Auf dem Flughafengelände Neuhardenberg in der Nähe von Berlin präsentierte Porsche sein erstes vollelektrisches Fahrzeug – den Taycan. Der Ort war gut gewählt, befindet sich nämlich direkt hinter dem Flughafengelände eine riesige Solarstromanlage. Parallel dazu fanden zeitgleich entsprechende Veranstaltungen im US-Staat New York vor einem Wasserkraftwerk an den Niagarafällen und auf der Insel Pingtan an einem Windkraftwerk vor der Küste Chinas statt. Die Botschaft: Porsche setzt weltweit auf erneuerbare Energien und den Ausbau seiner Elektromobilität.
Für Porsche stellt der Taycan das vermutlich wichtigste Modell seit dem 911er da, allein für den Umbau des Werks in Zuffenhausen investierte man über 700 Millionen Euro. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2025 die Investitionen in die Elektromobilität bei mehr als sechs Milliarden Euro liegen, jeder zweite Porsche der vom Band läuft soll dann in der einen oder anderen Form elektrifiziert sein. Trotzdem sieht Vorstandsvorsitzender Oliver Blume das nur als dritte Säule, „Benziner werden nach wie vor einen festen Platz in unserem Portfolio haben“.
Doch die reinen Fahrzeugdaten des Taycan müssen keinen Vergleich zu Verbrennermotoren scheuen. Die beiden Elektromotoren erreichen eine Systemleistung von 761 PS bei einem Drehmoment von 1050 Nm. Damit beschleunigt der Taycan in sagenhaften 2,8 Sekunden auf 100 km/h – das ist genauso schnell wie ein Porsche 911 GT2 RS, die derzeitige Sperrspitze im Portfolio des Sportwagenherstellers. Die 200 km/h erreicht er in 9,8 Sekunden, Schluß ist erst bei einer Spitzengeschwindigkeit von 260 km/h.
Die Reichweite des Fahrzeugs gibt Porsche mit 450 Kilometer an, viel entscheidender ist jedoch die Ladezeit. Dank des neuartigen 800 Volt Systems können die Batterien mit einer Kapazität von 270kw geladen werden. Das bedeutet, dass man unter idealen Bedingungen innerhalb von fünf Minuten die Reichweite um 100 Kilometer erhöhen kann, einen Ladestand von 80 Prozent müsste unter einer halben Stunde erreichbar sein. Vorausgesetzt man findet eine der bisher in Deutschland allerdings noch nicht allzu weit verbreiteten Ionity-Ladesäulen – ein Joint Venture, bei dem neben Porsche auch viele andere große Hersteller wie Volkswagen, Daimler oder BMW beteiligt ist.
Während von außen der Wagen aufgrund des viertürigen Aufbaus vor allem an einen Panamera erinnert, wirkt er im Inneren deutlich futuristischer. Konsequent wurden fast sämtlich Schalter und Knöpfe eliminiert, das Cockpit strotzt nur so von Displays und Touchscreen. Der eine oder andere Porsche Purist dürfte vor allem den sonst so prominent platzierten Drehzahlmesser vermissen – ein Relikt das in Zeiten von Elektromotoren überflüssig geworden ist. Nur der Startknopf ist typisch für Porsche nicht rechts, sondern nach wie vor links vom Lenkrad platziert.
Doch wird das alles reichen, den bisherigen Elektro-Platzhirsch Tesla in seine Schranken zu verweisen? Die Kunden sagen ja – denn bereits über 30.000 potentielle Käufer haben eine Anzahlung von 2.500 Euro geleistet, damit sie zu den ersten gehören, die einen neuen Porsche Taycan erhalten werden. Der finale Preis für den Taycan Turbo startet bei 152.136 Euro – das sind gut 70.000 Euro mehr als ein Tesla Model S. Deren Topmodell für knapp unter 100.000 Euro schafft den Sprint auf 100 km/h allerdings in 2,6 Sekunden bei einer angegeben Reichweite von über 600 km.