Wenn man durch die Flure des Londoner Luxushotels „The Dorchester“ läuft, ist man vor Überraschungen nicht gefeit. Der dreifingerdicke Teppich schluckt jedes Schrittgeräusch, und so ist es kein Wunder, dass Tom Hanks plötzlich – lautlos wie aus dem Nichts – im Türrahmen des Hotelzimmers auftaucht: „Hi, ich bin Tom. Schön, Sie zu sehen!“ Schlank ist er geworden. Ganz in Schwarz – Hemd, Anzug, Socken, Lederslipper – lässt er sich entspannt in den dunkelgrünen Brokatsessel fallen. Er trägt einen goldenen Ehering und eine Uhr, die noch die Zeit der Stadt anzeigt, in der er lebt und losgereist ist: Los Angeles.
Playboy: Mr Hanks, wann wurden Sie das letzte Mal unterschätzt?
Hanks: (lacht) Ich befürchte ja, dass es nicht das letzte Mal war. Aber es gibt in Hollywood wirklich immer noch Leute, die denken, ich bin zu nichts anderem zu gebrauchen als zu netten Familienfilmen oder romantischen Komödien mit Happy End.
Playboy: Die sind über „Schlaflos in Seattle“ nie hinweggekommen.
Hanks: Sieht so aus. Das ist immerhin fast 20 Jahre her. Ich sehe mich aber weder als komischen noch als romantischen Schauspieler. Ich bin Schauspieler. Punkt! In Hollywood ist man vor falschen Einschätzungen nie sicher. Erst kürzlich bin ich von einem Filmprojekt-Meeting mit Produzenten heimgekommen und dachte, alles sei in trockenen Tüchern. Bis mich am nächsten Tag mein Agent anrief und fragte: „Tom, was in aller Welt hast du angestellt? Die wollen dich nicht mehr haben!“
Playboy: Was war da los?
Hanks: Das fragen Sie mich? Ich habe nicht die geringste Ahnung!
Playboy: Mittlerweile stecken Sie so eine Ablehnung locker weg, oder?
Hanks: Ich habe mir früh angewöhnt, Dinge nicht zu wichtig zu nehmen. Ich bin immer sehr locker zum Vorsprechen gegangen und habe so getan, als ob es mir gar nichts ausmacht, wenn ich nicht zurückgerufen werde - was reiner Selbstschutz war. Man durfte auf keinen Fall zeigen, dass man für eine Rolle vielleicht sogar gemordet hätte. Ganz so schlimm ist es heute nicht mehr. Trotzdem wurmt es mich noch, wenn ich eine Traumrolle nicht bekomme.
Playboy: Das gleiche Gefühl beschleicht vermutlich auch George Clooney. Wissen Sie, dass der sich wünscht, Sie wären tot?
Hanks: (lacht) Ja, Regisseur Mike Nichols hat mir erzählt, dass der gute George für sein Leben gern Charlie Wilson („Der Krieg des Charlie Wilson“) gespielt hätte. Und als er von Mike erfuhr, dass ich Charlie sein werde, hat er wohl diesen unfrommen Wunsch geäußert.
Playboy: Auch wenn es scherzhaft gemeint war - zeigt das nicht auch, wie eifersüchtig man in Hollywood aufeinander ist?
Hanks: Ach, George hat das sicher ganz sportlich genommen. Er ist ja bekannt für seine Sprüche. Aber es ist unbestritten, dass um die saftigen Rollen heftig gebuhlt wird. Ich jedenfalls bin auch nach 30 Jahren immer noch heiß darauf. Nur weil man es geschafft hat, ist man doch nicht automatisch satt. Ich will immer das beste Steak, das auf den Tisch kommt!
Playboy: Bei allem Futterneid: Sie sind sehr beliebt bei Ihren Kollegen. Wie machen Sie das?
Hanks: Wahrscheinlich bin ich von meinem Wesen her eben freundlich und hilfsbereit. Ich bin kein Karrierehengst. Ich habe aus Liebe zur Schauspielerei den Beruf ergriffen und nicht etwa, weil ich reich und berühmt werden wollte...
Playboy: Was Sie allerdings schon seit Langem sind.
Hanks: ...oder wegen der Macht.
Playboy: ...die Sie inzwischen haben.
