Mit Casios neuem Flaggschiff am Handgelenk sind wir in die Alpen gefahren, um die Smartwatch direkt dort zu testen, wo man sie trägt: Draußen! Auf Schneeschuhen ging es einen Tag lang über die verschneiten Berggipfel Bad Reichenhalls. Dabei entpuppte sich Casios Pro Trek Smart (WSD-F30) zu einem wahren Alleskönner, wenn auch mit ein paar Einschränkungen.
Die WSD-F30 ist die wohl derzeit robusteste Smartwatch mit dem Google Betriebssystem Casio Pro Trek. Das Design wurde im Gegensatz zu den Vorgängermodellen etwas verschlankt, ebenso wurde die Displayhelligkeit und die Akku-Leistung der Uhr verbessert. Das wasser- und stoßfeste Gehäuse mit einem Durchmesser von 53,8x49,1x14,9 Millimetern erinnert an die vor allem in den 90ern beliebten Casio G-Shock Modelle, wirkt aber weniger klobig.
Der Rahmen, die Lünette und das Armband sind robust und sauber verarbeitet. Nichts wirkt billig oder wackelig – was auch verwunderlich wäre: Schließlich ist die Smartwatch nach US-Militärstandard MIL-STD-810G gebaute und kann damit auch Stürze aus großer Höhe auf harten Boden aushalten. Weiterhin ist sie bis zu 50 Meter wasserfest und bis zu -10 Grad Celsius kälteunempfindlich.
Besonders gut gefiel uns im Test das zweischichtige Dual-Layer-Display mit OLED- und stromsparender Monochrom-LCD-Technik. Das 1,2 Zoll Display hat eine Auflösung von 360x390 Pixeln und garantiert dadurch satte Farben und Detailschärfe. Beides wichtige Parameter für das Aufrufen von Karten und Wegpunkten. Bei direkter Sonneneinstrahlung ist allerdings die Lesbarkeit des Displays herabgesetzt.
Durch die vielen Funktionen der Outdoor-Smartwatch kann man die WSD-F30 getrost als Alleskönner bezeichnen: Die Uhr besitzt einen GPS-Sensor, ein Barometer, einen magnetischen Kompass, Wetterdaten, Schrittzähler, Altimeter, Spracherkennung, Trainings-Apps, Moment-Setters (editierbares Tracking des Tagesverbrauchs bei unterschiedlichen Aktivitäten), Location-Memory, Online- und Offline-Karten, Punktnavigation, Wifi, Gyrometer, GLONASS & Michibiki-Unterstützung und sogar eine Taschenlampen-Funktion. Im sogenannten „Multifunktions-Zeitmessermodus“ kann der Akku der Uhr zudem einen ganzen Monat ohne Aufladen durchhalten.
Durch das Herunterladen unterschiedlicher Apps aus dem Google Play-Store ist es möglich, sich die Uhr nach den eigenen Anforderungen zu individualisieren. Applikationen wie die Sport-App "Strava" oder "Runtastic" liefen im Test auf der WSD-F30 problemlos. Einziges Manko hierbei: So beeindruckend der Umfang an Sportfunktionen auch sein mag, ein verbauter Pulssensor fehlt. Die Nutzer können aber einen Brustgurt oder Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensoren fürs Radfahren mit der Uhr koppeln. Mit GPS und Barometer in Kombination mit den Casio-eigenen Apps wie "Aktivität“ und "Punktnavigation“ lassen sich außerdem Routen aufzeichnen oder Navigationen durchs Gelände ermöglichen.
Die Besonderheit der neuen Casio Pro Trek sind zweifelsohne die Offline-Karten von ViewRanger. Diese funktionieren nach dem Herunterladen ohne gekoppeltes Smartphone und schonen somit die Akku-Leistung. Bis zu fünf Karten können auf der Uhr abgespeichert werden. ViewRanger bietet zusätzlich Tausende herunterladbare Routenführer, kostenlose, weltweite Karten und leistungsstarke GPS-Navigation, die mit der Pro Trek problemlos gekoppelt werden kann.
Wer es noch genauer will, kann auch auf die rund 23 Premium-Karten von ViewRanger zurückgreifen. Diese kosten zwar ein bisschen was, sind aber aufgrund ihrer Detailreiche und einfachen Navigation für Trips in die Wildnis durchaus empfehlenswert. Einzelne Tracks können ebenfalls aufgenommen, Statistiken wie Zeit, Distanz, Höhe und Geschwindigkeit in Echtzeit in der App verfolgt werden.
