Es ist ein schöner Tag, nur ein paar Wolken am Himmel und angenehm warm, als ein Unbekannter auf dem Innenstadtflughafen La Carlota einen Hubschrauber kapert und über die Dächer von Caracas fliegt. Am späten Nachmittag, die Sonne taucht die hässlichen Betonbauten in ein sanftes Licht, schießt er auf das Innenministerium, 15 mal, und wirft Granaten auf das Gebäude des Obersten Gerichtshofs.
Es knallt ohrenbetäubend. Der Hubschrauber landet kurz auf einem Wohnhaus und dreht eine weitere Runde. Schnell kursieren wackelige Handyvideos davon in den sozialen Netzwerken. Erst ist die Hauptstadt in Aufregung, dann ganz Venezuela.
„CICPC“ prangt in weißer Schrift auf dem blauen Helikopter vom Typ Bölkow Bo 105, das ist die Abkürzung der venezolanischen Kriminalpolizei. Auf einem Stück Stoff, das jemand aus der offenen Polizeihubschraubertür heraushält, steht: „350 Libertad“.
Die Zahl 350 verweist auf einen Artikel der Verfassung: Das venezolanische Volk erkennt kein Regime an, das gegen die demokratischen Prinzipien gerichtet ist oder die Menschenrechte verletzt. Und „Libertad“ heißt Freiheit. Das Foto des Helikopters geht um die Welt.
Es ist nur ein kleiner Zufall, dass genau zu diesem Zeitpunkt, am 27. Juni 2017, Venezuelas Präsident Nicolás Maduro auf allen Kanälen live im Fernsehen spricht, denn er tut das gerne und oft. Maduro reagiert spontan auf die aktuellen Ereignisse: „Das ist ein terroristischer Angriff auf die Institutionen des Landes“, sagt er und beschuldigt die CIA dahinterzustecken. Auch das tut er gerne und oft.
Der Präsidentenpalast wird abgeriegelt. Der Flugverkehr im ganzen Land eingestellt. Der Polizeihubschrauber wird später gefunden, nur ein Stück die Karibikküste hoch auf einem Bananenfeld. Leer.
Wer der Mann ist, der es wagt, den Machthabern in Caracas über den Köpfen herumzufliegen, wissen aber alle schon kurz darauf, als er über seinen Instagram-Account @oscarperezgv ein Video veröffentlicht. Óscar Pérez heißt er, 36 Jahre alt, Elitepolizist – und im Land alles andere als ein Unbekannter. Als Star eines Actionfilms, in dem er eine Art venezolanischen James Bond verkörpert, hatte er es 2015 zu Prominenz gebracht.
Im Netz, wo er sich mal mit der „Miss Venezuela“ präsentiert, mal mit einem Gewehr in der Hand, hat er mehr als 300.000 Follower. Seine Landsleute kennen ihn als Actionhelden mit verspiegelter Sonnenbrille, der aussieht wie eine Mischung aus Neymar Jr. und Rambo. Nun lernen sie ihn als Rebellen kennen, der sich einen aufsehenerregenden Kampf mit dem Regime liefert. Der seine Landsleute per Video dazu aufruft, ihm beizustehen. Der zum meistgesuchten Mann Venezuelas wird – und für manche zu einem Symbol des Widerstands.
Eine Kriegserklärung gegen Regierung und Präsidenten
Venezuela steckt bekanntlich seit Jahren in einer wirtschaftlichen und sozialen Krise, die in jüngerer Zeit zunehmend eskaliert. Das Land hat die größten Erdölreserven der Welt, doch in den Geschäften gibt es kaum noch Lebensmittel, in den Krankenhäusern keine Medikamente, Korruption grassiert, die Inflationsrate explodiert.
Der Hauptgrund dafür: verheerende politische Misswirtschaft. Seit Jahren kommt es immer wieder zu heftigen Massenprotesten gegen Präsident Maduro. Doch der lässt diese gewaltsam niederschlagen und hebelt die demokratischen Institutionen im Land zunehmend aus.
