Wir sind große Kinder. Kicken wir mit dem Ball eine Scheibe ein, hauen wir ab. Und hoffen, dass uns keiner erwischt. Auch heute, wenn die Scheibe unsere Beziehung ist. Und der Ball eine hübsche andere Frau. Schuss, Tor, schnell weg! Lieber den kleinen Seitensprung unter den Teppich kehren, denn: „Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.“
Wir lügen für uns selbst
Wieso soll sie auch von diesem belanglosen Reinraus erfahren? Tut ihr doch nur weh. Ist doch besser für alle. Tolle Draufgänger sind wir. Haben nicht mal das Kreuz, ehrlich über unsere angeblich so niederen Bedürfnisse zu sprechen. Lügen unsere Partnerin lieber an. Vom ersten Gedanken an eine andere über die Planung des Betrugs bis hin zu seiner meistens ziemlich eiskalten Ausführung. „Ist eben passiert, war halt ein Drink zu viel“ – nicht mal zu uns selbst sind wir ehrlich. Aus perfider Selbstgerechtigkeit bastelt unser Kinder-Ego den moralischen Blankoscheck für den untreuen Mann von heute.
Was wirft das für ein Licht auf uns? Will ich denn einer dieser bigotten Spießer sein, die ihre Frau betrügen und ansonsten pünktlich die Steuer zahlen? Hat sie – ja, genau, denken Sie jetzt ruhig mal an Ihre Frau – das verdient? Und was ist so eine lange, harmonische, nach außen hin perfekte, aber letztlich auf Lügen gebaute Beziehung wert?
Vielleicht geht es ihr ja ähnlich
Seien wir doch ausnahmsweise mal ehrlich, wenigstens zu uns selbst: Viele von uns haben Lust. So sind wir gestrickt. Unsere Frauen auch. Aber am Ende wollen alle händchenhaltend unterm Apfelbaum sitzen. Die Mutigeren jedoch können jetzt ihren ganzen Mumm zusammennehmen. Und reden. Niemand hat behauptet, dass es einfach wird. Aber vielleicht versteht Ihre Frau viel besser, was Sie meinen, als Sie sich jemals hätten träumen lassen. Weil es ihr ähnlich geht. Was für eine Chance.
Playboy-Textchef Philip Wolff hat zu dem Thema eine andere Meinung.