1. Playboy: Mister Sutherland, ist heute ein schöner Tag zum Sterben?
Kiefer Sutherland: Sie spielen darauf an, dass ich beim „Flatliners“-Remake mit dabei bin?
2. Playboy: Das Original mit dem Untertitel „Heute ist ein schöner Tag zum Sterben“ hat Sie 1990 zum Star gemacht. Warum tun Sie sich das 27 Jahre später noch mal an?
Sutherland: Ich hatte großen Spaß daran.
3. Playboy: Das heißt, an Ihrem wievielten Comeback arbeiten Sie gerade?
Sutherland: (Lacht) Ich habe aufgehört zu zählen. Man hat mich schon so oft für künstlerisch tot erklärt und dann wieder in den Himmel gehoben, was soll’s! Ich arbeite seit 33 Jahren als Schauspieler und versuche, den Job, so gut ich kann, zu erledigen.
4. Playboy: Für TV-Serien scheinen Sie in letzter Zeit aber ein besseres Händchen zu haben als für Kinofilme, oder?
Sutherland: Was den kommerziellen Erfolg angeht, haben Sie Recht. Aber das ist ja nicht alles. Ich habe letztes Jahr den Western „Forsaken“ gedreht. Der war zwar kein Kinohit, aber trotzdem einer der schönsten Filme, die ich je gemacht habe.
5. Playboy: Weil Sie da gemeinsam mit Ihrem Vater Donald Sutherland vor der Kamera standen?
Sutherland: Auf diese Chance hatte ich 30 Jahre lang gewartet. Mein Vater übrigens auch. Ich war neun Wochen von morgens bis abends mit ihm zusammen. So lange wie vorher in meinem ganzen Leben nicht. Das hat mich entschädigt für all die Angelausflüge, die wir nie zusammen unternommen haben.
6. Playboy: Wie oft hat er Ihnen auf die Schulter geklopft und gesagt: „Das hast du gut gemacht, mein Sohn!“?
Sutherland: (Lacht) Kein einziges Mal. Aber ich habe gesehen, wie stolz er auf unsere gemeinsame Arbeit war. Und er ist ein großer Fan von mir als Jack Bauer in der Fernsehserie “24“.
7. Playboy: Ist gutes TV schon lange das bessere Kino?
Sutherland: Das kann man so nicht sagen. Es gibt immer noch ganz großartige Kinofilme. Aber das Fernsehen hat seit den „Sopranos“ mächtig aufgeholt, vor allem was das Geschichtenerzählen angeht.
8. Playboy: Nach welchen TV-Serien sind Sie süchtig?
Sutherland: „Ray Donovan“ und „Fargo“.
9. Playboy: In dem TV-Polit-Thriller „Designated Survivor“ spielen Sie einen US-Präsidenten in großen Nöten. Warum sollten wir uns das auf Netflix anschauen?
Sutherland: Es sind die wohl besten Drehbücher, die ich in meiner ganzen Laufbahn gelesen habe. Weil sie spannende Geschichten auf eine originelle Weise erzählen. Genau deshalb bin ich ja Schauspieler geworden: weil ich gute Geschichten erzählen will. Die Figur, die ich darstelle, ist mir nicht so wichtig.
10. Playboy: Tatsächlich?
Sutherland: Sie glauben mir nicht? Ist aber so. Ich würde mir wünschen, dass man ein paar meiner Filme in Erinnerung behält. Eher als die Typen, die ich spiele.
11. Playboy: Zum Beispiel?
Sutherland: Da gibt es einige.
12. Playboy: „Stand by Me“, „Lost Boys“, „Die Jury“, „Melancholia“?
Sutherland: Ja, es gibt aber auch nicht so bekannte, die mir am Herzen liegen.
13. Playboy: Welcher ist Ihr Lieblings-Donald-Sutherland-Film?
Sutherland: Mein absoluter Favorit ist „Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Allein die Sex-Szene mit meinem Vater und Julie Christie ist atemberaubend (lacht). Allerdings hatte ich damit ein großes Problem: Ich war nämlich unsterblich in Julie Christie verbliebt und musste ihn immer ausblenden. Ich war tierisch eifersüchtig auf ihn.
14. Playboy: Nur wegen der Sex-Szene? Nicht auf seinen Erfolg?
Sutherland: Deshalb nie. Seltsamerweise. Nur einmal, als er sich vor einiger Zeit ein drittes oder viertes Haus gekauft hat, obwohl er seit Jahren keinen großen Film mehr gemacht hatte. Als ich ihn fragte, woher das Geld kommt, sagte er, er gebe seine Stimme für Werbe-Jingles her und bekomme obszön hohe Gagen.
15. Playboy: Ach, deshalb sprechen Sie jetzt auch Computerspiele ein?
Sutherland: Ertappt.
16. Playboy: Reicht es schon für ein neues Haus?
Sutherland: Das brauche ich nicht. Ich investiere lieber in andere Dinge.
17. Playboy: Zum Beispiel in Ihre Karriere als Rockmusiker?
Sutherland: Zum Beispiel. Ich spiele schon Gitarre, seit ich denken kann, und schreibe Songs. Jetzt habe ich endlich den Mut gehabt, ein Album zu veröffentlichen.
18. Playboy: Wie heißt es?
Sutherland: „Down in a Hole“. In den USA haben meine Band und ich schon einige Konzerte gegeben. Vielleicht kommen wir auch bald mal nach Deutschland.
19. Playboy: Hat das Rock-’n’-Roll-Leben Sie verändert?
Sutherland: Ja, ich bin offener. Bei meinen Auftritten erzähle ich zwischen den Songs viel aus meinem Leben. Als Schauspieler habe ich mein Privatleben immer sehr abgeschottet.
20. Playboy: Der 21. Dezember 2016 ist Ihr 50. Geburtstag - wie feiern Sie?
Sutherland: Vielleicht mit einem doppelten Scotch – oder auch zwei…
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