Sie nennen ihn den italienischen Hengst. Weil er nie schlappgemacht hat. In 700 Filmen nicht. Manche behaupten sogar: Es waren weit mehr als 1000 Erotik-Streifen, in denen Rocco Siffredi diverse Porno-Darstellerinnen mit seinem mächtigen Arbeitswerkzeug vögelte.
Jetzt hat sich der 53-jährige Italiener von seinem Job vor der Kamera zurückgezogen. Anlass genug für Netflix, „Rocco“, die brillante Doku über den Sex-Star, exklusiv ins Programm zu nehmen. Gezeigt werden seine Heldentaten, die attraktivsten Filmpartnerinnen und sein Leben abseits vom Set.
Rocco Siffredi ist längst ein filmisches Denkmal – und zum Interview in einer Villa in Venedig entsprechend seriös gekleidet: elegantes Hemd, schwarze Hose, große Pilotenuhr. Aber die erste Frage muss natürlich trotzdem gleich unter die Gürtellinie gehen.
Playboy: Können Sie sich an den ersten Sex Ihres Lebens erinnern?
Rocco Siffredi: Ich war so um die 12, das Mädchen ein Jahr älter. Sie hatte dichtes, schwarzes Schamhaar. Sobald ich meinen Schwanz in ihrer Muschi hatte, schaffte ich nicht mal drei Stöße, ich bin sofort gekommen. Ich sagte mir: Diese Welt will ich entdecken. Mit 13 rief ich dann meinen älteren Bruder an, der in Paris lebte, und meinte: Ich will das zu meinem Beruf machen.
Was sagte er?
„Du bist verrückt!“ Mit 16 rief ich ihn wieder an und erzählte ihm das Gleiche. Da begriff er langsam, dass ich davon nicht abzubringen war. Mit 20 besuchte ich dann einen Swinger-Club in Paris, weil man damals die Leute aus der Porno-Branche nicht so einfach finden konnte. Ich sah den Herausgeber eines einschlägigen Magazins und sagte zu ihm: „Gib mir eine Chance.“ Er hatte zwei Mädchen dabei. Die fickte ich zwei Stunden lang vor allen anderen. Am nächsten Morgen holte man mich ins Studio zum Drehen, und dann habe ich damit nicht mehr aufgehört.
Bis vor zwei Jahren, als Sie endgültig Ihren Job aufgegeben haben. Hat Ihr bestes Stück Sie im Stich gelassen?
Von wegen! Vor meinem Ausstieg habe ich’s drei, vier Stunden ohne Pause gemacht. Und ich würde das immer noch hinkriegen. Wenn du heute von einem der Jungen verlangst, er soll mehr als eine Stunde einen hochkriegen, dann sagt der: „Fuck you, ich arbeite nicht mehr für dich!“
Was ist das Geheimnis eines vierstündigen Ständers? Viagra?
Das nehmen die Jungen, besonders wenn sie mal länger ranmüssen. Oder sie lassen sich was spritzen, damit ihr Schwanz so fest wird wie eine Flasche. Das habe ich nie gebraucht. Auch keine Drogen. Nicht mal Kokain oder Alkohol. Ich habe mich immer gesund ernährt, habe mir die Energie aus dem Sport geholt. Ich kann eineinhalb Stunden am Stück laufen und trainiere regelmäßig im Fitness-Studio. Wobei ich zugeben muss, nach drei, vier Stunden Sex ist Schluss. Aber es reicht ja schon, wenn du eine gute Szene hinkriegst.
Nicht jeder, der viel Sport macht und auf seine Ernährung aufpasst, ist zu sexuellen Höchstleistungen fähig. Da muss doch noch was dazukommen.
Leidenschaft! Wenn ein Dreh anstand, war ich immer schon am Vortag aufgeregt. In der Nacht zuvor bin ich aufgewacht und habe mir ausgemalt, dass ich ganz fantastisch spielen werde. Die Leute sagten mir immer: Du siehst so aus, als würdest du lieben, was du tust.
Dann hätten Sie ja nicht aussteigen müssen.
