„Für uns ist es wichtig zu wissen, was Menschen umtreibt“

Mode-Kenner: Seit fast vier Jahren leitet Marino Edelmann die Geschicke der Schweizer Modemarke Strellson
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Marino Edelmann leitet als Marken-Geschäftsführer seit vier Jahren die Geschicke der Schweizer Modemarke Strellson. Uns verrät er seine Erfolgsstrategie – und mit welchem Kleidungsstück Mann nie daneben liegt…

Herr Edelmann, die Schweiz steht bekanntlich für hochwertige Uhren. Die Modemarke Strellson zeigt aber seit bald 40 Jahren, dass die Schweiz auch internationale Fashion kann. Wofür steht Strellson?

Der Ursprung der Marke geht zurück auf die klassische Konfektion. Und ganz, ganz lange davor, Anfang des 20. Jahrhunderts, war Strellson eine Mantelmanufaktur. Das war damals tatsächlich klassisches Handwerk. Echte Schweizer Präzision also. Und das ist genau das, was wir wieder aufleben lassen wollen: designed in Switzerland als Teil unserer Marken-DNA. 

Und vor genau 20 Jahren kam dann die sogenannte Swiss-Cross-Jacke auf den Markt … 

… und wurde ein Riesenerfolg! Die Swiss Cross ist wirklich ganz vielen ein Begriff. Das Besondere an der Jacke ist, dass sie aus zwei Schichten besteht. Die innere Schicht war anfänglich mit Stoff aus Schweizer Armeedecken gefertigt. Und jede dieser Jacken kam mit einem Original Schweizer Taschenmesser in den Handel. Das war sicher damals die Geburtsstunde unserer Jackenkompetenz, die wir heutzutage auf andere Art und Weise wieder aufleben lassen. 

Was unterscheidet die jetzt erhältliche Neuauflage der Swiss Cross von der ursprünglichen Jacke? 

Die Armeedecke spielt wieder eine Rolle, ist in der aktuellen Kollektion allerdings nur nachempfunden. Das heißt, dass wir jetzt hochwertige italienische Wolle verarbeiten. Die Jacke ist geklebt, was bedeutet, dass sie vollkommen wasserdicht ist. Die aktuelle Swiss Cross ist damit eine richtige Funktionsjacke. Was aber geblieben ist: Die Jacke ist wie damals auch mit einem Schweizer Messer ausgestattet. 

Das berühmte Schweizer Messer …

… unterstreicht unser Schweizer Heritage. Generell sind wir natürlich eine Contemporary Brand und orientieren uns deshalb an globalen Modetrends. Grundwerte wie Präzision, Designqualität und handwerkliche Kunst, wofür die Schweiz steht, sollen bei Strellson aber immer erkennbar sein.

Wie sieht für Sie der typische Strellson-Kunde aus?

Unser Kunde ist natürlich interessiert an Mode, klar. Und am Zeitgeist. Das bedeutet zu verstehen, woher bestimmte Einflüsse kommen. Auch für uns ist es wichtig zu wissen, was Menschen umtreibt. Aber genau diese Neugierde ist auch das Schöne an der Mode. Fashion ist immer ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. Bei der Zielgruppe sprechen wir aber natürlich in erster Linie von Männern. Und Männer sehen ihre Kleidung pragmatisch. Deshalb wollen wir den Jungs auch Sicherheit geben. Es gibt bei uns immer auch ausgefallene Kollektionen, aber grundsätzlich wissen wir, dass Männer sich nicht im August ihren Wintermantel kaufen.

Strellson setzt in der Kommunikation seit Jahren auch auf Sportmarketing, auf den Trendsport American Football beispielsweise. Aber ihr seid auch beim Thema E-Sports aktiv. Wie passt das zu einer Modemarke? 

Dahinter steht natürlich ganz klar die Frage: Wer und wo ist mein Kunde von morgen? Und als Modemarke geht es immer auch da­rum, eine gewisse Relevanz zu bewahren. Unsere Kollektionen sind absolut dafür geeignet, auch jüngere Zielgruppen anzusprechen. 

Zukunftsorientiert: Strellson setzt in der Kommunikation neben klassischer Werbung auch auf Trendsportarten wie American Football und E-Gaming
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Beim Thema E-Gaming hat man gemeinhin aber eher weniger gut aussehende Models vor Augen als vielmehr übergewichtige und verpickelte Jungs, die aus Pizzakartons essen …

(Lacht) Von wegen! Das sind zum Teil richtig gut aussehende Boys, die auch sehr wählerisch in Modefragen sind. Die dann auch mal sagen, nee, sorry, das Teil würde ich jetzt ungern anziehen. Diese Community ist schon eine wirklich spannende Welt! Und sie hält einen auch selbst jung, auch wenn ich selbst nie ein „Super Mario“-Fan war (lacht).

Strellson-Chef Marino Edelmann: „Mit derselben Hose sollte man nicht Golf spielen, Fahrrad fahren und mit einer Frau auf ein Date gehen“

Von Karl Lagerfeld stammt der Satz, Eleganz habe nichts mit Mode zu tun, sondern mit Stil. Was macht für Sie guten Stil aus?

