Mit Freunden ist es wie mit Oma oder Onkel Horst: Sie meinen es gut mit einem. Was wunderbar sein kann – genauso gut jedoch eine Vollkatastrophe. Zwischen diesen beiden Polen schwankt auch das, was dabei herauskommt, wenn Freunde einen verkuppeln wollen. Oder besser gesagt: wenn befreundete Pärchen einen verkuppeln wollen.
Klassische Kuppler arbeiten im gemischtgeschlechtlichen Zweierteam. Ihr bester Kumpel wird als Junggeselle nie so viel Engagement an den Tag legen, Sie unter die Haube zu bringen, wie wenn er eine Dame an seiner Seite weiß. Ein zufriedenes Paar dagegen möchte seine Knallglücklichkeit in der Regel auch anderen Menschen nahebringen – in diesem Fall Ihnen.
Im Prinzip ist diese Form der privaten Partnerbörse eine formidable Idee: Sie bekommen eine Frau mit Empfehlungszertifikat vor die Nase gesetzt, ausgestellt von Menschen, deren Geschmack Sie schätzen. Den neuen Mercedes-Flügeltürer würden Sie schließlich auch Probe fahren, wenn Ihr Kumpel erzählt: Ich musste sofort an dich denken, als ich mir neulich den SLS AMG angeschaut habe – der Wagen würde total gut zu dir passen.
Natürlich kann es passieren, dass das befreundete Pärchen mit seiner Einschätzung völlig danebenliegt. Aber ein wenig Risiko gehört einfach dazu und bringt zudem einen gewissen Reiz ins Spiel. Der Moment, in dem Sie vor der Wohnungstür des Kuppelpaares voller Spannung den Finger auf die Klingel legen – das ist, wie wenn Sie bei einem hohen Roulette-Einsatz den Kugeln beim Kreisen zuschauen.
Vorsicht vor allzu vermittlungswütigen Pärchen
Folgenden Unheil bringenden Konstellationen sollten Sie allerdings von vorneherein aus dem Weg gehen:
1) Das Dauerangebot: Werden Sie misstrauisch, wenn das befreundete Pärchen eine Kandidatin bereits über einen längeren Zeitraum hinweg an den Mann zu bringen versucht. Dass an Gisi, der total netten Kollegin aus der Buchhaltung, weder Ulf noch Tim oder Mark Gefallen gefunden haben, wird wahrscheinlich einen Grund haben.
2) Die Rakete: Lassen Sie sich nicht auf Frauen ein, die Ihr Kumpel eigentlich selbst scharf findet, jetzt aber an Sie weitervermittelt, weil er ja in einer festen Beziehung steckt. Dass Sie zu viert was trinken gehen, wird er super finden. Dass Sie zwischendurch mit der Traumfrau zum Knutschen verschwinden, aber gar nicht.
3) Die Kuppel-Hölle: Das Eldorado eines vermittlungswütigen Pärchens ist dessen eigene Hochzeit. Für den schönsten Tag ihres Lebens wünschen sich Braut und Bräutigam nichts sehnlicher, als dass all ihre Single-Freunde sich an einem großen Sammeltisch zusammenfinden, um sich kennen und möglichst auch lieben zu lernen. Feels like Fegefeuer.
Von diesen Vermittlungsfallen einmal abgesehen, gibt es allerdings nicht viel, was Sie beim Verkuppeltwerden falsch machen können. Denn wie die Passivform bereits verrät: Sie dürfen sich locker machen. Nix mit freier Wildbahn und nervenaufreibender Jagd. In diesem Fall wird das Bambi für Sie direkt vor der Flinte auf der Lichtung festgebunden, und Sie müssen nur noch entscheiden, ob sich ein Schuss lohnt. Oder ob Sie lieber noch auf ein paar scharfe Gämsen warten.
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