Schon seit über 50 Jahren kämpft Playboy in der deutschen Medienlandschaft für sexuelle Offenheit. In jüngster Vergangenheit gesellen sich immer mehr Verbündete an seine Seite. Einer davon: Die Erfolgs-Serie „Sex Education“, deren vierte Staffel gerade auf Netflix anlief. Neben Witz, Drama und vielschichtigen Figuren hat sie nämlich noch einen weiteren, wichtigen Charakterzug: Die Aufklärung.
Diesen spielt sie nicht übertrieben aus oder versucht, wie etwa in der Filmreihe „American Pie“ sie auf pure, flache Comedy zu stützen. Vielmehr thematisiert sie humorvoll und einfühlsam Themen wie Kommunikation im Bett, Verhütung oder Unsicherheiten in Bezug auf sexuelle Identität.
In „Sex Education“ verkörpert dabei Akte-X-Star Gillian Anderson Jean Milburn, Sexualtherapeutin und Mutter von Hauptfigur Otis Milburn (Asa Butterfield). Otis ist selbst sexuell sehr unerfahren – verfügt dank Gesprächen mit seiner Mutter aber über einen ausführlichen Wissensschatz rund um Sexualität. Zusammen mit seiner rebellischen Mitschülerin Maeve beschließt er, eine geheime Sex-Klinik in seiner Schule zu eröffnen, in der er gegen Bezahlung seinen Mitschülern mit ihren Problemen weiterhilft.
In Verbindung zu dem Serienstart der vierten Staffel am 21. September und in Kooperation mit „F/A/Q – The Better Health Group“ sowie dem digitalen Meinungsforschungsanbieter Civey hat Netflix nun eine repräsentative Studie veranlasst. Der Streaming-Anbieter wollte wissen: Wie offen sind die Deutschen nach vier Staffeln „Sex Education“ hinsichtlich ihrer Sexualität? Und wie zufrieden mit ihrem Sexleben?
Netflix-Studie: Deutsche schämen sich nicht für ihre Lust – zumindest die Älteren
Die Ergebnisse sind eindeutig – in alle Richtungen: In Hinblick auf ihre Bedürfnisse zeigen sich die Deutschen offen. Ganze 81 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren haben noch nie Scham für ihre sexuelle Lust empfunden und 76 Prozent sind sich sicher, dass ein offener Umgang mit Sexualität sich positiv auf die eigene mentale Gesundheit auswirkt.
Betrachtet man jedoch nur Befragte unter 30 Jahren, sieht es anders aus mit der sexuellen Offenheit: Jedem und jeder Dritten ist die eigene Lust peinlich. Ein Experte von F/A/Q findet das bedenklich. Er erklärt: „Selbstbewusste Entscheidungen, auch im Umgang mit Sexualität, setzen einen schamfreien Zugang zu Aufklärung und Gesundheitsthemen voraus.“
Netflix-Studie: Deutsche Männer sind mit ihrem Sexleben unzufriedener als Frauen
Bedenklich sind außerdem diese Ergebnisse der Netflix-Sex-Studie: Nur die Hälfte der Deutschen würde von sich behaupten, ein erfülltes Sexleben zu haben – wobei Männer doppelt so häufig unzufrieden sind wie Frauen. Jeder dritte Mann in Deutschland ist insgesamt mit seinen intimen Beziehungen unzufrieden. Liegt das an fehlender Kommunikation? In jedem fünften Bett sind sich die Partner laut den Ergebnissen der Studie nämlich gar nicht sicher, was sich das Gegenüber wünscht.
Um das zu ändern, muss man an der Wurzel ansetzen – der Aufklärung. Im Rahmen der Studie wurden die Befragten darum gebeten, anzugeben, was sie bei ihrer sexuellen Aufklärung als hilfreich empfunden hätten. 40 Prozent gaben an, dass sie diese Frage nicht beantworten könnten.
Netflix-Studie: Es herrscht weiterhin Aufklärungsbedarf
Film und Fernsehen können einen angenehmen Zugang zu Sexualität schaffen (Lesen Sie auch: Ein Gespräch mit der Regisseurin Erika Lust über ihre feministischen Pornos) und Aufklärungsarbeit leisten. Mit Netflix-Serien wie „Sex Education“ soll ein offenerer Umgang mit Sexualität gefördert werden. Nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene können davon lernen, offen mit ihrem Partner über ihre Wünsche zu sprechen und auch sonst klar zu kommunizieren, wo ihre Grenzen liegen.
Und das sollten sie auch: Denn wie die Zahlen der Studie zeigen, schämen sich die Deutschen zwar nicht für ihre Sexualität, sind gleichzeitig aber gehemmt, sich darüber auszutauschen und so ihr Sexleben zu verbessern. Scheinbar brauchen wir alle noch ein paar weitere Staffeln von „Sex Education“.
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