Titelbilder: David Payr / dpa / actionpress Text: dpa/marquardt
Legendär wurde Lauda, weil er nur 42 Tage nach dem Horror-Crash auf dem Nürburgring bereits wieder im Cockpit seines Rennwagens saß. Seine damalige Frau Marlene erzählte Lauda, dass die Ärzte damals nicht damit rechneten, dass er die erste Nacht überstehen würde. Sie irrten. Das folgende WM-Duell mit dem Briten James Hunt war 2013 im Film "Rush" im Kino zu sehen. Bei seinem ersten Rennen nach dem Unfall wurde er in Monza Vierter. "Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheim zu sitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist", sagte er später.
Lauda war bereits 1975 erstmals Weltmeister geworden. Ein Jahr nach dem Unfall gewann er seinen zweiten, 1984 seinen dritten WM-Titel. 1985 trat er zurück. "Wir mussten uns damit auseinandersetzen, dass wir vielleicht morgen nicht mehr da sind", kommentierte er später sein Leben als Rennfahrer. "Wir lebten schneller. Intensiver."
An seine aktive Sportlerkarriere schloss der Industriellensohn nahtlos eine Laufbahn als Unternehmer an. Aus seiner Begeisterung für das Fliegen entwickelte er als Pilot seine eigene Airline und stieg in das Fluggeschäft ein. 1991 erlebte die Fluggesellschaft ihre dunkelste Stunde mit dem Absturz einer Maschine in Thailand. 223 Menschen kamen um. Ende der 1990er Jahre verkaufte er Lauda an den Konkurrenten Austrian Airlines (AUA). 2003 ging er mit einer neuen Flotte unter dem Namen Niki an den Start.
Bei Niki stieg ihr Gründer 2011 aus. Air Berlin übernahm die Linie. Mit der Firma Laudamotion stieg Lauda Anfang 2016 ins Geschäft mit Privatjets ein. Nach den Pleiten von Air Berlin und Niki übernahm er die Führung bei Niki erneut und brachte das Unternehmen unter dem Namen Laudamotion wieder an den Start. Wenig später holte er Ryanair als neuen Anteilseigner ins Boot.
Eine Sprecherin der Fluggesellschaft Laudamotion, dessen Namensgeber Niki Lauda war, schrieb im Namen der Familie Lauda: "In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag, den 20.05.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist. Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich."
„Für immer in unseren Herzen, für immer unsterblich in unserer Geschichte“
Auch die Formel 1 reagierte mit großer Trauer auf den Tod des dreimaligen Weltmeisters Niki Lauda. "Für immer in unseren Herzen, für immer unsterblich in unserer Geschichte", twitterte die Motorsport-Königsklasse . "Die Motorsport-Gemeinschaft betrauert den verheerenden Verlust einer wahren Legende".
"Heute ist ein trauriger Tag für die Formel 1", schrieb Laudas ehemaliger Rennstall Ferrari ebenfalls bei Twitter. "Die große Familie Ferrari erfährt in tiefer Trauer die Nachricht vom Tod des Freundes Niki Lauda, dreifacher Weltmeister, zweimal mit der Scuderia (1975-1977). Er wird auf ewig in unseren Herzen und in denen der Fans bleiben." Seinen dritten Titel hatte Lauda 1984 in einem McLaren geholt.
Spätfolgen des Unfalls
Nach seinem Unfall auf den Nürburgring war Lauda durch die schweren Verbrennungen an Kopf und Gesicht gezeichnet. Doch er erlitt dabei nicht nur äußerliche Verletzungen. Das Einatmen des giftigen Rauchs aus der brennenden Kunststoffkarosserie und des Löschschaums verursachten bei Lauda schwere Lungenverätzungen. Diese Verletzungen erwiesen sich später als weitaus kritischer als die Hautverbrennungen.
Im Sommer 2019 war Lauda eine Lunge transplantiert worden. Nach einer Grippe-Erkrankung musste er im Januar 2020 erneut im Krankenhaus behandelt werden. Anlässlich seines 70. Geburtstages am 22. Februar hatte sich Lauda damals noch in einer kurzen Audio-Botschaft beim ORF für die Glückwünsche mit den Worten bedankt: "Ich komme wieder zurück und es geht volle Pulle bergauf."
Durch Spätfolgen nach dem Horrorunfall von 1976 hatte Lauda sich schon zweimal einer Nierentransplantation unterziehen müssen.
Vorbild und Maßstab für alle
"Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle", heißt es in der offiziellen Mitteilung zu Laudas Tod. "Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen."
Der dreimalige Weltmeister agierte seit 2012 als Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams. Das Unternehmen zeigt sich tief bestürzt über den Tod von Niki Lauda und würdigte dessen Verdienste für den Mercedes-Werksrennstall. "Wir werden für immer dankbar sein für Nikis unschätzbare Wirkung auf den Motorsport und MercedesAMGF1", schrieb die Daimler AG auf Twitter. "Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gehen an die Lauda-Familie."
Niki Lauda hatte auch großen Anteil an der Erfolgsgeschichte von Mercedes. Seit einschließlich 2014 gewannen die Silberpfeile jeweils die Fahrer- und die Konstrukteurswertung. Der Mercedes-Weltmeister von 2016, Nico Rosberg, dankte Lauda via Twitter. "Ich habe soviel von Dir gelernt. Deine Leidenschaft, dein Kampfgeist, nie zu aufzugeben, dein Glaube daran, dass man sich immer zweimal im Leben begegnet, und selbst deine Geduld mit uns Youngsters", schrieb Rosberg. Er und mit ihm die 100 Millionen Fans auf der ganzen Welt "denken an dich und an deine Familie und wünschen, dass Du in Frieden ruhst".
Alle Artikel