Hanks: Das alles hat mich nie angetrieben. Ich kriege meinen Kick, wenn ich am Set stehe und meine Rolle spielen kann. Am liebsten natürlich unter einem talentierten Regisseur und mit Kollegen, die ich schätze. Das ist mein Aphrodisiakum.
Playboy: Dabei heißt es doch: „Das beste Eau de Toilette für den Mann ist der Erfolg.“
Hanks: Mag sein. Ich kenne schon einige Leute, die sind ganz besoffen vom Duft des Erfolgs. Ich nicht. Das einzig Gute am Erfolg ist, dass man die Wahl hat. Vor allem die Wahl, nein sagen zu können. Abgesehen davon wird der Einfluss, den sogenannte Stars haben, aber maßlos überschätzt. Glauben Sie bloß nicht, dass ich für meinen Film „Larry Crowne“ gleich grünes Licht bekommen hätte. Auch ich musste dieses Projekt potenziellen Studios sehr lange sehr schmackhaft machen. Dabei geht es oft ziemlich hart zur Sache. Für die zählen vor allem demografische Prognosen, Markt- und Zielgruppen-Forschung und dergleichen. Hollywood hat sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert.
Playboy: Und dann bekam „Larry Crowne“ auch noch schlechte Kritiken und ist an der Kinokasse gefloppt.
Hanks: Das tut weh, das können Sie mir glauben. Als mir einmal ein Ehepaar beim Tanken sagte, dass sie „Larry Crowne“ total schlecht fanden, habe ich ihnen ohne Zögern das Eintrittsgeld zurückerstattet, so peinlich war mir das.
Playboy: Das scheint bei Ihrem neuen Film „Extrem laut und unglaublich nah“ nicht nötig gewesen zu sein. Immerhin ist es die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Jonathan Safran Foer.
Hanks: Das allein ist noch keine Garantie. Den Film wollte ich aber unbedingt machen. Ich habe den Roman nämlich mit großer Anteilnahme gelesen. Ich spiele einen Vater, der beim 9/11-Anschlag in New York ums Leben kommt und seinem Sohn etwas Wichtiges hinterlässt. Es ist ein sehr komplexer Film. Wie übrigens auch „Der Wolkenatlas“.
Playboy: Den haben Sie überwiegend in den Babelsberg-Studios in Potsdam gedreht. Neben den beiden Wachowski-Brüdern („Matrix“) führt auch Tom Tykwer Regie. Waren Sie mit den Filmen von Tom Tykwer vertraut?
Hanks: Ja, ich bin sogar ein großer Fan von ihm. Er hat eine ganz eigene Handschrift. Ich habe sie alle - von „Lola rennt“ bis „Drei“ - gesehen. In Berlin zu drehen fand ich sehr aufregend. Mich haben schon immer die anspruchsvollen Filme mehr interessiert als die Popcorn-Ware.
Playboy: Welche zum Beispiel?
Hanks: Einer meiner Favoriten ist „Die Reifeprüfung“. Ein Film übrigens, der eine große Mitschuld daran trägt, dass ich Schauspieler geworden bin. Denn ich wollte unbedingt in solchen Filmen mitspielen. Und man konnte damals, wenn man Nichols’ Filme gut fand, ziemlich leicht Mädchen rumkriegen.
Playboy: Wie denn das?
Hanks: Die dachten, wenn man auf seine Filme steht, sei man ein Intellektueller. Darauf fuhren die Girls in New York besonders ab. Der Plan war dann etwa so: Zuerst ins Kino - sagen wir in „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ oder „Die Kunst zu lieben“ -, danach auf ein, zwei Gläschen Wein ins Café, über den Film diskutieren, dann ab ins Bett (lacht). Hat tatsächlich funktioniert. Ganz ehrlich.
Playboy: Wissen Sie noch, mit wie vielen Frauen Sie Sex hatten?
Hanks: Es hält sich in Grenzen. Das könnte ich an meinen beiden Händen abzählen. Ich war nie einer, der wild herumgevögelt hat.
Playboy: Dabei sind Sie doch in den 60ern - im Zeitalter der sexuellen Befreiung - groß geworden.