Um diese Zustände zu ändern, so erklärt Perez in seinem Video, will er kämpfen. Er spricht mit ernster Stimme, ein drahtiger Typ mit kurzgeschorenen Haaren und funkelnden Augen, hinter ihm vier Männer mit Sturmhauben auf dem Kopf und Kalaschnikows in der Hand. „Venezolaner, liebe Brüder“, sagt Pérez, „wir sprechen zu Euch als Vertreter des Staates. Wir sind ein Zusammenschluss von Soldaten, Polizisten und Zivilen.“
Was dann kommt, ist eine Kriegserklärung, abgelesen von Din-A5-Papierzetteln. Gegen die Straflosigkeit im Land. Gegen den Präsidenten, der Demonstranten niederschießen lässt, mehr als 100 sind in den vergangenen Monaten gestorben, vor allem auf den Straßen der Hauptstadt. Gegen eine Regierung, die lieber Kinder verhungern lässt, als Hilfsorganisationen ins Land zu lassen.
„Wir kämpfen für das Leben!“, sagt Pérez, und ruft seine Landsleute auf, mit ihm aufzustehen. Am Ende reißen er und seine Mitstreiter die rechte Faust in die Höhe und rufen: „Es lebe Venezuela!“ Und viele im Land fragen sich: Was führt dieser Mann tatsächlich im Schilde? Kann er die Regierung stürzen?
Die Venezolaner sind böse Machtspielereien gewohnt, manche äußern Zweifel: Wieso hat niemand Perez daran gehindert, kamikazemäßig über das Zentrum der Hauptstadt zu fliegen? Ist er ein Spinner? Oder wird er womöglich sogar von der Regierung benutzt, um der Opposition zu schaden?
Ein Schauspieler wird Terrorist
„Muerte Suspendida“ heißt der Actionfilm, mit dem sich Pérez 2015 im Land einen Namen machte, „ausgesetzter Tod“ – ein Kassenhit. Die Idee dafür hatte Pérez selbst. Der Streifen erzählt die wahre Geschichte eines Geschäftsmanns, der elf Monate lang von Entführern in Geiselhaft gehalten wird.
Pérez, seit mehr als 15 Jahren beim CICPC und dort ein Allroundtalent – er war Hubschrauberpilot, Fallschirmspringer, Kampftaucher, Hundeführer –, wollte mit dem Film zeigen, dass die venezolanische Polizei einen super Job mache und die Leute sich auf die Staatsgewalt verlassen könnten. Er spielt einen coolen Cop, der eine rote Krawatte zum dunklen Anzug trägt und auch mal mit einem umgeschnallten Schäferhund aus einem fliegenden Helikopter springt, um die Bösen zu besiegen. Am Schluss gewinnt natürlich: er.
Doch was jetzt passiert, ist kein Film, es ist Wirklichkeit. Und diese Wirklichkeit wird über die sozialen Netzwerke vermittelt, schnell und unzensiert. Deshalb lässt sich Óscar Pérez‘ Geschichte auch heute, zwei Monate nach ihrem Ende im Januar 2018, noch minutiös rekonstruieren. Und man weiß: Nach der Hubschrauber-Attacke vom vergangenen Sommer, bei der niemand verletzt wird, taucht er zunächst einmal unter.
Die Regierung sucht ihn international als Terroristen. Die Ermittler kleben Plakate an Mauern wie früher im Wilden Westen, Fahndungsgrund: „Terroristisches Attentat auf staatliche Einrichtungen“. Lange war Óscar Pérez ein treuer Staatsdiener – von nun an ist er Staatsfeind Nummer eins.
In einem weiteren Video, dieses Mal vor der rot-blau-gelben Nationalflagge aufgenommen, kündigt Pérez wenig später im Sommer 2017 an, dass er und seine Leute sich nicht verstecken werden. Sie wollen sich unter die Demonstranten mischen, die gegen die Regierung auf die Straße gehen. Auch wenn das Risiko groß ist. „Wir sind bereit, unser Leben für das venezolanische Volk zu geben.“ Er will zeigen, dass er keine Angst hat. Ein Rambo gegen das Regime.
