Gibt es bald staatlich finanzierte Pornofilme?

Credit: Erika Lust

Ein pikanter Antrag soll am Wochenende beim Landesparteitag der Berliner Jusos besprochen werden. Darin fordern die SPD-Jugend, dass in Zukunft feministische Pornofilme produziert werden sollen, finanziert vom Staat. Der Gedanke von "öffentlich-rechtlichen Pornos" ist weniger verrückt, als er im ersten Moment klingt.

Durch staatlich geförderter Pornos soll ein Gegengewicht zum kostenlosen Mainstream im Netz etabliert werden. Die Idee ist nicht völlig neu, ein vergleichbares Projekt gibt es bereits in Schweden. Dort wurde 2009 mit den sogenannten "Dirty Diaries“ eine feministische Pornosammlung vom staatlichen Schwedischen Filminstitut finanziert.

Feministische Pornos sollen Menschen und Sexualität in all ihrer Vielfalt zeigen

Laut Antrag der Jusos enthält ein feministischer Porno die folgenden Aspekte:

  • Regisseur*innen und Produzent*innen, die die Vielfalt der Gesellschaft abbilden
  • Gute und gerechte Arbeitsbedingungen und Bezahlung
  • Die Darstellung von Vielfalt an Körperformen, Geschlechtern, ethnischer Herkunft, Sexualität und Sexualpraktiken
  • Die realistische Darstellung von Lust aller Beteiligter • Verhütung (wenn nicht, dann nur im (dokumentierten) Konsens)
  • Die explizite Darstellung von Konsens und Kommunikation
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Pornos als Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen

Die Sexfilme sollen natürlich nicht nur zur Unterhaltung dienen, sondern eine aufklärende Funktion übernehmen.

Da gängige Pornos ohne Kosten und Schwierigkeiten jederzeit im Internet verfügbar sind, sollten auch feministische Filme leicht abrufbar sein. Im Antrag der werden dafür drei Möglichkeiten aufgeführt:

  • Als Sexualbildung über die Landes- und Bundeszentrale(n) für politische Bildung und die Landes- und Bundeszentrale(n) für gesundheitliche Aufklärung.
  • Als Filmförderung. Dieses Instrument ist denkbar im Rahmen einer Ausschreibung mit vorgegebenen Mindestkriterien, einer freien Bewerbung um Fördermittel oder einer Preisverleihung. Hierbei muss auf die Liste der Kriterien, deren Nachprüfbarkeit und/oder auf die Zusammensetzung der Kommission geachtet werden.
  • Durch den Aufkauf und das kostenlose Verfügbarmachen in der Online-Mediathek der öffentlichrechtlichen Sender. Wir fordern, dass die Altersfreigabe für Pornografie hierfür überprüft und ggf. heruntergesetzt wird.
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Die Schweden sind Vorreiter des feministischen Pornos

Eine Pionierin dieser Erotik-Gegenbewegung ist die schwedische Filmemacherin Erika Lust.

Im aktuellen Playboy spricht sie über ihre Arbeit: „Ich mache meine Filme für alle. Auch für Menschen, die nach einer Alternative zu Mainstream-Pornos suchen und Filme wollen, die beide Geschlechter und ihre Vorlieben, Bedürfnisse und Wünsche als sexuell Gleichgestellte berücksichtigen“.

Sollte der Antrag weiter verfolgt werden, könnten wir also schon bald Pornos auf den Kanälen von ARD und ZDF sehen.

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