Das Problem war, dass es immer schwieriger wurde, diesen Job zu machen und gleichzeitig eine Familie zu haben. Die ist mir immer noch das Wichtigste. Sie gibt mir mein Glück, nicht der Beruf. Hinzu kam noch was anderes: Ich merkte, dass ich nach Sex süchtig war. Ich hatte keine Kontrolle mehr darüber. Es war deshalb Zeit, „Basta“ zu sagen. Vor zehn Jahren hatte ich ja schon mal versucht aufzuhören und bin dann wieder zurückgekommen. Erst jetzt habe ich mich davon lösen können. Dabei hat es mir auch geholfen, diesen Dokumentarfilm zu drehen.
Vermissen Sie nichts? Hunderte von Frauen, mit denen Sie schlafen konnten?
Ich mochte zwar die Atmosphäre beim Dreh, wenn ich mir bestimmte Szenen einfallen lassen konnte. Aber in der heutigen Branche macht man Sex nicht mehr so wie ich. Diese Leute haben keine Leidenschaft, sie sind wie Maschinen.
Woher kommt das?
Die neue Generation ist mit Pornos aufgewachsen, deshalb hat sie keinen Hunger nach Sex mehr. Die Leute sind nicht mehr 100-prozentig bei der Sache. Wenn ich mit einem Mädchen Sex hatte, dann habe ich sie angeschaut, sie geküsst, an ihr gerochen. Weil die Typen heute für ihre Erektion irgendwelche Substanzen kriegen, wollen sie keine Energie mehr aufs Küssen verschwenden. Wenn ich so was sehe, krieg ich das kalte Grausen. Pornografie ist heute wie ein Zirkus.
Inwiefern?
Schauen Sie sich doch die Filme an. Die Leute geilen sich nur noch an einzelnen Körperteilen auf – die einen an Füßen, die anderen an Ärschen, die anderen an Titten. Es gibt welche, die drei Schwänze im Arsch eines Mädchens sehen wollen ...
... Das klingt schwer gesundheitsgefährdend.
Es gibt eine Firma in Prag, die ausschließlich so etwas macht. Die Mädchen schlafen mit Dildos im Arsch, damit sie morgens bereit sind. Dann ziehen sie ihn raus, und dafür stecken die Typen ihre Schwänze rein. Was mich überhaupt nicht anmacht. Man sollte das schlauer inszenieren: Das Mädchen sucht sich die drei Jungs aus und sagt: „Ich will euch in meinem Arsch, denn nur so kann ich kommen.“ Aber wenn eine den Gesichtsausdruck hat „Hoffentlich tut es nicht so weh“ – wer soll sich dazu einen runterholen?
Was geschieht mit Ihnen, wenn Sie einen Orgasmus haben? Können Sie das beschreiben?
Die meisten Leute nutzen nur zehn Prozent ihres sexuellen Potenzials. Dank meiner Pornos hatte ich unglaubliche Erfahrungen und Empfindungen, weil wir mit Sachen experimentiert haben, die Geist und Körper haben eins werden lassen. Wenn du alle Sinne einsetzt, wenn du die Haut deines Partners spürst, dann hast du einen ganz extremen Höhepunkt. Wenn der Orgasmus kommt, dann aus dem Innersten deines Körpers, nicht aus deinen Eiern. Letzteres verdient eigentlich den Namen gar nicht, das ist dann eher dieser „Lass uns die Scheiße rauskriegen“-Moment. Bei Porno-Drehs ist das häufig der Fall. Da hast du keinen Spaß, 90 Prozent der Zeit gibt es keinen Orgasmus ...
... aber irgendwann den Cum-Shot.
Wenn wir ejakulieren, dann nur, weil wir ständig auf die Prostata drücken. Du drückst und drückst, bis du fast kommst, und in dem Moment lässt du los. Aber das ist ein Kino-Orgasmus, kein echter.
Wann hatten Sie den besten Sex Ihres Lebens?
