Aktuell lassen sich mit „Mangos mit Chili“ und „Wildberry Lillet“ zwei Songs von Nina Chuba in den deutschen Single Charts finden. „Wildberry Lillet“ hielt sich im Sommer 2022 sogar ganze vier Wochen an deren Spitze. Für die 24-Jährige, die zuvor bereits mit Songs wie „Tracksuit Velours“ und „Femminello“ auf sich aufmerksam gemachte hatte, bedeutete das Lied, das seinen Erfolg vor allem der Video-App TikTok verdankt, den endgültigen musikalischen Durchbruch. Mit ihrem Debütalbum „Glas“, das am 24. Februar erscheint, möchte die sie an den Erfolg anknüpfen. Nach unserem Video-Call sind wir uns sicher: Das war alles erst der Anfang.
Nina Chuba, Sie sind aktuell sehr erfolgreich. Alle Songs, die Sie rausbringen, gehen durch die Decke. Genießen Sie das?
Ich würde sagen, es rauscht schon sehr stark an einem vorbei. Ich weiß jetzt zum Beispiel gar nicht mehr, was ich letzte Woche gemacht habe (lacht). Aber bestimmte Momente kann ich mittlerweile auf jeden Fall genießen. Gerade solche, die ich mit anderen Menschen, meinen Freunden oder meinen Eltern teilen kann. Das gibt mir viel mehr als beispielsweise die Nachricht: Dein Song hat jetzt 62 Millionen Streams. Das macht nichts mit mir.
„Glas“ ist nicht nur der Name Ihres neuen Albums, sondern auch der eines Ihrer Songs. Darin geht es um die Schattenseiten des Verliebtseins. Es heißt zum Beispiel: „Es bleibt immer, wie es war, ich trage Ohrringe aus Glas, damit du mich brechen kannst.“ Verarbeiten Sie hier eine konkrete Erfahrung?
Ja, in der Zeit, in der „Glas“ entstanden ist, habe ich mich genauso gefühlt, wie ich es auch gesungen habe. Deswegen drehen sich so viele Songs auf dem Album auch um dieses negative Verliebtheitsgefühl. Man ist abgelenkt, traurig oder einseitig verliebt. Man öffnet sich einer Person und macht sich verletzlich, um am Ende vielleicht doch bloß verletzt zu werden. Es ist ein Risiko – und trotzdem macht man es immer wieder.
Zerbrechlich ist nicht nur die Liebe, sondern auch der Erfolg. Machen Sie sich Gedanken darüber, dass er wieder abflauen könnte?
Natürlich habe ich im Hinterkopf, dass er irgendwann mal weg sein könnte. Aber es macht mir keine Angst. Ich hänge auch nicht krass daran, dass ich eine Person des öffentlichen Lebens bin. Ich würde mein Glück trotzdem finden, denke ich.
Nina Chuba im Playboy-Interview: „Ich hänge nicht daran, dass ich eine Person des öffentlichen Lebens bin“
Welche Künstler haben Sie für Ihr Album inspiriert?
Es ist mein erstes deutschsprachiges Album. Und ehrlich gesagt, habe ich davor lange gar keine deutsche Musik gehört. Das letzte Mal vor zehn Jahren, als Culcha Candela oder Peter Fox voll im Trend waren. Ich glaube, daher kam auch meine Inspiration.
Sehen Sie sich selbst eigentlich als Hip-Hop-Künstlerin?
Ja, schon. Ich würde einfach sagen, ich tanze ganz locker am Rande der Hip-Hop-Welt herum und hüpfe auch mal rüber zum Pop oder zu was auch immer. Ich bin da relativ flexibel.
Hip-Hop ist noch immer eher männlich dominiert. Merken Sie das manchmal?
Ja. Es gibt so eine Instagram-Seite, die immer Streaming-Fakten postet. Seit ungefähr zwei oder drei Monaten bin ich immer unter den Top Ten der meistgestreamten Hip-Hop-Künstler in Deutschland. Und das als einzige Frau. Das ist schon doll. Mit der Zeit merke ich auch immer mehr, dass man als Frau nicht wirklich ernst genommen wird. Ich werde auch oft als naiv eingeschätzt, glaube ich. Ich mag es aber, in dieser Position zu stecken.
Weil Sie die Leute überraschen können?
Voll, ja, klar. Wenn keiner was von dir erwartet, dann bist du in der besten Position.
Nina Chuba im Playboy-Interview: „Ich werde oft als ziemlich naiv eingeschätzt“
Gerade auf Instagram liest man Kommentare wie „Das hat mit Rap nichts zu tun“ über Sie und Ihre Musik.
Bei diesen typischen Hip-Hop-Seiten findet man eben auch genau die Menschen, die man sich vorstellt, wenn man an Deutschrap-Hörer denkt. Nicht so tolerante eben. Ich habe am Anfang auch sehr gemerkt, dass Frauen krass miteinander verglichen werden. Der Gedanke ist: Es kann nur eine geben. Das ist bei männlichen Newcomern nicht der Fall. Sogar ich hatte am Anfang Probleme damit zu akzeptieren, dass es andere Frauen gibt, die was Ähnliches machen. Mittlerweile habe ich
gemerkt: Ey, das ist gar nicht schlimm, das ist sogar gut. Wir können uns gegenseitig pushen, damit immer mehr Leute diese Musik hören. Am Ende hat man immer was Eigenes, ist immer eine eigene Person. Und es kann ganz viele daneben geben, die genauso erfolgreich sein können.
