Es ist ein uralter Spruch unter Weinhändlern: "Der Letzte, der ein gutes Geschäft mit griechischem Wein gemacht hat, hieß Udo Jürgens." Hört sich sicherlich witzig an, entspricht aber nicht ganz der Realität. Denn Griechenland – so rückständig es in mancher Hinsicht sein mag - hat in Sachen Rebensaft in den vergangenen Jahren einen Riesensprung gemacht. Manche der grischischen Weine begeistern inzwischen die Kennerwelt.
1985 kam die Wende für die Griechen
Lange Zeit legte man in Hellas wenig Wert auf hohe Qualität der Reben. Was wuchs, wurde geerntet und kam ins Fass - fertig. Nachdem Wein seit langem kein richtiger Exportartikel war – die meisten Europäer fürchteten den geharzten Retsina – wurde er also für den Eigenbedarf hergestellt. Die Wende kam etwa 1985: Eine junge Generation von Önologen und Winzern kehrte aus Frankreich und Italien zurück, wo sie Ihre Ausbildung beendet hatten. Sie brachten viele neue Ideen und eine andere Vorstellung vom Weinmachen mit: die Veredelung durch Fassausbau, Stahltankausbau, Pflege neuer Rebsorten und die Wiederentdeckung alter Rebsorten sowie das Thema ökologischer Weinanbau tauchten auf.
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Griechischer Wein wird europäisch
Möglich wurden solch teure Modernisierungen natürlich erst bei größeren Unternehmen wie Boutari oder Kourtakis. Doch mit Hilfe von EU-Zuschüssen konnten auch kleinere Winzer Anschluss an die neuen Entwicklungen finden. So gibt es heute nicht nur ein streng kontrolliertes Appelationssystem nach französischem Vorbild. Man entdeckte auch autochthone Rebsorten wie den Agiorgitiko (die St. Georgs-Traube) wieder, bewirtschaftet die Güter teilweise biologisch und legt dank Stahltanklagerung Wert auf Hygiene und Qualität – alles Dinge, die die europäischen Verbraucher heute fordern.
Das Barolo Griechenlands
Und Griechenland hat heute sogar eine Spitzenregion: Die Appelation Naoussa gilt als das Barolo von Hellas. Eine steile These, die aber nicht nur von Weinliebhabern bei Degustationen bestätigt wird. Denn auch das Klima der Gegend erinnert stark ans Piemont: kalte Nächte, heiße Tage und ein vielfältiges, fruchtbares Terrain. Danke, Dionysos!