Im Job hatte ich den mit meiner Partnerin Kelly Stafford, denn wir sind beide gleich gepolt. Wir hatten die gleiche Einstellung zum Sex, wir wollten Spaß haben, gemeinsam einen bestimmten Punkt erreichen. Mein Ziel war es immer, ein Mädchen auf ein anderes Level zu bringen. Privat hatte ich viele Male guten Sex mit meiner Frau, denn sonst hätte ich sie nicht geheiratet. Das Entscheidende ist immer, dass du regelrecht mit einer Frau verschmilzt und dass jeder die Empfindungen des anderen teilt, denn dadurch werden sie viel intensiver.
War Ihre Frau je eifersüchtig?
Das war mein Hauptproblem. Sie hat nichts gesagt, aber wenn ich vom Job nach Hause kam, schaute ich in ihr Gesicht. Und darin habe ich oft gelesen: „Mach dir keine Sorgen. Alles ist okay. Ich vergebe dir.“ Das ist 23 Jahre lang so gegangen. Es hat mich innerlich getötet. Denn ich habe nie geglaubt, dass es ihr nicht wehgetan hat.
Was wäre gewesen, wenn sie selbst Pornos gedreht hätte?
Das hat sie ja. Ich wollte, dass sie mit anderen Männern dreht, aber ihre Antwort war: „Die sind doch alle hässlich.“ Sie hat dann einen Film mit mir gemacht, aber sie ist kein Porno-Star. Sie hat alle Leute aus dem Zimmer verbannt, abgesehen vom Kameramann. Es war sehr real, sehr erotisch.
Ihre beiden Söhne sind jetzt 17 und 20 Jahre alt. Wann haben die zwei begriffen, was ihr Vater beruflich macht?
Das haben sie schon als Kleinkinder erfahren, als sie mit mir zu den Porno-Oscars nach Cannes gefahren sind. Da sahen sie mich inmitten lauter Mädchen mit Titten, dann war ihnen klar: Das ist Papas Welt.
Was würden Sie sagen, wenn sie Ihrem Beispiel folgen?
Das wollen sie nicht. Ich habe das schon mit ihnen abgecheckt.
Und falls sie ihre Meinung ändern?
Wenn sie mit der richtigen Leidenschaft an die Sache rangehen wollen, würde ich ihnen alles beibringen. Aber falls sie das nur tun, weil ich das gemacht habe, dann würde ich ihnen sagen, dass es nichts Schlimmeres gibt.
Wieso? Sie sind doch das Paradebeispiel dafür, wie man als Porno-Star reich und berühmt werden kann.
Ich rate allen ab, Pornos zu drehen, nur um Geld zu verdienen. Wenn sich jemand dafür begeistert und mal so eine Erfahrung sammeln will – das ist in Ordnung. Aber wenn du Geld und Sex zusammenbringst, ruinierst du dein Leben. Denn es ist sehr schwierig, dazwischen wieder einen Trennstrich zu ziehen. Viele, denen ich das gesagt habe, wollten es mir nicht glauben. Aber ich habe so viele Leute in der Branche gesehen, mit denen es ein schlechtes Ende nahm.
Was heißt das?
Die meisten werden drogensüchtig. Es gibt so viele, die ganz sauber und normal mit dem Job anfangen, häufig Studentinnen und Studenten, die sich ihre Ausbildung oder eine Wohnung finanzieren wollen. Aber die Leute in der Branche geben ihnen dann etwas Stoff, damit sie ein bisschen Spaß haben, und ganz langsam bleiben sie in der Scheiße stecken. Das habe ich zum Glück vermieden. Aber einige von den Leuten, die mit mir angefangen haben, haben sich wegen der Drogen umgebracht.
Es heißt, ein Priester habe Sie schon früh davor gewarnt, Ihre Seele dem Teufel zu verkaufen. So weit hergeholt ist das ja dann nicht.
Du kannst es schaffen, in diesem Job zu überleben. Du brauchst nur eine Vision von gutem Sex. Und die hatte ich.
Und wie kann ein Normalverbraucher guten Sex haben?
Indem er seinem Partner in die Augen schaut. So einfach ist das. Die Stellung ist gleichgültig – stehend, liegend oder von hinten, Hauptsache, du baust zum anderen eine echte Verbindung auf.
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