Warum haben Sie Ihre Kariere eigentlich mit englischen Songs und nicht mit deutschen gestartet?
Weil Deutsch immer so nah an meinen eigenen Gefühlen und an meiner Person dran war und ich am Anfang nicht wollte, dass die Menschen mitbekommen, worüber ich singe (lacht). Und weil ich Englisch immer als cooler empfunden habe. Ich konnte mir nicht vorstellen, einen Songtext auf Deutsch zu schreiben, der nicht kitschig ist.
Warum haben Sie sich dann schließlich dazu entschlossen, deutsche Musik zu machen?
Ich habe gemerkt, dass mir das sehr viel Spaß macht und ich mich fast wohler fühle damit. Weil es eben meine Muttersprache ist und ich mich besser und freier ausdrücken kann und nicht die ganze Zeit überlegen muss, ob die Grammatik stimmt oder nicht.
Nina Chuba im Playboy-Interview: „Ich konnte mir nicht vorstellen, einen Songtext auf Deutsch zu schreiben, der nicht kitschig ist“
In Ihrem bislang größten Hit „Wildberry Lillet“ singen Sie: „Ich will Immos, ich will Dollars.“ Ist Ihnen so ein Lifestyle wichtig?
Wenn mir jemand eine Immobilie anbietet, dann würde ich nicht sagen: Nee, Alter, nehme ich nicht. Ich möchte das schon gerne irgendwann alles haben. Weil ich weiß, wie es ist, wenn man das nicht hat.
Gab es eine Phase, in der es Ihnen finanziell nicht gut ging?
Also ich würde sagen, dass meine Familie nie wirklich arm war, wir hatten immer genug Geld für Essen. Aber bis ich 16 war, wusste ich nicht, was H&M ist, weil ich immer die alten Klamotten vom Flohmarkt oder von meinem Bruder getragen habe. Ich war mit meinen Eltern auch nie wirklich essen oder im Urlaub. Seit ich 15 war, habe ich meine Urlaube selbst finanziert von dem Geld, das ich früher verdient habe.
Sie waren ein Kinderstar, hatten eine Hauptrolle in der Serie „Die Pfefferkörner“. Hat Sie das geprägt?
Ich habe schnell gelernt, wie es ist, in der Öffentlichkeit zu stehen, und quasi schon als kleines Kind diese Phase durchgemacht, in der man kurz einen Höhenflug hat. Ich habe auch gelernt, wie es ist, auf eigenen Beinen zu stehen, und verstanden, was Geld bedeutet. Dass man für sein Geld arbeiten und fleißig sein muss.
Wie kann man sich diesen Höhenflug vorstellen?
Na, ist ja nicht normal, wenn man mit acht Jahren zu einer Premiere geht und die Kids anfangen zu schreien, wenn man über den roten Teppich läuft. Ich habe das alles mitgemacht, aber so richtig realisiert habe ich das erst ein paar Jahre später. Vor allen Dingen wurde ich früher oft erkannt – sogar im Ausland. Und da bildet man sich dann irgendwann was drauf ein. Also hat meine Mama gesagt: „Hey, mach mal ganz ruhig, wir hören jetzt hier auf.“ Dann war ich wieder im normalen Leben drin. Hat mir gutgetan.
Wenn Sie nun als Sängerin auf der Bühne stehen: Laufen Sie dann Gefahr, ins Schauspiel zu verfallen?
Ich glaube, man nimmt immer eine Rolle auf der Bühne an, einfach auch aus Schutz. Also ich würde sagen, dass ich auf der Bühne ein bisschen aufgedrehter, frecher und schlagfertiger bin – aber immer noch ich selbst. Und es ist schon so, dass ich mich mittlerweile eher als Nina Chuba sehe. Nina Kaiser, die ich ja eigentlich bin, ist eine Person, die ich früher war. Vor der Zeit, in der ich meinen Stil und mein Selbstbewusstsein gefunden habe. Für mich ist Nina Kaiser eine viel verletzlichere, unsicherere und unstylishere Person. Ich mag sie trotzdem gern. Und sie ist noch immer in mir.
Wie sind Sie dann eigentlich vom Schauspiel zur Musik gekommen?
Ich habe immer schon Musik gemacht. Als Kind habe ich klassische Musik zum Einschlafen gehört und wollte unbedingt Klavier spielen lernen. Das hat man mir ermöglicht, und ich hatte ein paar Jahre lang Musikunterricht. Einmal habe ich mir zu Hause einen Song von Stefanie Heinzmann beigebracht und ihn dann auch meinem Klavierlehrer vorgesungen. Da meinte er: „Vielleicht nimmst du mal Gesangsunterricht.“ Ich habe dann ein Stipendium für Gesangsunterricht bekommen. Irgendwann hatte ich meine erste Band, und alles nahm seinen Lauf …
Was haben Sie eigentlich gedacht, als Sie eine Interview-Anfrage vom Playboy erhalten haben?
Ich habe mich sehr gefreut. Wir haben tatsächlich auf der Tour, die ich letztes Jahr gespielt habe, manchmal den Playboy gekauft. Und die Jungs fanden das natürlich ganz toll, weil sie die ganzen Plakate in unseren Tourbus hängen konnten. Aber mich haben die Artikel wirklich interessiert. Ich finde, im Playboy stehen coole Sachen.
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