Durch Betätigen des „Maps“-Buttons am unteren rechten Uhrengehäuse, gelangt man sofort in die Kartenansicht und kann mittels Touchscreen navigieren. Damit der Abenteurer auch weiß, in welche Richtung es gehen soll, besitzt die bordeignen Karten-App eine vom Kompass gesteuerte Richtungsanzeige. Auch eine Chronik der letzten Routen und gewanderter Wege, lässt sich leicht und präzise nachverfolgen.
Trotz des äußerst guten Gesamteindrucks von Casios neuer Outdoor-Uhr, gibt es einige Punktabzüge – insbesondere was die Akku-Leistung betrifft. Im Test in den Bergen hielt der Akku knapp einen Tag durch, wobei wir am Ende die GPS- und Smartwatch-Funktionen deaktivieren mussten, da das Display nur noch 3 Prozent Akku-Leistung anzeigte. Der aktivierbare Casio-eigene „Erweiterungsmodus“ (kein Bluetooth & WLAN) gibt der Uhr eine Laufzeit von drei, der Modus „Multifunktions-Zeitmesser“ (kein GPS, Bluetooth, WLAN, Farbdisplay) 30 Tagen. Doch was nutzt eine Outdoor-Smartwach am Handgelenk, wenn man die Funktionen aufgrund der schwachen Akkuleistung permanent deaktivieren muss? Gerade für Extremsportler und Alpinisten könnte dies zum Problem werden, da wichtige Daten wir Karten oder Höhenmesser nicht mehr aufrufbar sind. Gerade von Casio, die sich mit den beliebten G-Shock-Uhren einen unsterblichen guten Ruf in der Branche gemacht haben, hätten wir erwartet, dass die Akku-Leistung ähnlich gut ist.
Die Konnektivität mit Android-Smartphones läuft tadellos. Beim iOS-Betriebssystem kommt es leider immer wieder zum Abbruch während der Bluetooth-Kopplung. Ärgerlich. Mit dem eher ungewöhnlich gehaltenen magnetischen Ladeanschluss kamen wir im Test gut zurecht, auch wenn das Ladekabel sich teilweise etwas zu leicht von der Buchse lösen kann. Positiv: Eine Akkuaufladung dauerte weniger als drei Stunden.
Unser Fazit:
Die Casio Pro Trek Smart (WSD-F30) ist eine grundsolide Outdoor-Smartwatch, die nicht nur erfrischend cool aussieht, sondern auch ein multifunktioneller Alleskönner ist. Das Fehlen eines verbauten HR-Sensors aus Gründen der Robustheit ist aufgrund der Kompatibilität mit fast allen HR-Brustgurten schnell zu verschmerzen. Zudem die HR-Werte von Brustgurten ohnehin genauer sind, als die, die am Handgelenk gemessen werden.
Das robuste aber stylische Gehäuse, das Armband im Carbon-Look und das klare Touch-Display machen die Uhr zu einem Accessoire, das man auch gerne trägt, wenn man nicht gerade einen Berg erklimmt. Profi-Sportlern und ambitionierten Bergsteigern raten wir, entweder eine Powerbank mitzunehmen, oder die Uhr nur dann in den Online-Modus zu setzen, wenn sie auch wirklich gebraucht wird. Denn nichts ist ärgerlicher, als eine Uhr mit leerem Akku am Handgelenk. Der Fairness halber muss jedoch angemerkt werden, dass es sich bei der WSD-F30 um eine Smartwatch handelt – nicht um eine Connected-Watch, wie viele andere Outdoor- und Sportuhren. Mehr Funktionalität setzt der Akku-Leistung per se immer stärker zu, insbesondere durch die permanente Kommunikation mit dem Smartphone. Hier sollte vor dem Kauf genauestens abgewogen werden, wofür die Uhr eingesetzt wird.
Die Punktnavigation, die wir während unserer Schneeschuhwanderung in den Alpen getestet haben, war extrem zuverlässig, ebenso wie die Genauigkeit des barometrischen Höhenmessers. Die Taschenlampe ist ein nettes Gimmick und auch sonst macht die Uhr Spaß. Für Freizeitsportler und Menschen, die gerne in der Wildnis unterwegs sind, ist die WSD-F30 durchaus empfehlenswert.