Als „Elon Musk des Balkans“ machte sich der junge Tüftler und E-Auto-Pionier Mate Rimac einen Namen. Neben seiner eigenen Marke Rimac, die mit dem Rimac Nevera eines der schnellsten Sportautos der Welt baut, ist der 36-jährige Kroate auch CEO des Supersportwagen-Herstellers Bugatti. Seit Kurzem ziert der Name Rimac nun auch eine Achterbahn in Deutschlands größtem Vergnügungspark, dem Europa-Park Rust.
Genauer gesagt lautet der Name der neuen elektrisch angetriebenen Bahn „Voltron Nevera powered by Rimac“ – sie steht im neu gestalteten kroatischen Themenbereich des Parks und bietet mit sieben Inversionen, vier Launches, 2,2 Sekunden Schwerelosigkeit am Stück und weltweit steilsten Launch von 105° ein einmaliges Achterbahnerlebnis. Doch nicht nur auf Mate Rimacs Namen trifft man im neu gestalteten Bereich des Parks, auch ein weiterer kroatischstämmiger Erfinder ist Inspiration für die actiongeladenene Attraktion – der legändere Nikola Tesla.
Mate Rimac: Supersportwagen von Rimac und Achterbahnen der Familie Mack – das passt!
„Die Zusammenarbeit drängte sich förmlich auf“, erklärte Michael Mack, CEO des Europa-Parks. „Zwei innovative, technisch geprägte Produkte – beide beschleunigen ähnlich schnell und beide sind elektrisch angetrieben. Von knapp null auf 100 in nur knapp zwei Sekunden!“, so Mack. Darüber hinaus ist Mack seit 2010 mit der kroatischstämmigen Miriam Mack liiert, „auch da gab es also Parallelen und Überschneidungen“, so Mack. Mit Michael Mack und Mate Rimac sprachen wir bei der Vorstellung der „Voltron Nevera powered by Rimac“ über die spannende Kooperation.
Herr Rimac, Sie sind in Deutschland aufgewachsen. Schätzen Sie es, jetzt wieder mit uns Deutschen zusammenzuarbeiten?
Mate Rimac: Ich sehe mich als Europäer und denke, was wir als Europa hier haben, ist sehr schön und einzigartig. Wir alle können miteinander arbeiten, uns frei bewegen. Leider noch nicht ganz Europa. Ich kann zwar bis nach Portugal fahren, ohne kontrolliert zu werden, aber in Bosnien, wo ich geboren wurde, muss ich immer noch durch die Grenzkontrolle. Aber wir es sind gewohnt, international zu arbeiten. Wenn man in einem kleinen Land wie Kroatien eine Firma gründet, denkt man von Tag Eins international, das geht gar nicht anders. Wir wollen in dem, was wir machen, die besten der Welt sein – und das geht nur international. Das verbindet uns auch mit der Familie Mack und dem Europa-Park. Genau wie wir wollen sie das beste der Welt bieten. Beide Unternehmen wollen nur das beste und stellen hohe Ansprüche. Wenn zwei solche Unternehmen entschlossen das Niveau nach oben heben wollen, dann ist es auch einfach, zusammenzuarbeiten.
Sie bauen die schnellsten Autos der Welt, die Familie Mack die besten Achterbahnen. Was begeistert Sie an diesen Superlativen?
Michael Mack: Bei uns ist es die Begeisterung an der Technik. Wir bauen ja nicht nur schnelle Achterbahnen, wir lieben es generell, Menschen zu transportieren. Aber gerade die neue „Voltron Nevera powered by Rimac“ ist eine der besten im Park und begeistert natürlich durch die Beschleunigung. Das verbindet uns sicherlich. Nur müssen wir die Batterie nicht mitnehmen. (lacht)
Rimac: Die Beschleunigung in der Achterbahn sind zwei bis drei Megawatt! Bei uns im Auto ist es die Hälfte, aber die Achterbahn muss auch mehr Menschen gleichzeitig beschleunigen. Aber am Ende des Tages ist es so: Keiner braucht unsere Produkte, aber wir machen Träume wahr.
Mack: Als ich im Taxi in Kroatien saß, fragte ich den Fahrer, wer die wichtigsten und bekanntesten Personen des Landes sind. Der zählte den Premierminister auf, den Fußballstar Luka Modric und als drittes Mate Rimac.
Wie gefällt Ihnen diese Gesellschaft, Herr Rimac
Rimac: Ich wollte eigentlich nur ein Auto bauen! (lacht)
Was fasziniert Sie daran so?
