Er tritt ein großes Erbe an. Mit dem 124 Spider Abarth feierte Fiat in den 1970er-Jahren seine ersten Rallye-Erfolge. Und die Straßenversion stand wie kaum ein anderer italienischer Wagen in jenen Tagen für Fahrspaß.
Wird auch der Neue so ein heißer Feger? Wir wissen es nicht, wir können es nur ahnen. Denn bei unserer exklusiven Vorab-Präsentation bekamen wir das Auto nur stehend zu Gesicht. Fahren war nicht erlaubt. Denn es war noch gar nicht fertig entwickelt.
Unser Foto-Shooting führte uns direkt ins Herz der Abarth-Schmiede. Hier im Abarth Classiche in Turin kümmern sich Experten um die alten rollenden Schätze des Unternehmens. Direkt nebenan entstehen die neuen.
Charakteristisch für die frühen Abarth-Spider waren die mattschwarz lackierten Hauben. Auf dem Motorraum hat dies tatsächlich einen funktionalen Sinn. Die schwarze Farbe reduziert Spiegelungen, die den Fahrer im Rennen irritieren können.
Carlo Abarth hatte sich schon früh einen Sport daraus gemacht, normale Straßenfahrzeuge – vornehmlich der Marke Fiat – in heiße Rennsemmeln zu verwandeln. Fiat 500, Fiat 600, Fiat 124, aber auch eigene Kreationen fanden schnell ihre Fans nicht nur in Italien. Weltweit genießt die Submarke einen hervorragenden Ruf. Spartanisch, klein, leicht und schnell sind die Abarth-Renner. So klein mitunter, dass sich Carlo Abarth zeitweise auf eine Apfel-diät setzte, um in seine eigenen Autos reinzupassen.
Der neue Abarth 124 Spider hat ein Herz aus Japan. Oder besser gesagt: eine Seele. Denn das eigentliche Herz, nämlich der Motor, kommt nicht von Mazda, der Großteil des ganzen Fahrzeugs aber schon. Basis ist der Roadster MX-5, der vergangenes Jahr vorgestellt wurde und seinerseits auf eine starke Historie zurückblickt. Schließlich war es der MX-5, der Anfang der 1990er-Jahre die Renaissance des Roadsters auslöste. Ohne ihn und seinen durchschlagenden Erfolg würde es heute vermutlich keinen Mercedes SLK und keinen BMW Z4 geben.
DER NEUE RENNER
Bei der Bezeichnung lässt Fiat den eigenen Namen nun ganz offiziell weg. Der neue Renner heißt Abarth 124 Spider, denn Abarth tritt hier als Hersteller auf, wenngleich es natürlich nur eine Submarke von Fiat bleibt.
Die Einzelteile eines Abarth-Spider legen globale Touren zurück, bevor daraus das Auto wird. Die 1,4-Liter-Multi-Air-Motoren etwa werden in Turin angefertigt und dann ins japanische Hiroshima geliefert, wo man sie bei Mazda in den 124 einbaut. Anderthalb Monate dauert der Transport jeweils. Der Spider ist also auch ein Weltmeister im Reisen. Anschließend geht das komplette Auto wieder auf Tour – zurück nach Europa oder in alle Welt. Auch die USA könnten ein prima Absatzmarkt sein.
Im Gegensatz zum Mazda liefert der Abarth zehn PS mehr. Ob sich das auf der Straße auswirkt, wird sich zeigen. Eher dürften das Sperrdifferenzial und der kernige Sportauspuff den Fahrspaß erhöhen. Und auch beim Preis langt Fiat ordentlich hin. Bekommt man den normalen 124 Spider für 23.990 Euro und ein besseres Modell „Lusso“ für 26.500, muss man für den Abarth noch einmal 13.500 Euro mehr auf den Tisch legen. Ob ein paar Plaketten und exklusive Ausstattungsdetails den Kunden diesen Mehrpreis wert sind? Nach der Präsentation und den erstaunten Reaktionen hieß es aus Turin: Wir denken über den Preis noch einmal nach.
Das ist sicher besser so.
Alle Artikel