Irgendwann, mitte der 2000er, die Geburtstagsparty eines Freundes. Viele Jungs und Mädels aus der Kleinstadt und ich mittendrin. Eigentlich ein Wochenende wie jedes andere zu dieser Zeit. Nur eines ist anders. Ich trinke an diesem Abend zum ersten Mal Jägermeister. Und für viele Jahre soll es auch das letzte Mal gewesen sein. Denn dieser Abend ist für mich früher zu Ende, als mir lieb ist. Um Mitternacht holt mich meine Mutter ab, also noch bevor die eigentliche Feier wirklich begonnen hat. Auf der kurzen Heimfahrt muss sie mehrmals halten, etwaige Details erspare ich allen Lesern lieber.
Viele Jahre später im Soho House Berlin. Ich habe mittlerweile das richtige Maß an Alkohol für mich ermitteln können und weiß, dass manche Spirituosen nicht sofort wirken, sondern erst mit einiger Verzögerung. Vieles an diesem Abend ist gleich, wieder steht mir eine Jägermeister-Premiere bevor. Statt meiner Kumpels vom Dorf sind an diesem Abend Schauspieler wie Thomas Kretschmann und Sibel Kekilli anwesend, Jan Köppen moderiert das Event. Statt Jägermeister, dem Kräuterschnaps, den es schon seit 85 Jahren unverändert zu kaufen gibt, steht heute sein jüngerer, edler Bruder im Mittelpunkt. Jägermeister Manifest.
Auch der Israelische Schauspieler und Regisseur Raz Degan ist heute da. Er hat, genau wie ich, eine alte Jägermeister-Story im Gepäck. Nur ist seine um einiges cooler als meine. Sie geht folgendermaßen: Raz arbeitete Anfang der 90er als Model in New York und bekam damals eine Rolle in einem Jägermeister-Werbespot, der im italienischen Fernsehen laufen sollte. Soweit, so unspektakulär – sollte man meinen. Doch die Gesichte ist damit nicht zu Ende.
Denn als Raz zurück in New York ist, wird er in Italien zum Teenieschwarm und TV-Star – ohne es zu bemerken. Kein Internet, erst recht keine sozialen Netzwerke. Wie sollte er es also auch mitbekommen. Wer den Spot von damals sieht, der erkennt schnell, was die italienischen Frauen an Raz gefallen haben muss. Er sah einfach verdammt gut aus. Das kann ich als heterosexueller Mann neidlos anerkennen.
Teenieschwarm wider Willen
Die Zeit vergeht, Raz dreht mit Freunden eine Art Doku über sein noch weniger erfolgreiches Leben als Schauspieler in New York. Er ist frustriert und verdient seinen Lebensunterhalt als Barkeeper. Immer wieder bekommt er Anrufe: „Du musst unbedingt wieder nach Italien kommen!“ Raz ist irritiert und ignoriert die Anrufe aus Europa zunächst. Das alles ist bestens dokumentiert. Dann irgendwann gibt Raz den Anrufen nach und er organisiert sich ein Flugticket nach Italien. Das Ergebnis ist im neuen Kampagnenfilm zu Jägermeister Manifest zu sehen.
Diese 30 Sekunden änderten das Leben von Raz Degan komplett. Es ist der unerwartete Start seiner Hollywood-Karriere. Heute kann Raz Degan auf Filmrollen neben Angelina Jolie, Colin Farrell und Jared Leto zurückblicken. Gerade ist sein Regiedebüt „The Last Shaman“, produziert von Leonardo DiCaprio, auf Netflix angelaufen. Eine Geschichte, die man sich niemals hätte ausdenken können. Nun ist Raz Degan, 25 Jahre nach dem Dreh seines Jägermeister-Spots hier, um genau diese Geschichte zu feiern.
Und es wird tatsächlich eine tolle Feier. Hinter der Bar steht Nils Böse und versorgt die anwesenden Promis, Berliner Persönlichkeiten und Schreiberlinge wie mich mit Cocktails. Auf der Karte: „Manifest Sour“ und „Manifest Old Fashion“. Natürlich probiere ich beide und natürlich enthalten beide den neuen Jägermeister Manifest. Schmeckt überraschend gut. Mein Trauma aus Teenagertagen scheint überwunden.
Ich komme mit Nils ins Gespräch und er nimmt sich Zeit, den Premium-Jägermeister genau zu erklären. „Wie der normale Jägermeister besteht auch der Manifest aus 56 Kräutern. Der Reifeprozess ist aber ein anderer.“ Bei einem kleinen Privat-Tasting am Tresen erschmecke ich Laie sämtliche Nuancen, die ich damals als unerfahrener Teenager einfach so ignoriert hätte. Und tatsächlich stecken die unterschiedlichsten Noten im Kräuterlikör. „Die aromatische Vielfalt von Jägermeister Manifest offenbart sich am besten beim entspannten Genuss eines leicht gekühlten sipping Shots“, empfiehlt Nils. Also nippen statt kippen. Wieder was gelernt.
Der Abend zeigt: Man muss seinem Glück manchmal Zeit und eine zweite Chance geben. Was, wenn Raz nicht mehr nach Italien zurückgekehrt wäre? Wir wären heute beide nicht hier im Soho Haus Berlin – in netter Gesellschaft und mit verdammt guten Drinks in der Hand.
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