In der Realität dürfte die Zahl sogar noch größer sein, sehen sich Menschen in einer offenen Beziehung öfter mit Vorurteilen konfrontiert und halten sich deshalb eventuell eher mit ihrer Meinung zurück. Nun sind die USA zwar einen Ozean weit entfernt, aber wie bei allen Trends ist es nur eine Frage der Zeit bis auch Deutschland der ausnahmslosen Monogamie abschwört. Anders formuliert: Wer vorhat mit einer offenen Beziehung zu experimentieren, ist auch in Deutschland garantiert nicht alleine.
Zuallererst die Terminologie: Polyamorie bezeichnet mehrere romantische und/oder sexuelle Beziehungen nebeneinander. Swingen beschränkt sich meist nur auf den sexuellen Aspekt und eine offene Beziehung ist ein Mix aus beidem. Ein großer Unterschied zur Polygamie, welche die Ehe eines Mannes mit verschiedenen Frauen bezeichnet, die meistens aus Glaubensgründen vollzogen wird.
Die Psychologie hinter dem Verlangen ist leicht erklärt und in vielen verankert: In den Jäger-und-Sammler-Tagen war es für einen Mann einfach naheliegend mehrere Frauen zu begatten, um sein Erbgut möglichst weit zu verteilen. Umgekehrt gilt das auch für Frauen. Mehrere Kinder von unterschiedlichen Vätern haben einen effizienteren Schutz und bessere Versorgung gewährleistet.
Andere Studien belegen, dass polyamore Paare intimere Beziehungen führen und aus naheliegenden Gründen sind Polyamoristen besser finanziell abgesichert, können besser kommunizieren und bewältigen den Haushalt leichter.
Andererseits muss man sich darüber im Klaren sein, dass man nun auch mehrere Menschen zufrieden stellen muss – und sei es „nur“ sexuell. Die Spülmaschine räumt sich dadurch auch nicht schneller aus. Also muss man ein gewisses Organisationstalent mitbringen. Wer seine jetzige, monogame Beziehung schon mühsam aufrecht erhalten kann, weil er ständig zu spät kommt oder Dinge vergisst, der wird mit Polyamorie nur noch mehr Probleme bekommen.
Rechnen Sie mit Problemen
Wo Menschen miteinander agieren, entstehen Probleme. Eifersucht liegt in einer offenen Beziehung nahe. Menschen, die in einer offenen Beziehung leben, müssen Eifersucht als eine normale Sache ansehen und nicht als Schwäche. Man kann lernen, damit umzugehen, oder die Beziehung scheitert daran. Das ist ohne Frage die Krux an der ganzen Sache.
Es ist absolut verständlich, dass die meisten von uns sich mit der Vorstellung, die Partnerin im Bett mit einem anderen zu wissen, schwer tun. Manche aber können sich mit der ihrer Partnerin freuen und damit die eigene Beziehung wiederrum intensivieren.
Vieles funktioniert allerdings einfach nach dem Trial-and-Error-Prinzip: Grenzen müssen verhandelt werden, um eine Lösung zu finden mit der beide Seiten leben können. Eine Regel wäre: Die Dritten in der Beziehung müssen absegnet werden, bevor man miteinander anbandelt. Weiterführende Literatur zum Thema gibt es etwa hier.
Eine offene Beziehung kann also viel Spaß bedeuten. Die Sache kann aber auch komplett nach hinten losgehen. Der offensichtlichste Grund: Die Partnerin will eine monogame Beziehung. Dann sollte man sich selbst fragen, wie sehr man eine offene Beziehung möchte und ob man dann nicht jemanden suchen sollte, der besser zu den eigenen Vorstellungen passt. Die offene Beziehung ist auch kein Rettungsanker, der Ihrer kriselnden Beziehung neuen Halt verschafft. Im Gegenteil, oftmals ist dies der Todesstoß für Beziehungen. Eine Partnerschaft braucht ein starkes Fundament, damit andere Sexual- oder Liebespartner darin Platz finden können.
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