Können Sie Karneval? Der Playboy Köln-Guide für echte Jecken

Credit: Playboy Deutschland

EIN KÖLN-GUIDE FÜR DIE WILDESTE WOCHE DES JAHRES: Folgen Sie unserem Experten Karl König durch die Domstadt – das einzige deutsche Rio de Janeiro. Und seien Sie dort trotz Dauerschwips sechs Tage lang (20.–26.2.) zu jeder Zeit am richtigen Ort.

Text: Karl König / Fotos: COLOURBOX, DPA, INTERFOTO, MONIKA SANDEL FÜR KARL KÖNIG

ALTWEIBER AM DONNERSTAG

An Altweiber spielt sich das Leben vor allem auf den Straßen der Innenstadt ab. Um 11.11 Uhr wird der Straßenkarneval auf dem Alter Markt eröffnet. Die Stimmung ist gut, aber Vorsicht: Die Gegend ist schnell überlaufen. Tipp: Mittendrinsein ist kein Muss, auch ein paar Straßen weiter ist die Stimmung einzigartig. In der Südstadt rund um den Chlodwigplatz sind deutlich weniger Touristen und größere Flirtchancen. Musik gibt es überall. Schön anzusehen: Am Rheinufer der Altstadt versammeln sich oft Percussion-Bands, die ordentlich Gas geben. Wechseln Sie aber nicht zu spät in die Kneipen, sonst kommen Sie nicht mehr rein.

MACHEN:

Rufen Sie weiblichen Jecken das Wort „Bützje“ zu, werden Sie von der einen oder anderen mit einem Küsschen auf die Wange belohnt.

LASSEN:

Helau statt Alaaf rufen. Man ist als „Immi“ (Zugereister) immer willkommen in Köln, auch wenn man „Wieverfastelovend“ und „Rusemondaach“ nicht aussprechen kann. Aber Helau geht zu weit.

Credit: Playboy Deutschland

STERNMARSCH AM FREITAG

Heute kann jeder ausschlafen. Die Kneipen öffnen in der Regel erst nachmittags. Wer sich vor der großen Party in Stimmung bringen will, besucht den Sternmarsch: Aus allen „Veedeln“ (Stadtvierteln) ziehen die Jecken zum Alter Markt. Ab 18 Uhr treten dort bekannte Bands auf wie die Höhner oder Bläck Fööss. Alles kostenlos, nur mit der Zeit müssen Sie haushalten und um 16 Uhr am Alter Markt sein, um noch ins Party-Areal zu kommen. Später gehen Sie zum Medizinerball im Gürzenich (festausschuss-medizinerball.de): eine Mischung aus traditionellem Maskenball und großer Feier mit Flirtfaktor auf Fiebertemperatur.

MACHEN:

Tagsüber lernen, die wichtigsten Lieder lautmalerisch korrekt mitzusingen. Das lohnt sich abends!

LASSEN:

die offene Art der rheinischen Frauen missverstehen. Auch wenn Sie angetrunken sind: Gentleman
bleiben! Das lohnt sich immer.

PARTY AM SAMSTAG

Schon mal kölsch gefrühstückt? Wer den traditionellen Karneval erleben und anstrengungslos einen Blick aufs Dreigestirn werfen will, geht um 10.30 Uhr auf den Neumarkt zum Funkenbiwak mit Live-Musik und Schunkelgarantie: eine gute Einstimmung auf die Riesensause namens „Allemannsjeck“ (buergergarde.de/allemannsjeck) am Abend mit fast allen kölschen Top-Bands im Theater am Tanzbrunnen. Wer richtig tief eintauchen will, besucht später die Hofburg des Kölner Dreigestirns: Im „Dorint am Heumarkt“ trifft sich alles, was nach einer Sitzung noch Kraft hat, zur After-Show-Party.

MACHEN:

Die lange Schlange vor den Kneipen nutzen und sich richtig anstellen: Kiosk-Bier holen, Spaß haben und flirten. Nirgendwo kommen Sie so gut ins Gespräch wie hier.

LASSEN:

Mit Türstehern zu diskutieren ist immer sinnlos. Und an Karneval am sinnlosesten.

DER ZUG AM ROSENMONTAG

„Dr Zoch“ ist gigantisch: Sieben Kilometer lang, 12.000 Teilnehmer, 300 Tonnen Kamelle (Süßigkeiten) und 300.000 Strüßjer (Blumensträuße). Jetzt fackeln Sie am Zugweg das gesamte Feuerwerk Ihrer gewonnenen Köln-Expertise ab („Bützje“ schreien, Küsschen kriegen, Kölsch trinken, tanzen, schunkeln, Kiosk-Bier holen ...). Der Zug dauert dreieinhalb Stunden. Tipp: Stehen Sie am Anfang der Strecke. Dann ist das fahrende Volk noch euphorisch und der Zug früher zu Ende, was die Chancen auf einen Platz in der Kneipe erhöht. Oder Sie stehen am Friesenplatz. Um 11.51 Uhr ist der Zug dort, danach sind Sie im nahen Brauhaus „Päffgen“ (paeffgen-koelsch.de) und feiern mit Kölsch aus dem Holzfass.

MACHEN:

Strüßjer fangen und den Mädels schenken.

LASSEN:

Kindern Süßigkeiten wegschnappen.

VEEDELSZÜGE AM SONNTAG

Entspannt feiern heißt: antizyklisch Gas geben und auch heute, wenn sich viele daheim oder in Hotels erholen, weitermachen. Jetzt trifft man weniger Touristen, dafür urkölsche Überzeugungskarnevalisten. Und zwar aus allen Veedeln: Sonntag ist der Tag mit den meisten Karnevalsumzügen der verschiedenen Stadtviertel. Googeln Sie „Schullun Veedelszöch“, die sind auf der gleichen Strecke wie der Rosenmontagszug unterwegs und eine nette Einstimmung auf den Abend in Kneipen wie „Früh em Veedel“ (www.fruehemveedel. de), „Lotta“ (www.lotta-koeln.de) oder „Mainzer Hof“ (www.mainzerhof-koeln.de) in der Südstadt.

MACHEN:

Ihren individuellen „Zug durch die Gemeinde“ finden: Auf Kneipentour lernen Sie das echte Köln kennen.

LASSEN:

die warmen Ganzkörperkostüme – und zwar im Schrank. In Kneipen gehen Sie in so einem Ding kaputt.

DER NUBBEL AM VEILCHENDIENSTAG

Heute Wunden lecken. Fünf Tage Karneval fühlen sich an wie ein Monat. Tagsüber lässt man die letzten Veedelsumzüge an sich vorbeiziehen (koeln.de/tourismus/karneval/umzuege), am Abend wird der „Nubbel“ verbrannt, eine Strohpuppe, die als Sündenbock für alles herhält, was man an Karneval begangen hat – eine Pflichtveranstaltung für jeden, der es beim Flirten übertrieben hat. In den Veedeln verbrennt fast jede Kneipe ihren Nubbel. Zur größten Nubbel-Verbrennung haben sich mehrere Wirte im Studentenviertel „Kwartier Latäng“ (Quartier Latin) zusam- mengetan, auf der Roonstraße versammeln sich Tausende Menschen. Tipp: „Hellers Brauhaus“ (www.hellers.koeln).

MACHEN: das letzte Kölsch des Tages wirklich das auf absehbare Zeit letzte sein lassen. Die Leber dankt!

LASSEN: weiter sündigen. Denn denken Sie daran: Der nächste Nubbel brennt erst wieder am 16. Februar 2021!