine Spielart zu suchen, in der man Profi wird.
Was ist das Schwierige am Spätburgunder?
Dass jeder Weinberg anders funktioniert. Ich habe 88 Parzellen auf neun Hektar, die über verschiedene Orte verteilt sind. Jede Parzelle hat einen anderen Zeitpunkt, an dem ich den Ertrag reduzieren muss, um richtig gute Qualität zu bekommen. Deshalb geht Spätburgunder meiner Meinung nach nicht mit Vollautomatisierung. Es muss Handarbeit sein.
Was hat es mit dem Reduzieren des Ertrags, der grünen Lese, auf sich?
Der Spätburgunder ist eine der wenigen Sorten, die deutlich besser werden, wenn der Ertrag drastisch reduziert wird. Unser Ziel sind kleine Beeren mit viel Schale, denn in der Schale sind die guten Aromen drin. Deswegen schneiden wir einen Teil der noch grünen Trauben ab, damit sich der Rest intensiver entwickeln kann, das ist die grüne Lese. Wir entfernen dabei etwa jede dritte Traube im Weinberg. Das Schwierige ist, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Die Traube darf nicht mehr wachsen, aber auch noch keinen Zucker produzieren.
Diese Methode hat 1992 Ihr Vater an der Ahr eingeführt.
Das hat für Furore gesorgt, dass da ein Idiot rausgeht und grüne Trauben abschneidet. Dabei war das damals noch sehr maßvoll. Wenn ich heute grüne Lese mache, laufen Sie über einen grünen Traubenteppich. Da liegt auf der Erde mehr, als im Stock hängt.
Sie sagen über Ihre Weine, sie seien nicht einfach zu trinken, warum?
Spätburgunder ist kompliziert – aber das Schöne ist: Er verändert sich. Vom ersten Glas bis zum letzten Schluck in der Flasche ist es eine riesige Entwicklung. Darauf muss man sich einlassen.
Grill-Buddy: Der „Spätburgunder JS“ ist ein Allrounder, der zu vielen Speisen passt, besonders gut aber zu puren, scharf gegrillten Steaks. Auch mit Würstchen verträgt er sich ausgezeichnet. Um ihn voll auszukosten, sollten Sie aber lieber auf allzu scharfe Saucen verzichten.
Den „Spätburgunder JS“ aus dem Hause Jean Stodden gibt es für 25 Euro im Playboy-Weinshop.
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