Mit dem Auto übers Wasser fahren? Kein Problem, wenn man in einem Volvo V60 Cross Country sitzt. Nahe dem Polarkreis stellte der Autobauer sein neuestes Modell vor – zur Testfahrt auf der nördlichen, zugefrorenen Ostsee. Dort tat der geräumige Kombi genau das, was seine Käufer von ihm erwarten: Souverän und sicher über Eis und durch Schnee gleiten. Ein Auto für jene, die öfter mal zum Ski fahren aufbrechen, oder im Winter zugeschneite Parkbuchten erobern wollen, die andere Fahrer ängstlich verschmähen.
Ein Auto aber auch für jene, denen ein SUV zu protzig daherkommt und zu viel Sprit verbrennt - oder deren Dienstwagen-Beauftrager so eine Wuchtbrumme nicht durchwinkt. Der schwedische Kombi schlüpft da schlank durchs Reglement.
Die Vorteile eines Geländewagen bietet er trotzdem: Der serienmäßige Allrad-Antrieb mit automatischer, intelligenter Kraft-Verteilung sichert die Traktion nicht nur auf zugefrorenen Seen - das ist der normale Volvo-Fahrer ja eher selten unterwegs - sondern bietet im Winter eigentlich immer Vorteile gegenüber dem Frontantrieb. Kein Wunder, dass diese hauptsächlich von Volvo, Audi und Subaru forcierte Auto-Klasse zwischen SUV und Kombi gerade in Süddeutschland so populär ist.
Dazu bietet der Fast-SUV eine kernig wirkende Kunststoff-Beplankung an den Radkästen. Die kann in der Tat vielleicht so manchen Kratzer im Blech abfangen, ist aber eher eine optische Aufwertung, die zu der erhöhten Bodenfreiheit passt: Gegenüber dem normalen V60 ist der Cross Country um 60 Millimeter höher gelegt. Das kann auf steinigen Feldwegen den entscheidenen Vorteil bringen. Auf Langstrecke ist man komfortabel und gut gefedert unterwegs; schnelle Kurvenhatz überließ Volvo schon immer gerne der Konkurrenz aus München, Ingolstadt und Stuttgart.
Nicht wirklich überzeugend ist die beschränkte Motoren-Auswahl: Bis auf weiteres gibt es nur einen Diesel. Das 190-PS-Aggregat ist natürlich sauber nach der modernen Euro 6d-temp-Norm und zieht auch kräftig an, trotzdem muss man sagen: Nicht jeder möchte in der aktuellen Diesel-Debatte einen Selbstzünder fahren.
Die Möglichkeit, mit wenig Mehrverbrauch zum Benziner zu greifen, gehört ja eigentlich zu den Vorteilen des Kombi gegenüber einem SUV. Ob auch ein Hybrid-Antrieb unter die Haube kommt, und damit Volvo in die Puschen, endlich die großspurige Ansage zur durchgehenden Elektrifizierung zu erfüllen, ist derzeit noch nicht entschieden. Solche Themen will man wohl in Zukunft in die Tochtergesellschaft Polestar auslagern.
Dafür punkten die Schweden, die mittlerweile bekanntlich zum chinesischen Geely-Konzern gehören, mit dem typischen, skandinavisch-wohnlichen Innenraum. Dem Wagen ist anzumerken, dass er noch eine komplett eigene Entwicklung hinter sich hat: Helle Hölzer, aufgeräumtes Digital-Cockpit - so kennt man das von Volvo. Platz gibt es reichlich - wenn man zu viert unterwegs ist. Der Mittelplatz im Fond ist eine Notlösung. weil der Kardantunnel fast den kompletten Fußraum besetzt: Der Nachteil des Allradantriebes.
Aber man kann nicht alles haben - der V60 Cross Country ist soviel Kombi wie nötig und so wenig SUV wie möglich. Damit passt er sehr gut zu der Marke, die ja stets recht sympathisch rüberkommt. Das skandinavische Image ist eben durch nichts zu ersetzen. Das weiß auch Ikea, der niederländische Möbelkonzern, der immer noch von seinen schwedischen Gründerjahren profitiert.
Dass dessen Produkte - und andere sperrige Güter - so gut in Kombis passen, ist einer der Gründe für deren fortdauernde Beliebtheit. Zwar haben auch bei Volvo die echten SUV-Modelle die klassischen Kombinations-Kraftwagen aus der Hitliste des Modellprogramms verdrängt. Der V60 Cross Country ist da aber eine schöne Verschmelzung beider Welten.
Unser Autor reiste auf Einladung von Volvo nach Schweden.
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