Sie werden häufig ungefragt und ungewollt im Netz verschickt und nicht selten auch bereut: Nacktfotos. Die Möglichkeit, jederzeit anzügliche Bilder zu verschicken, ist wohl eines der riskantesten Phänomene des digitalen Zeitalters. Gegen die geht Apple jetzt auf seine ganz eigene Art und Weise vor: Mit einer Art Nacktfotoscanner führte der Technik-Gigant schon Ende 2021 die neue Jugendschutzfunktion in den USA ein, die jetzt auch international ausgeweitet werden soll. Schon in wenigen Wochen sollen iOS-User in Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland die neue Funktion nutzen können. Welche weiteren Länder wann folgen, ist noch unklar.
Nackfotoscanner bei Apple: Worum geht's?
Die neue Funktion richtet sich vor allem an Familien, die über die „Familienfreigabe“ Apple-Geräte ihrer Kinder verwalten und wurde für die Apple-eigene Funktion iMessage konzipiert: Hier können Erwachsene eine Warnfunktion aktivieren, die anschlägt, sobald Nacktinhalte auf dem iPhone oder iPad eintreffen. Um diese zu erkennen, arbeitet Apple mit dem sogenannten Client-Side Scanning, das die Bilder lokal auf dem Gerät untersucht. Bekommen Minderjährige nun über iMessage ein Foto zugeschickt, das Apples künstliche Intelligenz als Nacktinhalt identifiziert hat, wird das Foto verpixelt und es erscheinen verschiedene Optionen, mit dieser Nachricht umzugehen. Beispielsweise haben Kinder direkt die Möglichkeit, jemanden darüber zu informieren oder den Kontakt zu blocken.
Dasselbe funktioniert natürlich auch andersherum: Sobald das Kind versucht, ein Nacktbild zu versenden, kommt ein ähnlicher Warnhinweis. Damit will Apple unterbinden, dass Kinder überredet werden, Nacktfotos von sich zu verschicken oder sich solche Fotos ansehen.
Diese Warnhinweise ploppen auf, sobald Apples Nacktfotoscanner entsprechende Inhalte entdeckt
Credit:
PR
„Die Funktion ist so konzipiert, dass kein Hinweis auf die Erkennung von Nacktheit ohne Einwilligung jemals das Gerät verlässt“, verkündet Apple gegenüber „The Guardian“. Der Konzern versichert, dass Apple keinen Zugriff auf die Nachrichten und Warnungen erhält. Auch würden Eltern von Kindern unter 13 Jahren keine automatische Benachrichtigung über ein als nackt erkanntes Bild bekommen – obwohl das zunächst geplant und angekündigt war. Hier hatten Kritiker allerdings befürchtet, dass diese Automatisierung zum unfreiwilligen Outing nicht-heterosexueller Personen führen könnte.