Und so steht Pérez ein paar Tage später plötzlich mitten in Caracas zwischen den Demonstranten beim „Marsch für die Gefallenen“, den das Oppositionsbündnis MUD in Altamira organisiert, einem reicheren Stadtteil der Hauptstadt, wo vor allem Regierungsgegner wohnen: olivgrüner Anzug, lila Halstuch, Sieben-Tage-Bart – von einer Lampe angestrahlt, sieht Pérez aus wie ein Geist.
Er spricht ein paar Sätze in die Fernsehkameras: „Es darf kein unschuldiges Blut mehr auf der Straße vergossen werden“, und „Maduro, deine Macht ist vorbei!“ Dann verschwindet er genauso schnell, wie er gekommen ist und fährt mit einem Motorrad in die Nacht.
In den Wochen danach ruft er immer wieder seine Landsleute auf, sich seinem Kampf anzuschließen. Sie sollen „auf die Straße, bis die Diktatur fällt“. Er prophezeit: „Diese Diktatoren werden keine ruhige Minute haben!“ Doch sein Ruf wird nicht so richtig gehört.
"Die Tyrannei bekämpft man mit Feuer"
Am 30. Juli, einem Sonntag, sind in Altamira wieder Demonstranten auf der Straße, aber nicht so viele. Uniformierte der Nationalgarde fahren auf Motorrädern eine mehrspurige Straße entlang. Plötzlich ein lauter Knall, ein Feuerball, Rauch. Am Straßenrand Applaus und ein paar Jubelrufe.
Danach sieht man brennende Motorräder auf dem Asphalt liegen. Mehrere Nationalgardisten sind bei der Explosion verletzt worden. „Die Tyrannei bekämpft man mit Feuer“, schreibt Pérez kurz darauf bei Twitter und veröffentlicht ein Foto vom Tatort. Das lesen viele als Bekenntnis.
Wiederum einige Wochen später verdächtigt der Vizepräsident den Rebellen Pérez öffentlich, Teil einer Terroristengruppe zu sein, die wichtige Infrastruktur sabotiere, Tankstellen und Geldautomaten. „Da sucht doch nur jemand nach einem Schuldigen für die Krise“, entgegnet Pérez online. Präsident Maduro hat inzwischen das Parlament entmachtet – endgültig.
Doch der Kampf um Deutung wird vorerst nur mit Worten ausgetragen, in den sozialen Netzwerken und in den Staatsmedien. Bis Pérez am 18. Dezember wieder persönlich auftaucht. Zusammen mit einem Dutzend Mitstreiter überfällt er den Stützpunkt der Nationalgarde in San Pedro de Los Altos südwestlich von Caracas.
Sie fesseln die Soldaten und beschimpfen sie als „Verräter des Vaterlandes“. Sie reißen Bilderrahmen von der Wand und treten darauf. Und sie erbeuten Waffen: 26 Kalaschnikow AK103, drei Neun-Millimeter-Pistolen sowie tausende Schuss Munition.
Es ist eine Guerilla-Attacke, wie sie in Lateinamerika zur Perfektion gebracht wurde. Óscar Pérez kämpft wie Che Guevara, mit nur einem großen Unterschied – er hat ein Smartphone.
Die „Operation Genesis“, wie er den Überfall tauft, ist auf einem Video festgehalten. Und immer wieder gibt Pérez aus seinem Versteck heraus TV-Interviews. Er wirkt erschöpft, nicht mehr so strahlend wie zuvor. „Wir gehören nicht zu diesen Leuten“, sagt er, „die sich Widerstand nennen, die dann ihren Worten aber keine Taten folgen lassen.“ Und: „Wir sind viele, ich kann aus taktischen Gründen nicht sagen, wie viele.“
Präsident Maduro: "Gebt ihnen Blei, Kompadre!"
Óscar Pérez ist ein Selbstdarsteller, der in mancherlei Hinsicht Hugo Chávez ähnelt, dem berühmten Expräsidenten, Maduros Vorgänger und Ziehvater, der jeden Sonntag stundenlang in seiner TV-Sendung von Gott und der Welt erzählte, schimpfte und sang. Chávez hat 1992 als junger Fallschirmoffizier versucht, sich an die Macht zu putschen. Als das misslang, wählte er den demokratischen Weg, wurde 1998 zum Präsidenten gewählt und begann sein Land in den „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ zu führen.
