Unsere Frau in Hollywood: Jetzt geht Sandra Hüller auf Oscar-Jagd

Sandra Hüller: Die deutsche Schauspielerin ist bei den Oscars 2024 in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert
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Eben noch gewann die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller den Europäischen Filmpreis – nun sagt ihr die US-Presse glänzende Oscar-Chancen voraus. Der Grundstein dafür ist gelegt: Die 45-Jährige ist für den Oscar als Beste Haupdarstellerin nominiert. Warum sie den Goldjungen bei den Oscar-Verleihungen am 10. März einfahren könnte …

Am Anfang war der Teufel. Bei der Berlinale 2006 sorgte die damals 27-jährige Schauspielerin mit dem Film „Requiem“ für Furore, in dem sie eine vermeintlich von Dämonen besessene junge Frau spielte. Zehn Jahre später wurde sie für einen spektakulären Nacktauftritt gefeiert: in der oscarnominierten Tragikomödie „Toni Erdmann“ – ihre Figur schmetterte bei einer textilfreien Party Whitney Houston.

Doch erst jetzt scheint die große Zeit der Sandra Hüller gekommen zu sein. Das hat die inzwischen 45-Jährige zwei Filmen zu verdanken, die im vergangenen Jahr dem Filmfestival von Cannes ihren Stempel aufdrückten: In „Anatomie eines Falls“ war sie als Autorin zu sehen, die des Mordes an ihrem Ehemann verdächtigt wird. „The Zone of Interest“ wiederum, der am 29. Februar ins Kino kommt, zeigt sie als beklemmend kaltherzige Ehefrau des KZ-Kommandanten Rudolf Höß. 

Sandra Hüller bei den Oscars 2024: Bodenständig trotz Höhenflug

Dass sie nicht schon in Cannes einen Preis für ihre von der Kritik umjubelten Leistungen erhielt, lag an einer Formalität: Die zwei Projekte bekamen die Auszeichnungen für den Besten Film beziehungsweise die Beste Regie, und in der Regel darf ein Film nur in einer Kategorie prämiert werden. Dafür winken nun noch höhere Ehren: Bei den Europäischen Filmpreisen im Dezember wurde sie bereits als Beste Darstellerin geehrt. Somit könnte sie 2024 in der absoluten Champions League spielen: „Jetzt muss Sandra Hüller den Oscar bekommen“, titelte schon „Die Welt“. 

Die amerikanische Presse sieht das ähnlich: Das Branchenblatt „Variety“ sieht in ihr einen „neuen großen Star“ und prognostizierte zwei Oscar-Nominierungen – eine konnte sie als „Beste Hauptdarstellerin“ einfahren. Der „Hollywood Reporter“ verpasste ihr das Etikett „Schauspielerin des Jahres“ – „aber mit einem Fragezeichen“, wie sie in Interviews zu betonen pflegt.

Die Vorzeichen für diesen Höhenflug waren schon ganz früh zu erkennen. Nach einem Schauspielstudium an der angesehenen Ernst Busch-Schule erhielt sie schnell Engagements an renommierten Häusern und wurde 2003 von „Theater heute“ zur „Nachwuchsschauspielerin des Jahres“ gekürt. Fortan pflasterten Preise ihren Weg. Abgesehen vom Silbernen Bären für „Requiem“ wurde sie bei der Kritikerumfrage von „Theater heute“ viermal „Schauspielerin des Jahres“ – zuletzt 2020 für ihren Hamlet am Schauspielhaus Bochum. Den Europäischen Filmpreis erhielt sie bereits 2016 für „Toni Erdmann“.

Sandra Hüller bei den Oscars 2024: Bereitschaft zu kompromissloser Intensität

So gesehen, wirkt es fast absurd, dass Hollywood erst jetzt so richtig auf sie aufmerksam geworden ist. Aber für Sandra Hüller scheint das keinen großen Unterschied zu machen. Auch wenn sie betont, dass sie gerne in den USA arbeiten würde, sieht sie sich als „deutschsprachige europäische Schauspielerin“. Derzeit sind auch nur deutsche Projekte angekündigt.

Wer mit ihr arbeitet, der bekommt die Bereitschaft zu kompromissloser Intensität geboten. Während der 20-minütigen Pause von „Hamlet“ etwa blieb sie in ihrer Rolle die ganze Zeit auf der Bühne, weil sie nicht Energie und Spannung verlieren wollte. Beim Oscar-Gemunkel dagegen blieb sie im Vorfeld erst mal ganz ruhig und beurteilte es als „Spekulation“. Falls ihre Karriere wider Erwarten doch einmal zu Ende gehen sollte, hätte sie ohnehin eine Alternative: Für den Film „In den Gängen“ machte sie einen Führerschein als Gabelstaplerfahrerin.


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