Hanks: Da muss ich wohl etwas verschlafen haben (lacht). Ich bin mir sehr sicher, dass mein Leben ziemlich anders verlaufen wäre, wenn ich meine Jungfräulichkeit während der Highschool verloren hätte - was aber leider nicht der Fall war. Die 60er sind in meiner Erinnerung eine sehr wirre, fast bedrohliche Dekade. Nach dem Mord an Kennedy war unsere kollektive Unschuld ein für alle Mal den Bach runter. Vietnam hat uns gezeigt, dass wir unserer Regierung nie wieder vertrauen können. Nixon setzte mit Watergate noch eins drauf. Aber es ist einfach, diese Ereignisse heute - aus einer zeitlichen und emotionalen Distanz heraus - zu beurteilen. Was mich damals wahrscheinlich am stärksten beeindruckt hat, war die Mondlandung. Deshalb war der Film „Apollo 13“ für mich wie ein großer Kindergeburtstag mit allen Schikanen.
Playboy: Kommen wir noch einmal auf Ihr Sex-Leben zu sprechen. Benutzen Sie Kondome?
Hanks: Nein, das brauche ich nicht. Ich bin seit vielen Jahren glücklich verheiratet und treu wie Gold. Aber mit meinen Kindern hatte ich natürlich diesen „Sex-Talk“. Colin und Elizabeth aus meiner ersten Ehe und Chester aus meiner Ehe mit Rita sind ja schon erwachsen, aber unser Jüngster, Truman, ist erst 16. Da muss Daddy schon mal das eine oder andere Wort über Kondome und verantwortungsvollen Sex verlieren.
Playboy: Von wem wurden Sie aufgeklärt?
Hanks: Das weiß ich gar nicht mehr so genau. Meine Kindheit war alles andere als rosig. Ich fühlte mich zwar nie ungeliebt, war aber auch nie wirklich beschützt. Als ich fünf Jahre alt war, ließen sich meine Eltern scheiden, und ich wurde, zusammen mit meinem älteren Bruder und meiner Schwester, meinem Vater zugesprochen. Obwohl ich unsere Mutter oft besucht habe, hatte ich nie diese enge Mutter-Sohn-Bindung. Vielleicht bin ich deshalb privat eher introvertiert. Ich fühlte mich oft sehr einsam und innerlich zerrissen.
Playboy: Sie waren depressiv?
Hanks: Könnte man sagen. Damals habe ich mich oft in Traumwelten geflüchtet. Als ich klein war, halfen mir dabei vor allem Bücher, manchmal habe ich zwei an einem Tag verschlungen. Später waren es dann Drogen und Alkohol. Allerdings hat mich Haschischrauchen richtig blöde im Kopf gemacht. Davon bin ich schnell wieder abgekommen. Aber diese Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe war bei mir sehr groß - und unerfüllt. Schon als Teenager habe ich mir geschworen: Sollte ich jemals verheiratet sein und Kinder haben, werde ich mich nie scheiden lassen!
Playboy: Genau das ist dann aber passiert.
Hanks: Ja, leider. Ich hatte lange Zeit ungeheure Schuldgefühle deswegen. Vor allem meinen beiden Kindern gegenüber.
Tom Hanks will darüber nicht sprechen. Seine Körpersprache signalisiert: bis hierher und nicht weiter. Kein Wunder: Seine erste Frau, die Schauspielerin Samantha Lewes, mit der er neun Jahre verheiratet war, starb 2002 an Krebs. Mit beiden Kindern aus dieser Ehe (Colin, 34, und Elizabeth, 29) hat er inzwischen ein gutes Verhältnis. Besonders stolz ist Hanks auf Colin, der sehr erfolgreich als Schauspieler ist. Er spielte unter anderem in den US-TV-Serien „O. C. California“, „The Good Guys“ und „Dexter“ mit. 1988 heiratete Hanks erneut. Und zwar die Hollywood-Schauspielerin Rita Wilson, die er bei Dreharbeiten zur Komödie „Alles hört auf mein Kommando“ kennen gelernt hatte.
Playboy: Ihre Frau war vor Ihrer Ehe gut im Geschäft. Dann verlief die Karriere im Sande. Haben Sie kein schlechtes Gewissen?
Hanks: Sie meinen, ich hätte die Karriere meiner Frau zerstört? Was für eine böswillige Unterstellung (lacht). Aber es stimmt schon, dass Rita sich in den letzten Jahren tatsächlich mehr um unsere Kinder gekümmert hat. Allerdings hatten wir das abgesprochen. Und was mich betrifft, nehme ich die Rolle als Vater, Ehemann und Versorger sehr ernst.