Es ist entscheidend zu erkennen, was zu einem passt. Es geht bei Mode nicht darum, sich zu verkleiden. Für Männer gilt, dass weniger oft mehr ist. Wenn beispielsweise jemand sagt, Mode ist nicht meine allererste Prio, dann sollte man sich bei der Männergarderobe auf die wichtigsten Dinge konzentrieren. Denn es braucht nicht viel, um den Mann gut aussehen zu lassen. Dazu gehören ein guter Anzug und ein, zwei schöne Sakkos. Eine Lederjacke, ein paar Rollis, T Shirts, Jeans, fertig. Gute Schuhe sind wichtig, sie zeigen, dass du Wert auf Stil legst. 

Fehlt uns Männern in Sachen Mode der Mut? 

Männern geht es meist um ein Gefühl von Sicherheit, um Komfort. Und das ist dann der Punkt, wo es kippen kann. Also wenn Bequemlichkeit über Stil gestellt wird. Man sollte bereit sein zu akzeptieren, dass man mit ein und derselben Hose nicht Golf spielen, Fahrrad fahren, Abendessen gehen und mit einer Frau auf ein Date gehen sollte. 

Seit der Pandemie ist Home-Office ein großes Thema. Wenn ich nicht mehr ins Büro gehe, warum brauche ich dann überhaupt noch einen Anzug? 

Ein perfekt sitzender Anzug lässt dich immer gut aussehen. Und zwar auch deshalb, weil er unglaublich vielseitig kombinierbar ist. Habe ich einen Business-Termin, trage ich ihn mit Hemd. Habe ich ein privates Treffen, trage ich ihn mit T-Shirt. Egal, was du tust, mit einem Anzug bist du selten overdressed.

Deutsche Männer sind nicht unbedingt für modische Stilsicherheit bekannt. Hat sich das in den letzten Jahren zum Besseren entwickelt, sind deutsche Männer modisch erwachsener geworden?

Auf jeden Fall. Da die Zeiten vorbei sind, in denen Männer sich keine Gedanken über Mode machen mussten, da sie von Montag bis Freitag immer nur Anzug trugen, müssen sie sich heute mehr mit ihrer Kleidung auseinandersetzen. Und die junge Generation hat damit ohnehin kein Problem. 

Noch mal Karl Lagerfeld. Er hat den berühmten Satz geprägt, wer einen Jogginganzug trägt, habe die Kontrolle über sein Leben verloren. Ist die Jogginghose für Männer ein No-Go?

Nein. Karl Lagerfeld hat das Ganze ein paar Jahre später auch revidiert. Bei seinen Schauen sind immer wieder Models im Casual Look mitgelaufen.

Strellson-Chef Marino Edelmann: „Ein perfekt sitzender Anzug lässt dich immer gut aussehen“

Wann darf ich eine Jogginghose tragen?

Immer dann, wenn ich mich danach fühle. Du kannst heutzutage bestens eine Jogginghose mit einem Loafer und einem Sakko kombinieren. Natürlich ist das dann nicht passend für den Banktermin, wenn es um deine Hausfinanzierung geht, oder wenn du dich mit deinem Chef zusammensetzt. Du kannst aber heutzutage die Jogginghose sehr gut in deinen Alltag integrieren. Das ist vollkommen legitim.

Wie wichtig ist Mode in einer Zeit globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Angst vor Krieg und Wohlstandsverlust?

Diese Frage stelle ich mir natürlich oft auch selbst. Ich denke, dass wir gut daran tun, uns und die Modewelt nicht zu ernst zu nehmen. Wir verändern die Welt nicht. Wir vermitteln Freude und helfen den Menschen dabei, sich selbst auszudrücken. Mode soll Spaß machen und kann damit einen wertvollen Beitrag leisten. Das siehst du bei uns auch in jeder Kampagne: Don’t take it too serious! Es ist nur Mode. Wir sichern keinen Weltfrieden. Leider nicht. 

Ein Blick nach vorne: In 2024 feiert die Marke Strellson ihr 40-jähriges Bestehen. Was dürfen wir erwarten?

Um diese Frage zu beantworten, muss man vielleicht erst mal etwas zurückblicken: Vor einigen Jahren stand Strellson fast ausschließlich für den Anzug. Die Brand war deshalb mit ein bisschen Staub belegt. Deshalb hatten wir uns dazu entschlossen, künftig etwas mutiger zu sein. Zu zeigen, wofür wir stehen wollen. 

Kommt der Imagewandel im Markt an?

Wir sehen uns in der Strategie bestätigt, denn wir feiern mittlerweile wirkliche Erfolge. Der Handel, aber auch die Kunden senden uns die Signale, die uns ermutigen, in diese Richtung weiterzugehen. So ist Strellson damals ja auch gestartet: progressiv und mutig. Man kann auch sagen, wir haben die Marke wieder aufgeweckt. Und: Es gibt viele Möglichkeiten, die Leute für sich zu begeistern. Wir sind trotz aller modischen Entwicklungen sehr demokratisch geblieben. Also verständlich, tragbar. Man muss kein Fashion-Guru sein, um sich bei uns gut anzuziehen.


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