David Goller, Playboy-Redakteur, findet: Die Entkriminalisierung am 1. April ist ein wichtiges Zeichen – und hoffentlich mehr als ein schlechter Scherz!
Seine Blütenstände sind grün, daumengroß und aromatisch. Seit Jahrhunderten wird diese Gattung der Hanfgewächse gefeiert. Die Rede ist vom Hopfen. Sie dachten an Cannabis? Dann liegen Sie nicht so falsch. Denn Cannabis und Hopfen sind so etwas wie Cousins. Allerdings haben wir eine schizophrene Auffassung, wenn es um ihren Konsum geht. Bier ist Kulturgut und Grundnahrungsmittel, der Besitz von Cannabis steht unter Strafe. Täglich geraten rund 500 Menschen in Deutschland deshalb mit dem Gesetz in Konflikt. Damit soll nach dem Willen der Ampel nun Schluss sein.
Von Süden weht weiterhin bierdunstiger Gegenwind: „Aber die Kinder!“, södert es aus Bayern. Stimmt: Cannabis birgt Risiken, gerade bei Menschen unter 25. Doch auch hier messen wir mit zweierlei Maß. Cannabis soll für Minderjährige nicht legal werden. Bier darf in Begleitung der Eltern bereits ab 14 Jahren getrunken werden. Glaubt man Experten, geht die größere Suchtgefahr vom Alkohol aus. Pro Jahr sterben etwa 60.000 Menschen infolge von Alkoholmissbrauch, rund acht Millionen Deutsche trinken zu viel. Verbotspläne? Fehlanzeige!
Es ist ja auch gut, dass wir die Wahl haben. Warum aber sollen dann harmlose Kiffer um ihren Führerschein, Job oder ihre Freiheit fürchten?
Zumal ein legaler Cannabis-Markt die Staatskassen füllen kann. Schauen wir nur nach Kanada: Die Legalisierung 2018 trocknete den illegalen Schwarzmarkt dort fast komplett aus. Wollen wir nicht auch so eine fortschrittliche Gesellschaft sein? Oder wollen wir aus Prinzip am Alten festhalten? Als Nichtkiffer sage ich: Die Entkriminalisierung am 1. April ist ein wichtiges Zeichen – und hoffentlich mehr als ein schlechter Scherz!
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Philip Wolff, Playboy-Textchef, findet: Was wäre das Kiffen ohne subversiven Touch?
Verbote sind reizvoll. Was wäre das Kiffen ohne subversiven Touch? Eine staatlich anerkannte, geregelte Beschäftigung. Tagesordnungspunkt eins im (behördlich zugelassenen) Cannabis-Club: die Ernennung eines Jugendschutzbeauftragten. Der weist darauf hin, dass die Mitglieder sich vor der Tür keine Tüte anstecken dürfen. Der Mindestabstand zur nächsten Schule ist genau vorgeschrieben. Und der maximale THC-Gehalt des Grases auch. Zur Prüfung kommen Beamte vorbei. Der Vorstand haftet. Da gehe ich lieber einen trinken, ehrlich!
Als Grün noch für Hoffnung stand – und für die Polizeiautos, in denen sie bisweilen endete –, war Kiffen ein Urlaub vom geregelten Alltag. Heute steht Grün für detailversessene staatliche Einmischung in Alltägliches, das den Staat eigentlich nichts angeht: wie wir daheim die Bude warm kriegen (mit Pumpe), Einkäufe bei Regen nach Hause tragen (ohne Plastiktüte) und unsere Kinder ernähren (wenig Zucker). Jetzt ist das Kiffen dran. Bitte, liebe Regierende, bleibt beim Verbot, statt uns den Spaß zu versauen!
Ich bin an der holländischen Grenze aufgewachsen, zwei Stunden brauchte man als Jugendlicher für die Radtour nach Venlo. Die über 18-Jährigen shoppten im Coffeeshop. Und das Tolle am Rückflug waren die Zwischenlandungen im Straßengraben, wo man sich Tränen lachend über jeden Flachwitz in den Armen lag. Wir kannten unsere Sativa-Sorten. Strahlend und erholt kehrten wir heim. Entspannte Kleinganoven.
Bereits damals war klar: Die Holländer können einfach sympathischer verbieten als wir. Sie erlauben Polizei und Behörden wegzusehen. Und dulden Kiffer und Händler, ohne sich einzumischen. Undenkbar bei uns. Wir müssen erst legalisieren. Wir kennen keinen Spaß.