Findet unsere Autorin. Denn dem behaarten Mann traut sie zu, ein Feuer zu machen, einen Berg zu bezwingen oder mit einem Bären zu ringen.

Helden haben Haare: Magnum, James Bond und Wolverine. Sie strotzen vor Testosteron und tragen prächtige Brustmatten. Behaarung ist natürlich und sie ist männlich. Zugegeben: auf lange Sicht vielleicht nicht auf dem Kopf, südlich davon aber schon.

Bei diesem Thema kann man sich schnell in die Haare kriegen. Denn in den letzten Jahren wurde gezupft und gewaxt bis zum Rasurbrand. Der modische Mann gab sein letztes Haar. Und nicht nur das. Viel Zeit, Geld und Geduld fließen regelmäßig in Maßnahmen zur Optimierung der maskulinen Oberfläche. Schönheitsideal: nackt bis auf die glatt-glänzende Haut.

Ein Mann, ein Haar

Wie konnte es so weit kommen? Ist es die bewusste Abgrenzung zu unserem nächsten Verwandten, dem Affen? Und wieviel Abgrenzung ist zu viel? Im Tierreich trägt der König nicht nur Fell, sondern volle Mähne. Und kein Nacktmull käme auf die Idee, dem Löwen seinen Platz streitig zu machen.

Die Entwicklung vom Männchen zum Mann beginnt bereits früh. Schon auf dem Schulhof spielt das Haar eine Hauptrolle bei Heranwachsenden. Ähnlich wie beim Löwen wird ein voller Flaum zum Garant für volle Anerkennung. Evolutionär betrachtet, macht das durchaus Sinn. Körperbehaarung entsteht durch eine vermehrte Ausschüttung des männlichen Geschlechtshormons Androgen. Je behaarter desto (geschlechts-)reifer, könnte man schlussfolgern. Das ist Biologie.

Der kernige Kerl verbringt seine Zeit nicht im Waxing-Salon

Ist es also ein biologisch bedingter Urinstinkt, der mir einredet, der behaarte Mann sei stärker, wilder, männlicher? Oder ist es nur eine logische Schlussfolgerung? Der kernige Kerl verbringt seine Zeit nicht im Waxing-Salon und verzichtet auf Selfies vom Sixpack oder auf Instagram-Bilder von der Buddha-Bowl. Ihm traut man zu, ein Feuer zu machen, einen Berg zu bezwingen oder mit einem Bären zu ringen. An dieser Stelle mag die Fantasie mit mir durchgehen. Sicher ist allerdings: An einem Feuer kann man sich wärmen, am leuchtenden Handy-Display eher nicht.

Einen netten Nebeneffekt hat die haarige Pracht außerdem: Sie steigert den erotischen Reiz von Berührungen. Da Haare die Oberfläche des Körpers vergrößern, erhöhen sie gleichzeitig die Sensibilität. Sie leiten die Berührung an die Haut weiter, wo es zu einem verstärkenden Effekt kommt. Mit Pelz genießt man also doppelt.

Trotzdem werden die meisten Männer ihr Intimhaar weiterhin kurz halten – für ein optisch ausgewogenes Größenverhältnis. So lange beim Einsatz gegen die Natürlichkeit nicht auch die Männlichkeit auf der Strecke bleibt, soll mir das Recht sein. Denn was ist schon ein Zentimeter mehr oder weniger? Haarspalterei!