Erst verbesserten sich die Lebensumstände, doch dann ging alles den Bach runter. Chávez verstaatlichte Tausende Unternehmen, der Wirtschaft blieb zum Wachstum fast ausschließlich das Erdöl, die Produktion in allen Bereichen sank rapide. Die Folgen für die Bevölkerung sind mittlerweile verheerend.
Lebensmittel werden rationiert, und in den Krankhäusern sterben Menschen, weil Medikamente oder simpler Sauerstoff fehlen. Und das, wohlgemerkt, in einem Land mit mehr Erdöl-Reichtum als Saudi-Arabien. Allein die Eliten um Staatspräsident Nicolás Maduro fahren damit offenbar gut.
Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres veröffentlicht die Kriminalpolizei CICPC, Óscar Pérez‘ alter Arbeitgeber, ein Fahndungsplakat auf Twitter: „Gesucht“ steht oben in schwarzen Buchstaben auf gelbem Grund. „Óscar Alberto Pérez, Personalausweisnummer 15.948.49, Terrorist, Mörder, Staatsfeind Nr. 1, für seine Festnahme gibt es eine Belohnung.“ Auf dem Foto sieht der Actionstar aus wie ein Posterboy, der verträumt in die Ferne schaut. „Wo auch immer sie auftauchen“, faucht Präsident Maduro im Fernsehen, „gebt ihnen Blei, Kompadre!“
Doch die Ermittler haben offenbar keinen blassen Schimmer, wo Pérez und seine Leute sich aufhalten. Dabei ist er gar nicht weit weg, nur zehn Hubschrauberminuten westlich von Caracas. Mit seinen Leuten hat er sich in einem der Häuser an der Ausfallstraße verschanzt, die sich durch die Berge ins Dorf El Junquito schlängelt. Sie haben Wachen aufgestellt, um die Straße und die Luft im Auge zu behalten und ein Cyber-Team gebildet, um ihre Kommunikation zu sichern und zu verhindern, dass der Geheimdienst sie findet.
Pérez wird aufgespürt
Über verschlüsselte Messenger-Nachrichten steht Pérez ab Dezember 2017 mit einem Reporter der „New York Times“ in Austausch. Ihm berichtet er, was ihn unter anderem bewog, den Aufstand überhaupt zu wagen: Kurz vor dem 27. Juni 2017 wurde einer seiner Brüder umgebracht – bei einem Raubmord. Sie hatten es auf sein Handy abgesehen. An kaum einem anderen Ort der Welt werden so viele Menschen ermordet wie in Caracas, oft aus geringem Anlass. Solche Taten bleiben meist folgenlos.
Auch andere Verwandte von Perez wurden schon bedroht. Vor anderthalb Jahren versuchten Kidnapper einen seiner Söhne zu entführen, nicht weit von der Schule entfernt. Sie scheiterten. Doch der Familie wurde es nun zu unsicher. Seine Söhne zogen zur Oma nach Mexiko. Pérez hingegen blieb und sah sich fortan als Teil der Opposition: ein Familienvater mit Mission – einer Mission, die ihn zum Äußersten trieb. Er wollte nicht nur demonstrieren, sondern etwas tun. Er wollte sein Land aufwecken. Vom Hubschrauber hätten sie übrigens nur Blendgranaten geworfen, merkt er an.
„Ich habe keine Angst vor dem Tod“, sagt Pérez kurz vor dem Ende seiner Mission. „Ich habe Angst vor dem Scheitern und Angst davor, das Volk zu enttäuschen.“
Nur wenig später sollen sich all seine Vorsichtsmaßnahmen als erfolglos erweisen. Er und seine Leute werden aufgespürt. Am 15. Januar 2018, einem Montag, kommt es zum Showdown in Pérez’ Versteck: einem kleinen, zweistöckigen Haus an einem Hang an der Straße nach El Junquito.
