James Dean war gar nicht so ein Draufgänger. Zwei Wochen vor seinem frühen Tod drehte der Jungrebellen-Darsteller sogar noch einen TV-Spot für Verkehrssicherheit. Doch wen kümmert die Wahrheit, wenn Legenden locken? Rennfahrer, Filmstar, schnell und schön: Mit Deans jähem Ende war das Posterboy-Ideal des Lebens auf der Überholspur geboren. „Live Fast, Love Hard, Die Young“ – ein Wunder, dass diese Hymne ewiger Jugend aus seinem Todesjahr stammt?
Alles mitnehmen, was geht. Kein Fest auslassen. Als könnte jeder Tag dein letzter sein. Kann er dann nämlich auch leicht. Denn wer Halt sucht in der Flugbahn von einer Party zur nächsten, schlägt irgendwann auf. Ein Gesetz der Ballistik. Ich will nur sagen: Meine Eltern tun mir im Nachhinein leid. Vor allem, seit bei meinen eigenen Kindern die Pubertät näher rückt.
Vielleicht muss es bei jedem diese James-Dean-Phase im Leben geben. Aber zum Weiterleben gehört eben auch die weiche Landung. Der Spurwechsel. Und wer ihn vergeigt, verdient Mitleid statt Beifall. Ob all die jung gestorbenen „Club 27“-Musiker von Jimi Hendrix bis Amy Winehouse oder der noch mit Ende 40 auf der Überholspur herumkoksende Agentur-Fuzzi in Berlin-Neukölln: Sie alle sind keine Idealbilder ewiger Jugend, sondern Opfer ihrer nicht endenden Pubertät. Und geben damit ausgerechnet denen Recht, die noch trauriger anzuschauen sind: den Gesundheitsbewussten mit den veganen Yoga-Matten unterm Arm, die mithilfe von Salat und Spaßverzicht so alt werden möchten, dass man sich fragen muss, wozu eigentlich. Männer, cruist einfach schön in der Mitte. Und haltet Sicherheitsabstand. Das sollten wir von James Dean lernen.
Ganz anders sieht die Sache Playboy-Redakteur David Goller. Seinen Gegenkommentar lesen Sie hier!