Rimac: Es vereint alle Disziplinen. Materialwissen, Elektronik, Haptik, Design, Aerodynamik… Es ist auch Kunst, das Auto muss wunderschön sein. Und nicht nur das Auto selbst, sondern jeder Knopf muss schön sein. Auch der Sound muss stimmen, wenn man die Tür schließt. Das ist für mich faszinierend. Und ich bin in der schönen Position, meine Ideen umsetzen zu können. Wie beispielsweise beim Nevera, einem Auto mit vier Elektromotoren und über 1500 PS. Das war erst einmal nur eine Idee hier oben in meinem Kopf. Und ein paar Jahre sowie viel Herzblut von hunderten Leuten später, sitzt du drin in der Kiste, bist umgeben von Aluminium und Karbon. Von der Geschwindigkeit, über Kleinigkeiten wie kleine Bedienelemente zum fertigen gesamten Auto – das alles begeistert mich im Gesamtpaket.
Sie beschäftigen sich bereits seit vielen Jahren mit Elektromobilität. Ihr umgebauter, grüner BMW ist heute schon legendär. Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee?
Rimac: Ich sage auch immer noch: Heute ist es Elektro, es könnte aber morgen auch etwas ganz anderes sein. Ich war nie ein Öko-Freak, aber der Elektro-Antrieb ist für mich aus mehreren Gründen interessant: Nikola Tesla hat ja den Wechselstrommotor erfunden. Ein Landsmann von mir, der auch im Themenpark vertreten ist. Ich war fasziniert davon, was dieser Motor kann und habe mich gefragt, warum niemand diese Vorteile nutzt. Ich war schon immer verrückt nach Autos. Heute kann ich mir einige Autos leisten, von denen ich früher geträumt habe – und sie alle haben einen Verbrennungsmotor. Ich bin selbst immer noch Petrolhead. Aber das Elektroauto, das ich gerne haben wollte, gab es nicht. Also habe ich eine Firma gebaut, um das Auto zu bauen, das ich gerne hätte. Und um zu zeigen, was der Elektroantrieb kann. Aber es muss nicht für immer Elektroantrieb sein. Es gibt auch faszinierende andere Technologien.
Mate Rimac: „Der Verbrennungsmotor hat immer noch einen Platz“
Trotzdem sollen weite Teile der Mobilität elektrisch werden. Wie sehen Sie das?
Rimac: Es macht absolut Sinn, dass ein normales Auto elektrisch wird. Es ist einfach besser, weil es am effizientesten ist. Von 100 Prozent der Energie, die ins Auto kommt, werden rund 80 Prozent der Energie in Bewegung umgewandelt. Was mit Wasserstoff, dem Verbrennungsmotor oder was auch immer nicht der Fall ist. Aber der Verbrennungsmotor hat immer noch einen Platz. Genauso wie eine analoge Uhr.
Kroatien war nicht als Autobau-Nation bekannt, bis Sie kamen. Heute bauen Sie mit Rimac Supersportwagen, sind CEO von Bugatti und liefern und entwickeln Teile für zahlreiche andere Unternehmen. Wie ist Ihnen das gelungen?
Rimac: Es war ein sehr langer Weg, auf dem es komplett unklar war, ob wir es schaffen können. Also ob es eine Chance für uns gibt, weiter zu bestehen. Viele Leute fragen mich, wie wir es geschafft haben, erfolgreich zu sein. Als wir anfingen, war die Chance auf Erfolg vielleicht bei 0,5 Prozent. Es war so ein verrückter Weg, um allein die Finanzen zusammenzukriegen, die Investoren zu überzeugen, Mitarbeiter zu überzeugen, Technik zu entwickeln, zu liefern. Es waren verrückte 15 Jahre, es ist nahezu unbeschreiblich.
Sie hatten bereits Nikola Tesla erwähnt, der anders als Sie, gescheitert ist. Ist er dennoch ein Vorbild für Sie?
Rimac: Absolut. Ich hatte vier Vorbilder und alle, außer Nikola Tesla habe ich getroffen. Den anderen drei konnte ich persönlich begegnen: Elon Musk, Christian von Königsegg aus Schweden und Horacio Pagani aus Italien. Die letzten beiden sind heute meine Freunde. Nikola Tesla war eine große Inspiration für meine Arbeit. Leider hat mir aber jemand den Namen weggeschnappt. (lacht)
Mit Elon Musk werden Sie immer wieder verglichen. Wie denken Sie über ihn?
Rimac: Ich denke, er hat so viel geschafft in seinem Leben, das ist auf einer komplett anderen Skala. Meiner Meinung nach ist er einer spannendsten Menschen, die heute leben. Natürlich, es gibt viele Kontroversen um ihn und viele Menschen mögen ihn nicht. Aber was er bis jetzt geschafft hat, ist unglaublich. Viele Leute behaupten, er hat Mitarbeiter, er macht das nur als Investor. Ich weiß jedoch, wie Firmen funktionieren und der einzige Grund, wieso Tesla Tesla ist und nicht wie alle anderen, ist Elon Musk. Er ist der einzige Unterschied. Ich habe riesigen Respekt vor ihm. Der Vergleich ist aber nicht fair für ihn, weil er in einer Minute so viele Autos baut, wie wir in einem Jahr. Für mich ist es aber sehr schmeichelhaft.
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