Drinnen: Óscar Pérez mit seinen Leuten – der Polizist und Schauspieler, der Freiheitskämpfer, der Terrorist. Draußen: die Staatsmacht mit einem Großaufgebot. Um 6 Uhr morgens sind Spezialkräfte der Polizei angerückt, diverse Geheimdiensteinheiten und Kräfte der Nationalgarde, insgesamt mehr als 500 Beamte. Sie haben Panzer und Granatwerfer vom Typ RPG-7, ein sowjetisches Modell. Die Verteidiger des sozialistischen Venezuelas wollen nichts anbrennen lassen.
"Sie wollen nicht, dass wir uns ergeben"
Das letzte Gefecht des Óscar Pérez lässt sich live in den sozialen Netzwerken verfolgen. Ein gutes Dutzend Videos, die er veröffentlicht, zeigen die Eskalation der Ereignisse im Hochformat: Óscar Pérez sind lange Locken gewachsen, er sieht fertig aus, steht in einer Küche, schaut in die Kamera und zwischendurch immer wieder nach rechts und links. „Wir sind keine Kriminellen, wir sind Patrioten, die für unsere Überzeugung kämpfen“, sagt er. „Dereck, Santiago, Sebastián, ich liebe euch von ganzem Herzen, meine Söhne.“
Es fallen Schüsse. Blut läuft ihm übers Gesicht.
„Venezuela, sie wollen nicht, dass wir uns ergeben. Sie wollen uns ermorden. Das haben sie uns gerade gesagt.“ Schreie und Schüsse folgen.
„Wir schießen nicht und sie greifen uns immer noch an. Wir haben Verletzte. Wir ergeben uns!“ Noch mehr Schüsse. Er duckt sich weg.
Gegen 11 Uhr veröffentlicht er das letzte Video. Dann ist Stille.
Óscar Pérez liegt blutüberströmt am Boden, er hat zwei klaffende Schusswunden, sein Unterkiefer ist gebrochen. Er ist tot. Genauso wie sechs seiner Gefolgsleute und zwei Polizisten. Erst 24 Stunden später wird das offiziell bestätigt. Vier Männer und zwei Frauen werden verhaftet. Später steigt die gemeldete Zahl auf über 30 Leute. Die Polizisten haben von einer benachbarten Bauruine aus mit den Granatwerfern auf das kleine Haus geschossen. Es ist nur noch ein Gerippe.
Abspann
„Es war eine außergerichtliche Hinrichtung, ein Massaker“, sagt die ehemalige venezolanische Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Díaz, die sich vor kurzem mit dem Regime überworfen hat und aus dem Land geflohen ist. Menschenrechtsorganisationen äußern sich ähnlich. Die Regierung spricht natürlich anders: Endlich seien die Terroristen ausgeschaltet worden.
Der Außenminister nennt Óscar Pérez einen „Psychopathen“, der Vizepräsident einen „Deserteur, Fanatiker und Verräter des Vaterlandes“. Pérez und seine Mitstreiter hätten den Plan gehabt, nicht nur Präsident Maduro zu ermorden, sondern auch mehrere Minister und selbst Oppositionspolitiker. Ob das stimmt, lässt sich nicht sagen. Deutlich wird spätestens zu diesem Zeitpunkt: Die Regierung hat Óscar Pérez sehr ernstgenommen.
Als er knapp eine Woche nach seinem Tod auf dem Ostfriedhof in Caracas beerdigt wird, dürfen nur zwei Familienmitglieder dabei sein. Auf seinem Grab wird die Nationalflagge ausgebreitet und eine weiße Polizeizuniform. „Zumindest konnten wir ihn begraben“, sagt Aura Pérez, seine Tante. „Óscar Pérez ist ein Held, er hat alles für uns gegeben, indem er gegen die Ungerechtigkeit hier im Land kämpfte“, sagt Maryori Perdomo Pérez, seine Cousine.
Und der Korrespondent des Nachrichtensenders Univisión würdigt ihn als „Symbol des Widerstands gegen das Regime von Nicolás Maduro“. Sicher allerdings ist nur: Óscar Pérez war ein Actionheld mit dem Gespür für den großen Auftritt. Auch deshalb musste er erst sterben, bevor seine Landsleute an ihn glaubten.