Können VR-Pornos bald echten Sex ersetzen?

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Brille auf und ab in eine andere Welt: Von Virtual Reality-Gadgets hat mittlerweile jeder schon mal gehört. Dank interaktiver Funktionen fühlt sich die ausschließlich virtuelle Realität verdammt echt an. Wer eine VR-Brille besitzt und sich damit entsprechende Pornos ansieht, wird selbst Akteur im Geschehen – die neue Generation der Sexfilme. Doch wo geht die Entwicklung hin? Werden VR-Pornos irgendwann echten Sex ersetzen?

Captain Robert Daly thront auf dem größten Sessel der "USS Callister" – einem Raumschiff. Seine Füße ruhen auf dem Rücken von Lieutnant Walton. Eine absichtliche Erniedrigung: Der Untergebene fungiert als lebendiger Hocker. Mit den Insassen seines Schiffs spricht Captain Daly nur im Befehlston. Wer Widerworte gibt, wird hart bestraft.

Doch Daly ist in Wirklichkeit gar kein Captain, sondern Programmierer und Spiele-Entwickler. Seine Besatzungsmitglieder sind im echten Leben seine Angestellten. Weil er sich von diesen nicht genügend gewertschätzt fühlt, bastelt er sich anhand heimlich besorgter DNA-Proben Avatare für sein ganz persönliches Virtual Reality-Spiel. Es sind perfekte Kopien.

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In dem VR-Game tragen Dalys Mitarbeiter-Kopien bunte Kostüme, fliegen auf einem Raumschiff durchs Weltall - und müssen vor allem seine Befehle befolgen. Das Grausame: Daly hat seinen Avataren das Bewusstsein aus der realen Welt übertragen, sie fühlen echte Emotionen. Sie vermissen Freunde und Familie, fühlen sich gedemütigt und sind gefangen in einem sadistischen Spiel, das Robert Daly als Aggressions-Ventil dient.

"Black Mirror" - Fiction oder Zukunft?

Merken Sie was? Das klang jetzt gar nicht so abwegig, oder? Doch zum Glück handelt es sich lediglich um eine neue Episode der Sci-Fi-Serie "Black Mirror". Also reine Fiktion. Ein Grund für die Beliebtheit der Folge "USS Callister" ist, dass wir uns die dort gezeigten Szenarien aber bereits jetzt gut vorstellen können.

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Klar – VR-Brillen können derzeit nur optisch simulieren, wir befänden uns in einer anderen Umgebung. Aber bereits jetzt wirkt diese Virtualität – durch die modernen Headsets noch verstärkt – so überzeugend, dass Menschen teilweise ähnliche Symptome wie bei Seekrankheit verspüren und es nach dem Absetzen der Brille gute zehn Sekunden dauert, bis sich die Nutzer wieder an die tatsächliche Umgebung gewöhnen.

Und selbstverständlich: Auch bei VR-Nutzern sind vor allem Pornos beliebt. Sie versprechen erotische Erlebnisse, live und in HD: Aus der POV-Perspektive (Point of View - Blick durch die Augen der Figur im Video) werden Sie dabei selbst zum Akteur. Ein virtuelles 360 Grad-Blickfeld macht es möglich, den virtuellen Raum noch realistischer zu erforschen. Über das Internet steuerbare Sex-Toys können an die VR-Pornos gekoppelt werden. Das Gesehene ist dadurch nicht nur optisch, sondern auch körperlich erlebbar.

Sex – mit wem man will, wann man will, wie man will

Sex, der sich fast wie echter anfühlt, aber keiner ist – klingt spannend, oder? Danach einfach zur Seite rollen und einschlafen. Keiner da, der reden will oder fragt, was Sie gerade denken. Keine Gewissensbisse mehr, wenn der Sexpartner ein "Ich liebe dich" ins Ohr haucht. Virtueller Sex geht mit keinerlei Verpflichtung einher – soziale Interaktion mit einem tatsächlichen Gegenüber: Nicht mehr nötig.

Doch was bedeutet das für unser Sexleben in der realen Welt? Wie verändern VR-Pornos langfristig unsere Gesellschaft, wenn wir wir uns abends ins Bett legen und Sex mit dem perfekten Abbild unserer Traumfrau haben können, ohne sie dafür je angesprochen haben zu müssen? Eigene VR-Porno-Avatare zu gestalten und mit diesen in der Virtual Reality zu interagieren ist noch Zukunftsmusik. Doch die Branche arbeitet schon eifrig an genau diesen Möglichkeiten.

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Übertrieben gesagt läuft das auf das Ende der Menschheit hinaus: Kein Bedarf an echtem Sex – keine Reproduktion. Das klassische menschliche Verhaltensmuster, den ersten Schritt zu wagen, Vertrauen aufzubauen, eine stabile Beziehung zu schaffen – all das wäre in dieser dunklen Zukunftsvorstellung nicht mehr notwendig, um jemanden ins Bett zu kriegen.

Trotzdem: Richtigen Sex wird VR-Pornografie niemals ersetzen können. Ein echtes Gegenüber vor sich zu haben, tiefe Blicke in die Augen, das Gefühl, wenn man zum ersten Mal die warme Haut eines Menschen berührt, mit dem man schlafen wird – im Hier und Jetzt – das ist einzigartig und nicht mit technischer Simulation zu vergleichen.

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Eine Frage der Moral

Die eigentlich interessantere Frage: Darf ich zum Beispiel einen Avatar der Frau meines besten Freundes basteln und mit ihm Sex haben? Ist Sex in einer virtuellen Realität schlimmer als die reine Vorstellung davon? Sobald wir nämlich realistische Avatare von echten Menschen in der Virtuellen Realität erstellen können, müssen wir anfangen, über unsere eigene Moral nachzudenken.

Die technischen Möglichkeiten – vor allem im Bereich VR-Pornografie – entwickeln sich unaufhaltsam stetig und rasant. Wenn es soweit ist, dass wir virtuellen Sex haben können mit wem, wann und wie wir es wollen, wird letztendlich jeder selbst seine moralische und ethische Hemmschwelle definieren müssen.

Bis es jedoch so weit ist, müssen Sie sich keine Sorgen machen, selbst als Avatar im perversen Videospiel ihres Chefs durch den Weltraum gescheucht zu werden. Der fade Beigeschmack: schon in wenigen Jahren könnte das bittere Realität sein.