Playboy: Mr Jones, Mr Brooks, wie kamen Sie auf die ungewöhnliche Idee, die Welt in einer alten Spitfire zu umrunden?
BROOKS: Bei dem Trip geht es im Grunde nicht um uns zwei Piloten, sondern um das Flugzeug. Wir betreiben schon seit zehn Jahren eine Spitfire-Flugschule, in der wir rund 600 Passagiere pro Jahr in die Luft bringen. Doch wir wollten unsere Faszination für die- se einzigartige Maschine mit der ganzen Welt teilen.
JONES: Und mit der ganzen Welt, das meinen wir wörtlich. Unser Trip geht über 43.000 Kilometer und 30 Länder einmal um den Globus – in insgesamt circa 100 Einzelflügen.
Wo genau geht es überall hin?
JONES: Wir starten hier im englischen Goodwood, unsere erste Station wird dann Schottland sein, dann geht es weiter über die Färöer Inseln und Island nach Grönland.
BROOKS: Dann nach Kanada, quer über die USA bis nach Alaska, weiter nach Russland, Japan, Südostasien, Indien, Naher Osten, Nordafrika übers Mittelmeer und zurück nach Europa.
JONES: Puh, was wir jetzt in knapp einer Minute aufgezählt haben, dafür werden wir in echt circa vier Monate brauchen. Ganz zu schweigen von den zweieinhalb Jahren Vorbereitung.
So lange hat das gedauert?
JONES: Ja, allein die Restauration der „Silver Spitfire“ dauerte über zwei Jahre. Die Maschine wurde komplett in ihre Einzelteile zerlegt und dann wieder zusammengebaut. Jede einzelne der 80.000 Nieten musste herausgeschraubt, überprüft und, falls nötig, ersetzt werden. Beim Fliegen geht es vorwiegend um Präzision – genau wie bei unserem Uhrenpartner IWC. Deswegen passen wir auch so gut zusammen.
Was ist dann noch original an dem Flugzeug?
BROOKS: Alles. Es gibt wirklich nur eine Handvoll neue Teile, alles andere ist original. Selbst das Cockpit und sämtliche Armaturen sind aus dem Jahr 1943. Man fliegt hier wirklich ein Stück Geschichte, diese Maschine war tatsächlich im Einsatz. Insgesamt zwölf Piloten flogen sie zwischen 1943 und 1944 während des Zweiten Weltkriegs. Irgendwie fühlt man das, wenn man in die Maschine einsteigt.
JONES: Man darf ohnehin keine modernen Teile in das Flugzeug einbauen, das würden die Behörden nicht genehmigen. Die einzige Ausnahme sind moderne Funkgeräte und ein Garmin-GPS-Gerät. Ach, ich vergaß: Ein iPad haben wir auch dabei. Aber nur, um während des Flugs Netflix zu gucken (lacht).
Was wird die größte Herausforderung sein?
JONES: Definitiv das Wetter. In Europa zum Beispiel bekommt man eine enorme Menge an Infor- mationen, woanders gibt es streckenweise keine Kommunikation, da sind wir auf uns selbst angewiesen. Wir könnten mit dem Flugzeug rein theoretisch auch höher gehen, aber offiziell dürfen wir laut Behörden nur auf Sichtflughöhe fliegen. Aus diesem Grund sind wir auch extrem vom Wetter abhängig.
BROOKS: Eine andere Herausforderung war auch, die Landeerlaubnis in allen 30 Ländern zu bekommen. Wir reden hier ja nicht von einem standardisierten modernen Flugzeug, sondern quasi von einem Oldtimer. Wir mussten also alle 30 Flughäfen davon überzeugen, dass unsere Spitfire allen Sicherheitsstandards entspricht und ohne Probleme dort landen kann.
Was könnte im schlimmsten Fall passieren?
JONES: Na ja, wenn wir zum Beispiel kurz vor dem Flughafen auf eine Gewitterfront stoßen, bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder umzudrehen. Deswegen haben wir auch die Treibstoffreserven deutlich erhöht. Statt den normalen 85 Gallonen kann unser Flugzeug jetzt bis zu 200 fassen. Dadurch erhöhen wir die Reichweite von normalerweise um die 400 auf mehr als 1000 Meilen. So erkaufen wir uns viel Zeit und Handlungsspielraum.
Wie schwer ist es überhaupt, eine Spitfire zu fliegen?
JONES: Man muss unglaublich intelligent sein, um eine Spitfire fliegen zu können.
BROOKS: Aber dummerweise sind wir das nicht (lacht). Was man allein schon an der Tatsache erkennt, dass wir uns auf dieses Abenteuer eingelassen haben. Aber im Ernst: Wichtig ist, dass man seine eigenen Grenzen kennt. Viel Training natürlich. Damit man das Flugzeug und seine Eigenheiten versteht, so gut es geht.
Wann würden Sie das Unternehmen als Erfolg erachten?
JONES: Wenn wir am Ende der Reise ein paar Menschen inspiriert haben, die Welt gesehen haben und im Dezember sicher zurückgekommen sind.
Anmerkung der Redaktion: Und genau das haben die beiden Piloten geschafft. Am 5. Dezember 2019 kehrten sie sicher nach Goodwood in England heim.
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