Sechszylinder, Handschalter, Luftkühler. Ist das oldschool oder retro? Es ist vor allem eines: richtig. Mit dem neuen 718 Cayman GTS baut sich Porsche ein Denkmal: Präzise. Pur. Perfekt. Auf ein paar Runden mit dem vielleicht echtesten Porsche auf dem Circuito do Estoril.

Wer wirklich annimmt, Entschleunigung sei der Weg ins Nirvana, ist niemals einen 718 Cayman GTS 4.0 auf dem Circuito do Estoril gefahren. Gas, Hochschalten, Bremsen, Runterschalten, Einlenken, Gas. Lächeln. Je öfter man das Mantra wiederholt, desto ruhiger und glücklicher wird man. Auf der Geraden holt man bis zu 230 km/h raus. Die 293 km/h Spitze und 4,4 Sekunden auf 100 km/h aus dem Datenblatt bezweifelt niemand.

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Abgesehen vom unverwechselbaren Grollen des Vierliter-Motors und technischer Perfektion an jedem Ende: Was macht den Cayman und Boxster GTS so besonders? Schließlich steckt doch alles drin, was man von einem Porsche erwartet. Sechs Zylinder, Boxer, Handschaltung, Fahrspaß zwischen Strecke und Straße. Ja, genau das! So konzipiert man eine pure Maschine. Das macht den GTS 4.0 echt. Und zwischen modernen Modellen zu einem raren, mutigen Statement.

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Als Hersteller soll man heute sportlich, sparsam, dezent und doch irgendwie glamourös sein, luxuriös und tief gestapelt. Downsizing, Turbos, Verbrauchswerte. Deswegen ist der neue 718 GTS so unfassbar wichtig. Er will ein grandioser Sportwagen sein. Punkt. Auf den langsam abtrocknenden Kurven in Estoril zeigt er das sehr schnell.

Zwar sind die Formel 1-Zeiten für die zweitgrößte Strecke Portugals seit 1996 vorbei. Gefahren wird hier seither eher sporadisch. Heißt: Kaum Gummi auf der Strecke, fast jungfräulicher Asphalt. Lange Kurven, eine wendige Schikane. Eigentlich die perfekte Umgebung für den 718 Cayman GTS 4.0. Eigentlich. Denn dicke Tropfen sammeln sich auf seiner flachen Windschutzscheibe, den dunkel abgesetzten Details und dem giftgrünen Lack. Egal, einsteigen.

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Nach Schaltwippen am Alcantara-Sportlenkrad tastet man vergeblich. Das Sechsganggetriebe liegt allein in der rechten Hand des Fahrers. Angesichts des Mittelmotors mit 400 PS und 420 Newtonmeter bei 5000 Touren im Regen grübelt man dann doch ein wenig. Nicht wegen der eigenen Gesundheit. Sondern wegen des Autos. Dem Porsche-Team entgeht nichts. Nach einer Einführungsrunde kommt stoisch das Kommando: „Easy does it. Jetzt fahren wir ihn mal aus!“

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Das sieht der 718 GTS anders. Er fährt eher seinen Fahrer aus. Zum Zuckeln ist er nicht gemacht. Erst fühlt es sich an, als würde man mit einem Skalpell einen Nagel in die Wand treiben wollen, was sicher nicht am Auto liegt. Der Neandertalers am Steuer eines Präzisionswerkzeuges ist sich seiner Sache noch unsicher. Als dann das Vertrauen zum PSM und das Wissen über die Kurven wächst, ist das Limit auch nicht mehr weit. PSM? Steht für Porsche Stability Management. Oder für: Please, Safe Me! Erst greift es noch ein. Langsam verschwindet die Nässe – und die Runden werden flüssig.

Selbst im Nieselregen klebt der Cayman am Asphalt. Er ist 20 Millimeter tiefer gelegt, das Sportfahrwerk ist adaptiv, um ein bisschen Komfort zu garantieren. Zumindest im Alltag. In diesen Kurven ist es bretthart, schont aber bei Curb-Vollkontakt das Becken, macht den GTS unfassbar dynamisch und bügelt jedes zu harte Bremsmanöver aus. Selbst in der Schikane, die Zweite-Gang-Zirkelei erfordert, zeigt er: Direkter kann eine Lenkung nicht sein. Präzise. Performant. Porsche. Im Hinterkopf eines jeden Reporters blinkt nur noch ein Warnsignal auf: Merk dir dieses Gefühl!

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Zwei ketzerische Fragen zum Schluss: Unterhalten wir uns über CO2-Emissionen? Nein, besser nicht. Denn das ist ein Vierliter-Sauger, kein Taycan.
Und: Ist der 718 Cayman GTS 4.0 vielleicht sogar ein besserer 911? Natürlich nicht. Es schmerzt beim Schreiben, es ist subjektiv und es gehört sich nicht, Klassiker miteinander zu vergleichen. Doch man muss eingestehen: Rennsport-Feeling, so agil und so nah an der Straße, bekommt man für einen Einstiegspreis von 81.000 Euro sonst bei Porsche nicht.