2.922.917.914 Dollar. So viel spielte „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ bis heute an den Kinokassen ein. Regisseur James Cameron legte sich mächtig ins Zeug, um diesem unglaublichen Erfolg mit der Fortsetzung auch nur annähernd nahezukommen. Ganze 13 Jahre dauerte es, seine Vision der Fortsetzung auf die Leinwand zu bringen. Wieder entwickelte Cameron mit Experten neue Techniken, wie Kamerasysteme für Unterwasseraufnahmen, oder brachte sein Schauspiel-Ensemble an die physischen und psychischen Grenzen.
Filmkritik zu „Avatar 2“: James Cameron sagt, der Film sei „very fucking“ expensive gewesen
Allein die Story für „Avatar 2“ zu schreiben, kostete Cameron Jahre. Ein Skript, dessen Anfertigung rund ein Jahr dauerte, landete wegen mangelnder Qualität im Papierkorb. Und auch finanziell ging das Kino-Mastermind All In: Offizielle Angaben zu den Produktionskosten gibt es nicht, laut Experten soll das Budget bei 250 Millionen US-Dollar liegen. Andere wiederum schätzen die Kosten aber weitaus höher. Cameron selbst sagte, der Film sei „very fucking“ expensive gewesen – also schweineteuer. Klotzen statt kleckern, das ist Camerons Markenzeichen. „Titanic“, „Terminator“ und „Avatar“ waren alles teure Unterfangen, die allesamt die Erwartungen übertrafen und das Publikum überwältigten.
Das will der Regisseur nun auch mit „Avatar 2“ erreichen – und legt schon bei der Länge des Films los: Stolze 193 Minuten ist „Avatar – The Way of Water“ lang. In der Geschichte, die rund zehn Jahre nach den Ereignissen aus „Avatar – Reise nach Pandora“ spielt, geht es laut Pressemitteilung um folgendes:
„Mehr als ein Jahrzehnt nach den Ereignissen des ersten Films erzählt „Avatar – The Way of Water“ die spannende Geschichte der Familie Sully (Jake, Neytiri und ihre Kinder): von den Problemen, die sie verfolgen, den Mühen, die sie auf sich nehmen, um einander zu beschützen, sowie den dramatischen Erlebnissen und die Kämpfen, die sie führen, um zu überleben.“
Filmkritik zu „Avatar 2“: Die Kritik am Vorgänger hat sich Cameron zu Herzen genommen
Als „Avatar“ im Dezember 2009 in die Kinos kam, schuf der Film Neues in vielerlei Hinsicht: Immersiven 3D-Effekte erschufen eine fiktive Welt, die nicht nur nach Computer-Zauberei aussieht, sondern täuschend echt wirkt. Gleichzeitig gab es einen großen Kritikpunkt. Die Geschichte, die sich um Jake Sully und dessen Reise nach Pandora dreht, ist visuell zwar wahnsinnig beeindruckend, hätte aber in ihrer erzählerischen Form Schwächen. Die Geschichte des fremden Kriegers, der sich in die Eingeborenen-Prinzessin verliebt und die Seiten wechselt, erinnert stark an „Pocahontas“ und „Der mit dem Wolf tanzt“. Auch sonst kann man „Avatar“ vorwerfen, dass es den Charakteren teils an Tiefe mangelt und der Film nicht mir Stereotypen geizt.
All diese Kritikpunkte scheint sich Cameron zu Herzen genommen haben. Denn in „Avatar – The Way of Water“ bekommen die Charaktere und ihre Entwicklung ausreichend Platz. Im Mittelpunkt des zweiten Teils stehen die bekannten Protagonisten des ersten Teils, Jake Sully (Sam Worthington) und Neytiri (Zoe Saldana) sowie deren Kinder. Da wären die drei leiblichen Kinder, die Söhne Neteyam und Lo'akn sowie die Tochter Tuk. Daneben kümmern sich die beiden um die Teenagerin Kiri, die von Sigourney Weaver gespielt wird. Hier macht die 73-jährige Weaver einen beeindruckend überzeugenden Job in der Rolle einer 14-jährigen Na’vi. Ein weiteres Ziehkind ist Spider, ein menschliches Waisenkind, das mit Sullys Familie zusammenlebt. Der Film gibt den Beziehungen innerhalb dieser Patchwork-Familie viel Zeit und Raum. Dabei beleuchtet Cameron die Rolle der beiden Krieger-Eltern, die sich nun der Herausforderung stellen, ihre Kinder trotz aller Widrigkeiten zu beschützen. Als neues Unheil droht, muss die Familie das gewohnte Terrain verlassen und findet sich in der Fremde wieder.
Können Teile des ersten „Avatars“ als Camerons Kommentare zu Umweltaspekten gesehen werden, lassen sich Aspekte der Story in „The Way of Water“ als Parallele zu Flüchtlingsfragen unserer Zeit interpretieren. Und auch, dass dem mittlerweile 68-Jährigen unsere Umwelt am Herzen liegt, liest man bei „Avatar 2“ nicht nur zwischen den Zeilen. Unterwasser- und Naturaufnahmen sowie Aufeinandertreffen mit exotischen Alien-Wesen gibt es zu genüge im Film. Hätte man den Film kürzen müssen, wären hier wohl am ehesten einige Minuten zu verschmerzen gewesen. Doch spannende Action-Sequenzen, für die Cameron einst berühmt wurde und die er immer noch beherrscht wie kaum ein zweiter, sorgen auch in „The Way of Water“ für die nötige Abwechslung im Kontrast zu pseudoreligiösen Moralbelehrungen und Öko-Spiritualitäts-Weisheiten, die man schon dem ersten „Avatar“-Film vorwerfen konnte.
Filmkritik zu „Avatar 2“: Wer „Avatar“ mochte, wird auch an „The Way of Water“ seine Freude haben
Seine allergrößten Stärken hat „Avatar – The Way of Water“ immer dann, wenn Cameron seine persönlichen Stärken in Szenen vereint. Die rasanten 3D-Aufnahmen – auf und vor allem unter Wasser – gegen Ende des Films dürften jeden freuen, dem die Längen des Films doch etwas zu schaffen machten. Insgesamt, so muss man es sagen, hätte es „Avatar – The Way of Water“ gut getan, hier und da um einige Minuten gekürzt zu werden. Viele werden den Film aber genau deshalb lieben: Weil er sich so ungewöhnlich viel Zeit nimmt, die fiktive Welt von Pandora weiter zu erkunden. Wer „Avatar“ mochte, wird auch an „The Way of Water“ seine Freude haben. Ob sich der Erfolg des ersten Teils reproduzieren lässt und ob das 3D-Technikspektakel auch 13 Jahre nach Start des großen 3D-Hypes noch einmal für Rekorde an den Kinokassen sorgen wird, ist schwer vorherzusagen.
Cameron scheint sich seiner Sache doch sicher zu sein. Um profitabel zu sein, muss „Avatar 2“ laut Cameron der dritt- oder vierterfolgreichste Film der Kinogeschichte sein, also rund zwei Milliarden US-Dollar einnehmen. Laut eigener Aussage habe er bereits den dritten Teil im Kasten und Teile einer weiteren Fortsetzung gedreht. Ob „Avatar – The Way of Water“ überzeugt und es tatsächlich noch drei weitere Fortsetzungen in der Welt von Pandora geben wird, entscheidet also jeder einzelne Kinobesucher, der sich eine Karte für den Film kauft.
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