Falls Sie in diesem Text Fehler entdecken, bitte ich an dieser Stelle schon mal um Entschuldigung. Ich leide unter Schlafentzug seit ich mit meiner Freundin zusammenwohne.
Nachts um drei sitze ich im Wohnzimmer auf unserem Sofa und spiele "Fifa" auf der PlayStation. Natürlich ohne Ton. Und wenn ich ein Tor schieße, juble ich rein pantomimisch, damit meine Freundin nicht aufwacht. Das macht ungefähr so viel Spaß wie eine Tantra-Massage im Ski-Anzug, aber zumindest habe ich ein paar Minuten, die mir allein gehören.
Den Rest des Tages bin ich nämlich "Mamma" (Max + Emma), eine Verschmelzung meiner Persönlichkeit mit der meiner Freundin zu einem wandelnden Kompromiss.
Zu Hause ist es wie in der DDR
Das soll jetzt kein Vorwurf sein, ihr geht es bestimmt genauso. Denn das Problem an einer Beziehung ist: Man unternimmt das meiste zusammen. Männer mögen aber keine Spa-Besuche. Und Frauen betrinken sich nicht gern bei einer Partie "Fifa".
Also müssen sich beide Seiten annähern und den kleinsten gemeinsamen Nenner finden - sonst gibt es Ärger. Deswegen ist es zu Hause wie in der DDR: bloß nicht aus der Reihe tanzen.
Einfach wieder im Stehen pinkeln
Okay, der Vergleich war daneben. Aber zu meiner Verteidigung: Ich bin auf Entzug. Ich würde so gern mal wieder "Narcos" auf Netflix gucken statt den "Tatort" in der ARD. Einen Toast essen, ohne einen Teller zu benutzen. Meine Scooter-Alben laut aufdrehen. Die Fußnägel vor dem Fernseher schneiden. Oder einfach mal wieder gepflegt im Stehen pinkeln.
Eine Beziehung ist gewissermaßen wie eine Nahtoderfahrung: Man lernt dadurch die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Selbst wenn man sie nur nachts um drei und ganz leise genießen kann.
Unser Autor Tim Geyer hat zu Beziehungen übrigens eine komplett andere Meinung: "Schneller Single-Sex rechtfertigt nicht den Verwaltungsaufwand", sagt er. Lesen Sie seinen Kommentar hier.