Playboy: Nach dem traditionellen Muster.
Hanks: Wenn Sie so wollen. Mein Lebensziel ist es, am Ende meiner Tage sagen zu können: Ich habe geliebt, und ich wurde geliebt! Rita ist mein Glücksengel. Sie ist stark, verständnisvoll und hat ein großes Herz. Wir passen wie zwei Puzzlestücke zusammen.
Playboy: Wann haben Sie sich denn zum ersten Mal als richtiger Mann gefühlt?
Hanks: Jedes Mal wenn ich guten Sex hatte (lacht). Aber im Ernst: Zum Mann reift man über die Jahre, Stück für Stück. Da gibt es keinen „Jetzt bin ich ein Mann!“-Moment, den man herausschälen könnte. Man spürt es eines Tages eben. Irgendwann übernimmt man auch für mehr als nur für sich selbst Verantwortung.
Playboy: Muss man als Beschützer nicht auch körperlich fit sein? Und stark und abgehärtet?
Hanks: Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mich - mit ein paar Kollegen - für den Film „Der Soldat James Ryan“ einer militärischen Ausbildung unterzogen habe. Unser Drill-Sergeant war ein eisenharter Schleifer. Zu Beginn unseres sechstägigen Trainings hat er uns noch bei unseren Film-Namen gerufen, aber wenig später hat er dann einfach nur noch durchnummeriert: Ich war „Shit No. 1“. Wir mussten im Eisregen marschieren bis zum Umfallen, im Dreck schlafen, den Soldatenfraß runterwürgen - manchmal haben wir nicht einmal den bekommen. Hungern, frieren, aus allen Poren stinken, hinter den Busch scheißen mit einem Stück Farn als Klopapier - das volle Programm.
Playboy: Traut man Ihnen gar nicht zu.
Hanks: Ich bin mir sicher, dass ich dadurch nicht zum Mann wurde. Dieser Drill hatte für mich überhaupt nichts Mythisches oder Heroisches. Am Anfang war es vor allem eine extreme körperliche Belastung, aber daran gewöhnt man sich. Dann ist es vor allem eine mentale Herausforderung. Man lernt viel über sich und seine Grenzen.
Playboy: Aber das ist doch genau der Punkt: an seine Grenzen gehen, dabei nicht einknicken, in einer Krise nicht untergehen, sondern stärker herauskommen.
Hanks: Mag sein, aber das ist mir dann doch zu martialisch. Das trifft vielleicht auf Soldaten zu, aber als normaler Mensch muss ich mich vor allem im Alltag bewähren. Glauben Sie mir: Wer keinen Charakter hat, bekommt auch durch den härtesten Drill keinen eingebläut.
Playboy: Moral vielleicht?
Hanks: Man spricht oft so leichtfertig darüber, dabei ist Moral meistens Luxus. Von einer sicheren Warte aus kann man leicht darüber diskutieren, was moralisch ist und was nicht. Oft hat man nicht die Wahl: Man verhält sich instinktiv, will überleben.
Playboy: Waren Sie schon einmal in einer lebensgefährlichen Situation?
Hanks: Nein, Gott sei Dank nicht. Ich würde mir wahrscheinlich vor Angst in die Hosen pissen.
Playboy: Thema Moral und Instinkt: Haben Sie politische Ambitionen? Lust, der nächste US-Präsident zu werden?
Hanks: Nie im Leben! Politik - das ist nichts für mich. Ich bin ja schon froh, wenn ich mein eigenes Leben halbwegs geregelt bekomme. Aber die Geschicke einer ganzen Nation . . .? Mir wird ganz schwindlig.
