„Natürlich sind meine Auftritte auch auf Erotik angelegt“

Credit: Paula Winkler
Credit: Paula Winkler

Die österreichische Kabarettistin, Poetin und Romanautorin Lisa Eckhart versteht es zu verstören: Mit satirischer Dreistigkeit im Gewand damenhaft-erotischer Eleganz verdreht sie uns die Köpfe. Lisa Eckhart über Feminismus, Männerbilder und Erotik.

Von:
08.10.20
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Frau Eckhart, Sie haben unzählige Verehrer. Ein Foto von Ihnen auf Instagram, und schon ist der Teufel los. Wie empfinden Sie das?

Das ist ein völlig natürlicher Reflex. Ich wäre zu Tode gekränkt, wenn mich Männer nicht als sexuelles Wesen wahrnehmen würden. Natürlich sind meine Auftritte auch auf Erotik angelegt. Das empört viele. Ich erhalte auch wüste Zuschriften von Frauen, die mir Pornografie statt Kabarett nahelegen. Diese völlige Trennung von Gut und Schön halte ich für sehr bedenklich.

Und wenn Sie beides zeigen, ist das Publikum überfordert?

Das überfordert selbst mich manchmal. In der einen Situation reduziere ich mich auf den Körper, in der anderen auf den Geist. Ich wusste schon immer, dass ich eine Bühne brauche, hatte aber zuerst nichts feilzubieten als meinen Kör- per. In Paris lief ich durch die Stadt und suchte nach Menschen, die mich nackt sehen wollen (lacht). Das war damals die einzige Form der Darstellung, die ich beherrscht habe. Ich hatte in der Jugend eine Blauäugigkeit, die wie Pfefferspray gewirkt haben muss. Da hat es selbst Perverse gegruselt, es ist nie was passiert! Als ich in Berlin nackt Gedichte vorgetragen habe, war die bittere Erkenntnis: Okay, wenn ich Geld verdienen will, muss ich mich anziehen. Nackt hören mir die Leute nicht mehr zu.