Autos nehmen uns bald mehr Verantwortlichkeiten ab, als die Polizei erlaubt: lenken, denken, bremsen, Abstand halten... Damit berauben uns die autonomen Mobile der Hoheit am Steuer und machen uns zu Passagieren. Was für ein Downgrade, findet unser Autor.

Ich bin ganz gewiss kein Technikmuffel. Im Stau genieße ich es, wenn ich in einem Mercedes oder BMW sitze, der selbst lenkt und stoppt und wieder anfährt und dem Vordermann immer im perfekten Abstand folgt. Das ist alles sehr angenehm. Aber es hat nichts mit Spaß am Autofahren zu tun, sondern nur mit Fortbewegung. Würde ich die Bahn nehmen, hätte ich nicht mal Stau. Aber hey - da, wo ich wohne, gibt es keine Schienen.

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Das autonome Fahren scheint eines der größeren Verkehrsprobleme unserer Zeit zu lösen: die Tatsache, dass mittlerweile fast jeder unterwegs an seinem Handy herumfummelt. Das wird im selbstfahrenden Auto selbstverständlich. Zugleich aber verschlimmert es das Problem, weil es mehr Sicherheit vorgaukelt, als es bietet. Denn wenn eine automatische Vollbremsung nichts mehr rettet, muss immer noch der Fahrer entscheiden, ob er dem Kind ausweicht oder dem Einkaufswagen nicht.

Das vollautonome Google-Auto hat nicht mal mehr ein Lenkrad. Allerdings ist es auch noch ein paar Jahre entfernt. Außerdem sieht es so übel aus, dass es hoffentlich niemand kaufen wird. Die Zukunft ist aber trotzdem schon ganz nah. Bereits im kommenden Frühjahr bringt Mercedes ein Auto auf den Markt, an das sich selbst die Politik erst gewöhnen muss.

In der nächsten E-Klasse kann man nicht nur fast eine Minute lang die Hände vom Steuer lassen, nein, das Auto wird sogar eigenständig überholen. Der Fahrer setzt nur noch den Blinker, und schon sucht der Wagen eine passende Lücke im nachfolgenden Verkehr. Er überholt den Vordermann völlig autonom, setzt den Blinker, schert wieder ein und fährt mit der vorgewählten Geschwindigkeit weiter.
Ich würde sagen, das klingt wie Bahnfahren. Nur ohne Bordbistro. Und ohne dass man sich auf dem Gang die Beine vertreten könnte.