Dabei hätte er durchaus Talent zum Politiker - ein aufschlussreicher Rückblick: Ende 2009 steht Hanks an einem der Schauplätze von „Illuminati“, der Bestseller-Verfilmung von Dan Brown. Er hatte nach „The Da Vinci Code - Sakrileg“ gerade ein weiteres Mal den Semiotik-Spezialisten Robert Langdon gespielt, und wir treffen ihn, 92 Meter tief in der Erde, auf einer Plattform im Genfer Nuklear-Forschungszentrum CERN: am Teilchenbeschleuniger LHC (7000 Tonnen schwer, 46 Meter lang, 25 Meter hoch). Der einzige Ort auf diesem Planeten, wo es jemals gelang, Antimaterie einzufangen. „Ist das nicht fantastisch?“, meint Hanks. „Das ist das Verrückteste, was ich je gesehen habe. Mit einem Tropfen dieser Antimaterie könnte man New York einen ganzen Tag lang mit Energie versorgen.“ Gute Gelegenheit für eine Wissens-Fangfrage: Wie würde er den New Yorkern die Energiequelle erklären ? Hanks trocken: „Das ist doch ganz einfach: Antimaterie ist das Gegenteil von Materie. Und diese beiden Materien bedingen sich gegenseitig. Beispiel: Man gräbt mit dem Löffel ein Loch am Strand. Neben dem Loch häuft man den Sand auf. Ohne das Loch gäbe es den Sandhaufen nicht - und umgekehrt. Ist doch logisch, oder?!“ Doch nach einer kurzen Pause prustet er vor Lachen los: „Ich habe keinen blassen Schimmer! Ich habe mir für ,Illuminati’ eine Menge Halbwissen angelesen und tu jetzt so, als würde ich das alles kapieren. Schließlich bin ich ja Schauspieler.“
Playboy: Noch einmal zum Thema Moral: Fällt es leichter, ein besserer Mensch zu sein, wenn man viel Geld hat?
Hanks: Ich würde mir jetzt gern schmeicheln, dass ich schon ein guter Mensch war, bevor ich reich wurde. Zumindest habe ich mich auch schon als armer Schlucker sehr darum bemüht, ehrlich durchs Leben zu gehen. Ich glaube nicht, dass Geld diesbezüglich eine Rolle spielt.
Playboy: Gutes Stichwort. Keiner der „Bankster“, die vor drei Jahren an der Wall Street die Weltwirtschaftskrise losgetreten haben, wurde bisher verurteilt...
Hanks: ...was ich für eine ganz große Schweinerei und himmelschreiende Ungerechtigkeit halte. Die kleinen Sparer, Arbeiter und Hausbesitzer werden finanziell ruiniert, und die großen, bis ins Mark korrupten Börsenspekulanten lässt man laufen. Manche werden sogar noch mit Millionen Dollar abgefunden. Da kann ich wirklich zornig werden! Und was ist der Grund für so ein infames Verhalten? Natürlich Gier! Aber auch das Gefühl, dass man mit diesen zum Teil sehr kriminellen Machenschaften schon irgendwie davonkommen wird. Und wie man sieht, klappt das ja auch. Und es wird wieder passieren. Das garantiere ich Ihnen.
Sein Zorn ist echt. Hanks ist einer der wenigen Hollywood-Stars, die diesbezüglich öffentlich Farbe bekennen. Auch als vor ein paar Jahren in Hollywood die Drehbuchautoren für mehr Geld und Rechte streikten, stellte sich Tom Hanks auf deren Seite.
Playboy: Was ist Ihre größte Angst?
Hanks: Sicher nicht die, keinen Hollywood-Film mehr zu machen. Sondern dass wir die Welt unbewohnbar machen und unseren Kindern als Scherbenhaufen hinterlassen.
Playboy: Dann sind Sie Pessimist?
Hanks: Nein, ich bin ein unverwüstlicher Optimist. Kein Problem ist so groß, dass es nicht Stück für Stück bewältigt werden kann. Das sagt sich leicht, wenn man keine materiellen Sorgen hat. Trotzdem: Wir dürfen nicht zynisch werden, denn das saugt einem Lebenskraft aus. Wenn wir etwas nötiger haben denn je, sind das positive und kreative Menschen, die diese Welt verbessern wollen.
Playboy: Haben Sie persönlich heute schon etwas zur Weltverbesserung beigetragen?
Hanks: (lacht) Ich habe heute beschlossen, dass ich meine Zeit als „romantischer Film-Liebhaber“ langsam auslaufen lasse. Ich glaube nicht, dass man mich noch jenseits der 60 im heißen Clinch mit einer Frau sehen will.
Playboy: Erzählen Sie das bloß nicht Jack Nicholson!
Hanks: Da haben Sie Recht. Ausnahmen gibt es immer.
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