Dass beim Sex gestöhnt wird, ist kein großes Geheimnis. Aber wie gestöhnt wird, welches Geschlecht es am häufigsten tut und warum es überhaupt getan wird, darüber konnte nur gemutmaßt werden – bis jetzt.
Andrey Anikin von der Universität Lund in Schweden wollte das ändern: In einer Studie mit dem Titel „Why do people make noises in bed?“ untersuchte er am dortigen Institut für Kognitionswissenschaft das Thema Stöhnen wissenschaftlich und analysierte, wie sich Menschen beim Sex anhören. Dafür griff er auf die Sound-Datenbank orgasmsoundlibrary.com zurück, auf der Nutzer Tonaufnahmen ihrer Orgasmen öffentlich hochladen können. Die untersuchte Menge ist beachtlich: Insgesamt 2239 Orgasmen mit einer Gesamtlänge von circa 34 Stunden hat er analysiert.
Sex-Studie: Analyse von 34 Stunden Audio-Material
In seiner Studie verfolgt Anikin drei Ziele: Erstens ging es ihm es darum, die Daten für sexuelle Geräusche wissenschaftlich zu präsentieren. Zweitens wollte er die Anzeichen dafür ausmachen, welche Geräusche authentisch sind und welche nur gespielt sind. Laut Selbstaussagen würden Frauen Orgasmen regelmäßig vortäuschen, um beispielsweise ihrem Partner ein gutes Gefühl zu geben. Drittens wollte Anikin herausfinden, wie akustische Signale mit dem Grad sexueller Erregung zusammenhängen.
Sex-Studie: Das sind die Erkenntnisse über das Stöhnen
Entgegen dem Klischee, dass Frauen beim Sex lauter sind als Männer, stellte Andrey Anikim fest, dass Männer während des Orgasmus genauso laut sind wie Frauen. Des Weiteren stellte er einen Zusammenhang zwischen der Art der Geräusche und dem Grad der Erregung fest: Je erregter man ist, desto höher, lauter und unregelmäßiger werden die Laute. Das gelte sowohl für Männer, als auch für Frauen.
Obwohl beim Sex zu Beginn oft gesprochen werde, geben Menschen beim Orgasmus vor allem Stöhnlaute von sich. Das könne auf einen Verlust der kortikalen Kontrolle von Sprache während des Orgasmus hindeuten, so Anikin.
Der Forscher konnte darüber hinaus auch einen deutlichen Geschlechterunterschied feststellen: Frauen stöhnen während des gesamten Geschlechtsverkehrs, während Männer vor allem beim Orgasmus laut werden. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Stöhnen von Frauen über den spontanen Ausdruck von Lust hinaus weitere Zwecke erfüllt.
Zwar ist es aufgrund der verwendeten Daten fraglich, wie repräsentativ die Studie eigentlich ist. Dem Wissenschaftler ging es jedoch vor allem darum, die Sexualforschung um ein neues Gebiet zu erweitern. Das dürfte ihm gelungen sein.