Irgendetwas stimmt hier nicht. Dieser Elfer sieht aus wie ein Oldtimer, doch irgendwie ist alles anders. Die Räder zu breit, die Backen ebenfalls. Kein Wunder. Denn dieses Auto sieht nur aus wie ein 70er-Jahre-Porsche, im Inneren ist es 2016. Motor, Getriebe, Bremsen, Elektronik – alles auf dem heutigen Stand. Würde man mit verbundenen Augen einsteigen, man wähnte sich in einem Neuwagen. Das Auto, offiziell noch immer ein Porsche, stammt aus den Händen von Peter Vazal. Der 50-jährige Tscheche lebt in Taufkirchen bei München, wo er sich in seiner Werkstatt ganz der deutschen Sportwagen-Ikone 911 verschrieben hat. Das zierliche Urmodell, auch „F-Modell“ genannt, hat es ihm dabei ganz besonders angetan. Darum gibt er allen seinen Autos den Look des alten Elfers. Den Look wohlgemerkt, aber nicht das Feeling. Denn fahren und bremsen und sich anfühlen müssen alle seine Autos wie Neuwagen. Alltagstauglichkeit ist Pflicht. Mehr noch: Die Dinger sind sogar rennsporttauglich. „Wir haben viel Erfahrung im Motorsport“, sagt Vazal, der mit seinem 28-jährigen Sohn Peter die Werkstatt schmeißt. Was hier herausrollt, fährt sich wie ein Oldtimer auf Speed. Absolut jedes Teil an ihren Autos hatten die beiden persönlich in der Hand. Und viele davon haben sie sogar selbst angefertigt. Derzeit noch per Hand, demnächst in Kleinserie. Die Nachfrage ist einfach zu groß. So haben sie beim grauen Lightspeed Classic No. 3 mit dem RS-Entenbürzel (ebenfalls ein Eigenbau im Look des Original-Spoilers) den 3,6-Liter-Motor auf 3,8 Liter aufgebohrt. Ultraleichte Titanpleuel aus einem modernen GT3 sorgen für enorme Drehfreude. Dazu ein Gewindefahrwerk mit selbst produzierten Alu-Felgen im originalgetreuen Fuchs-Design und viel fettere Reifen als anno dazumal: Hinten trägt der Wagen 275er-Schlappen, vorn 235er. Hinzu kommen noch eine Rennpedalerie und diverse neu angefertigte Karosserieteile aus Kohlefaser. Denn auch wenn man es nicht sofort sieht: Die ganze moderne Technik würde gar nicht in das Blechkleid eines F-Modells passen.

Fertig? Noch lange nicht. Aber die detailverliebte Arbeit vollständig aufzuzählen sprengt jeden Rahmen. Die Firma Singer Vehicle Design aus Los Angeles war Vazals Vorbild, als er 2009 seinen ersten Porsche-Oldie aufmotzte. Dort entstehen Elfer-„Restomods“ (ein Kunstwort aus Restauration und Modifikation), die weltweit für Aufsehen sorgen. Traumwagen für 200.000 Euro und mehr. Auch Vazals Arbeit ist nicht ganz billig – aber offenbar preiswert. „Ich bekomme immer mehr Anfragen“, sagt der Unternehmer, der eigentlich Fotograf gelernt hat und sich die ganze Fahrzeugtechnik autodidaktisch aneignete. Mittlerweile verfolgt Vazal ein anderes Konzept als Singer. Denn statt reiner knüppelharter Rennsporttechnik verbaut er nun auch Komfort-Komponenten, etwa Klimaanlagen und Servolenkungen. „Die Kunden wollen es so“, sagt Vazal, „damit auch die Frau Spaß an dem Wagen hat und vielleicht sogar selbst mal fährt.“ Da seien bei Rennkupplung und Sportpedalerie ansonsten schnell die Grenzen erreicht. Bisher hat Lightspeed sechs Autos gebaut. Vier fahren in Europa, zwei in den USA. Das nächste ist gerade in Arbeit: ein 964er-Targa, optisch ein F-Modell. Und die Preise? Bei 166.000 Euro gehen die Umbaukosten los. Ohne Basisfahrzeug, versteht sich.